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Dachauer Klinikchefs geraten in Bedrängnis

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Eingang Klinik Dachau Helios
Fragen rund um die jüngsten Vorkommnisse im Helios Amper-Klinikum Dachau stellten die Kreisräte in der jüngsten Sitzung des Kristags. © Habschied

Die Dachauer Kreisräte haben in der Freitagssitzung wie berichtet schwere Vorwürfe gegen die Klinikleitung des Helios Amper-Klinikums Dachau erhoben. Es ging um die Zustände in der Gynäkologie, mangelnde Kommunikation, eklatanten Fachkräftemangel und das ständige abgemeldet sein des Dachauer Krankenhauses.

Dachau – Weil der Landkreis Dachau 5,1 Prozent Anteile an der Amper-Kliniken AG besitzt, kommt der Jahresbericht über das Helios Amper-Klinikum Dachau im Kreistag aufs Tableau. Keine große Sache. Der Klinikchef nennt jede Menge Zahlen – und das war’s. Am vergangenen Freitag lief der Termin anders ab. Klinik-Geschäftsführer Florian Aschbrenner hatte sich das schon gedacht und zur Verstärkung seinen Ärztlichen Leiter Prof. Dr. Hjalmar Hagedorn sowie den leitenden Oberarzt der Nothilfe Dr. Alexander von Freyburg mit aufs Podium gebeten. Denn nach einem Bericht in den Dachauer Nachrichten vor wenigen Tagen über die miserablen Zustände in der Gynäkologie bzw. Geburtshilfe-Station sowie den eklatanten Personalmangel befürchtete das Trio, von den Kreisräten gewaltig in die Mangel genommen zu werden. Aschbrenner hatte die Lage richtig eingeschätzt. Die Szene, um Friedrich Schiller zu zitieren, wurde zum Tribunal.

Dr. Frank Sommerfeld (FDP), der als Orthopäde und Unfallchirurg eng mit der Klinik zusammenarbeitet, stellte voran, dass die Klinik exzellente Fachabteilungen, wie zum Beispiel die HNO, Onkologie, Neurochirurgie oder auch die Radiologie habe. Auch die anderen Abteilungen würden über dem Durchschnitt liegen – und das nicht zuletzt darum, da die Mitarbeiter dieses erarbeiten. Doch er beklagte, dass das Haus dauernd abgemeldet sei. „Die machen schon Witze. Wenn ich in den Gremien in Fürstenfeldbruck sitze, heißt es: Gibt’s Dachau überhaupt noch? Die fahren immer dran vorbei nach Fürstenfeldbruck“, so Sommerfeld. Bürger hätten ihm zudem gesagt, dass die Klinikbediensteten „total überarbeitet“ seien.

Grünen-Fraktionssprecherin Marese Hoffmann trug einen ganzen Fragenkatalog vor. Darin hieß es etwa: Warum wurde der Klinikbeirat bzw. Landrat Stefan Löwl als Mitglied des Aufsichtsrates nicht bereits kurz nach der fristlosen Kündigung des Chefarztes der Gynäkologie, Professor Florian Ebner im August informiert? Hoffmann dazu: „Anscheinend waren die Vorwürfe so gravierend, dass Ebner nach einer OP sofort sein Dienstzimmer räumen musste und seitdem Hausverbot hat. Das heißt, er konnte noch nicht einmal den OP-Bericht zu Ende bringen.“ Warum, wollte Hoffmann wissen, seien die Kreisräte erst zwei Monate später aus der Presse benachrichtigt worden, welche Missstände seit dieser Zeit auf der Gynäkologie bzw. Geburtshilfe Station herrschten, „die laut Aussagen der Assistenzärzte zum Teil lebensbedrohlich für die Patientinnen hätten sein können“?

„Man spürt an dem Fragenkatalog der Kollegin Hoffmann, dass ein bisschen Druck im Kessel ist“, drückte sich CSU-Fraktionschefin Stephanie Burgmaier zunächst vorsichtig aus, wobei sie allerdings nachschob, dass sie mit Klinik-Mitarbeitern gesprochen habe. „Es waren irritierende Berichte, teilweise auch schockierend für uns“, so Burgmaier.

Wolfgang Moll (Wir) meinte, es gehe um die Grundversorgung. Wenn er höre, es werde abgemeldet, wie wenn „man eine Kneipe zugesperrt oder eine Pommesbude nicht mehr belegt werden kann, dann ist das für mich verstörend“!

Jonathan Westermeier (Die Linke/Die Partei) schließlich prangerte die angespannte Personalsituation am Dachauer Krankenhaus an. „Es ist fast schon zum Volkssport geworden, auf den Fachkräftemangel zu verweisen“, meinte er. Es brauche „kein kostenloses Obst“ oder „Abwerbeprämien“, sondern die Klinikleitung müsse höhere Löhne zahlen.

Von Freyburg ging auf die Probleme mit der Abmeldung ein. Die Intensivstation und die Intensivüberwachungspflege, „also unsere beiden hochwertigen Stationen“ seien sehr häufig abgemeldet, gab er zu. „Wir haben das mal mit den Vorjahren und den anderen Kliniken verglichen. Sie sind mit den anderen Kliniken eigentlich identisch“ so der Chefarzt. Zum anderen, so von Freyburg, sei in den vergangenen Jahren durch den Fachkräftemangel die Anzahl der betreibbaren Betten zurückgegangen.

Landrat Stefan Löwl ergänzte, dass das Dachauer Krankenhaus zukünftig weniger Betten haben werde. Das würden alle Krankenhäuser. Löwl: „In München sind ganze Stationen abgemeldet.“ Der Landrat verwies darauf, dass deutschlandweit alleine 4000 Intensivbetten in den zurückliegenden Jahren abgebaut worden seien, „weil das Personal nicht mehr da ist“. Löwl trat überdies den Befürchtungen entgegen, dass die Gynäkologie bzw. die Geburtshilfe in Dachau aufgelöst wird. Die bestehenden Fachabteilungen seien vertraglich gesichert. „Sie können nicht ohne unsere Zustimmung weggehen oder aufgelöst werden.“

Zur Entlassung von Prof. Ebner und den damit einhergehenden Missständen in der Gynäkologie nahm der Ärztliche Leiter Stellung. „Wir hatten parallel in dieser Zeit eine sehr hohe Krankheitsquote bei den Fachärzten“, so Hagedorn. Es habe einen Plan B gegeben – „mit den niedergelassenen Ärzten in der Gynäkologie und mit den Kollegen in Pasing“. Dem Vorwurf, dass Patienten gefährdet gewesen seien, „muss ich vehement widersprechen. Es war immer ein Facharzt greifbar, rufbereit bzw körperlich anwesend“. Dass die Klinik die Gynäkologie und die Geburtshilfe teilweise abmelden musste, sei „die Konsequenz aus dem Fachmangel“. Im Bereich der Gynäkologie, so ergänzte Geschäftsführer Aschbrenner, „sind wir nach wie vor exzellent aufgestellt“. Er versprach zudem Ebners Stelle nachbesetzen zu wollen.

Wolfgang Moll machte am Ende der Sitzung klar, dass die Kreisräte der Leitung des Dachauer Krankenhauses auch in Zukunft auf die Finger sehen werden. „Sie können sich darauf verlassen, wir werden auch diesen Sachen nachgehen und wir werden erst Ruhe geben, wenn wir für uns zufriedenstellende Antworten haben“, so Moll in Richtung Klinikchefs.

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