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Krankenhaus GmbH: Deutschlandweite Vorbildfunktion

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Mit Millioneninvestitionen wurde der Krankenhausstandort Weilheim gerade erst umfassend modernisiert – etwa durch die Anschaffung neuer OP-Roboter. Nun stellt sich die Frage, wie lange hier noch ein Krankenhaus steht. ARCHIV
Mit Millioneninvestitionen wurde der Krankenhausstandort Weilheim gerade erst umfassend modernisiert – etwa durch die Anschaffung neuer OP-Roboter. © Foto: KKH GmbH/Archiv

60 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland rechnen für das Jahr 2021 mit wirtschaftlichen Verlusten. Das ergibt das aktuelle Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Wie sieht die Lage bei der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH aus?

Landkreis – Geschäftsführer Thomas Lippmann redet nicht um den heißen Brei herum, wenn er auf die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Krankenhaus GmbH zu sprechen kommt: „Ohne die Leerbettenfinanzierung hätte das in einem finanziellen Desaster geendet, hätte ich fast täglich bei Landrätin und Kreiskämmerer um Hilfe bei der Aufrechterhaltung der Liquidität bitten müssen“, sagt er.

Die „Leerbettenfinanzierung“ wurde vom Bund bezahlt, als corona-bedingt planbare Operationen abgesagt werden mussten, um Betten für die Behandlung von Covid-Patienten vorzuhalten. Sie lief zwischendurch aus, wird aber mittlerweile wieder gezahlt.

„Das hat uns gerettet, ist aber dennoch ungut, weil es zeigt, dass die Krankenhausfinanzierung so nicht funktioniert“, so Lippmann. Prof. Norbert Roeder, der das Gutachten zur Zukunft der Krankenhaus GmbH erstellt hat (wir berichteten), gibt ihm Recht: „Die Finanzierung der Krankenhäuser muss überarbeitet werden.“ Durch die Einführung der Fallpauschalen verdienen die Krankenhäuser nur Geld, wenn sie Patienten behandeln. „Die Kosten laufen aber auch weiter, wenn keine Patienten behandelt werden. Und gerade die Pandemie hat gezeigt, dass man auch Kapazitäten vorhalten muss“, so Roeder.

Insbesondere Großkrankenhäuser hat die Pandemie hart getroffen

Insbesondere Großkrankenhäuser habe diese Entwicklung schwer getroffen. „Das ist eine ganz einfache Rechnung“, so Roeder weiter. Nach einer Herz-OP müsse ein Patient in der Regel einen Tag lang auf der Intensivstation behandelt werden. Ein Patient mit einem schweren Covid-Verlauf liege derweil im Schnitt 21 Tage auf der Intensivstation. „Da müssen also schlimmstenfalls 21 Herzoperationen abgesagt werden, weil kein Bett frei ist“, so der Gutachter. Operationen, die normalerweise viel Geld in die Krankenhaus-Kasse gespült hätten. Die Konsequenz: Nur 37 Prozent der Großkrankenhäuser in Deutschland machten im vergangenen Jahr Gewinne.

Aber Moment mal: Wird nicht gerade intensiv im Landkreis über den Bau eben eines solchen Großkrankenhauses diskutiert? „Von einem ,Großkrankenhaus’ redet man in der Regel bei einer Größenordnung ab 1000 Betten aufwärts. Wovon wir hier im Landkreis sprechen, ist ein Neubau mit 300 bis 350 Betten“, so Krankenhaus-Chef Lippmann. Die Bezeichnung „Großkrankenhaus“ sei missverständlich, da müsse man sich einen anderen Namen einfallen lassen.

Bei Personalausstattung deutschlandweit im Spitzenfeld

Für das Krankenhaus-Barometer wurden insgesamt 100 Krankenhäuser verschiedener Größen befragt. Die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH war nicht darunter. Das hätte zumindest bei einem Thema zu einer leichten Verschiebung des Ergebnisses geführt. Etliche der befragten Krankenhäuser meldeten auch deswegen sinkende Einnahmen, weil sie aufgrund Personalmangels Betten abmelden oder gar Stationen schließen mussten.

„Die Krankenhaus GmbH ist diesbezüglich deutschlandweit vorbildlich unterwegs“, lobte Gutachter Roeder. Da seien die Pflegeleitung und die Geschäftsführung extrem hinterher, um Personal zu finden und zu binden. „Es waren finanziell schwierige Monate, aber wir sind immer zu unserem Personal gestanden, auch wenn es zwischendurch schwierig war“, so Geschäftsführer Lippmann. Die „Leerbettenfinanzierung“ sei dahingehend sehr differenziert zu betrachten, denn nicht jedes Krankenhaus habe den gleichen Betrag erhalten. Spezialisierte Einrichtungen hätten profitiert, Krankenhäuser mit einem sehr breiten Angebot wie im Landkreis eher weniger. „Schongau zum Beispiel hat weniger Geld bekommen als Weilheim“, so Lippmann.

Viel wichtiger sei es, dass die Krankenhaus GmbH – im Gegensatz zu vielen anderen Häusern in Deutschland – ihr hauseigenes Pflegebudget mit den Krankenkassen bereits ausgehandelt habe. Die Kassen übernehmen dadurch die Kosten für das Pflegefachpersonal.

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