Zürich
Unispital verstärkt Kampf gegen Cyberattacken

Von Cyberattacken über die Coronakrise bis hin zu den geplanten Neubauten: Das Universitätsspital Zürich hat viele Baustellen, wie die Verantwortlichen an der Jahresmedienkonferenz deutlich machten. Und es schreibt rote Zahlen.

Matthias Scharrer
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Franziska Fink, Information Security Officer des Unispitals, im Gespräch mit CEO Gregor Zünd.

Franziska Fink, Information Security Officer des Unispitals, im Gespräch mit CEO Gregor Zünd.

Keystone

Cyberattacken auf Gesundheitseinrichtungen häufen sich. Die Zahl solcher Angriffe auf Schweizer Firmen nahm letztes Jahr um knapp 60 Prozent zu, wie Franziska Fink, Information Security Officer des Universitätsspitals Zürich (USZ), am Dienstag vor den Medien sagte. Betroffen seien auch Spitäler, denn dort gebe es besonders sensible Daten, und ohne IT-Vernetzung gehe fast nichts mehr. Auch wegen des potenziell hohen Patientenschadens witterten Cyberkriminelle daher bei Spitälern eine grosse Zahlungsbereitschaft.

Konkrete Zahlen dazu nannte das USZ im Rahmen seiner Jahresmedienkonferenz nicht. Nur so viel: Bis jetzt sei keine dieser Attacken erfolgreich gewesen. Fink betonte, welche Gegenmassnahmen das Spital getroffen habe: So sei ein technisches Abwehrsystem, eine Art Alarmanlage für Hackerangriffe, aufgebaut worden. Und: «Wir haben ein Kopfgeldprogramm für Softwarefehler aufgebaut.»

Anders gesagt: Ethisch saubere Hackerinnen und Hacker würden dafür bezahlt, das Computer-Sicherheitssystem des USZ zu überwinden und so Schwachstellen aufzudecken. Fink weiter:

«Das USZ ist schweizweit das erste Spital, das so ein Programm aufgebaut hat.»

Schwachstellen machten dem USZ zuletzt nicht nur im IT-Bereich zu schaffen. So sorgten Fälle einzelner Professoren, die in die eigene Tasche wirtschafteten, wiederholt für Schlagzeilen. Mehrere Spitalratsmitglieder, darunter auch Präsident Martin Waser, nahmen deswegen den Hut. Sein Nachfolger André Zemp betonte, das USZ habe inzwischen einen Kulturwandel eingeläutet.

Mit Workshops seien dabei die Werte des USZ verstärkt thematisiert worden. «Fast alle Mitarbeitenden verhalten sich korrekt», sagte Zemp. Aber es gebe Einzelpersonen, die dies nicht täten. «Das wollen wir nicht mehr tolerieren.» Konkret müssten Mitarbeitende nun beispielsweise Nebenbeschäftigungen transparent ausweisen.

Auch werden die Löhne der Kaderärzte gedeckelt. Sie dürfen pro Jahr eine Million Franken nicht überschreiten. So sieht es das vom Kantonsrat revidierte Spitalfinanzierungsgesetz vor, das per 1. Januar 2023 in Kraft tritt.

Coronapatienten aus 21 Kantonen lagen auf der USZ-Intensivstation

Stark gefordert war und ist das USZ auch wegen der Coronapandemie. So behandelte das Spital im Jahr 2021 insgesamt 1020 Coronapatienten stationär, knapp 100 mehr als im ersten Pandemiejahr. 249 Coronapatienten mussten auf die Intensivstation des Unispitals. Ihr Durchschnittsalter betrug 58 Jahre. Sie stammten aus 21 Kantonen. Die Corona-Intensivpatienten im USZ waren 2021 durchschnittlich um fünf Jahre jünger als 2020, wie USZ-CEO Gregor Zünd sagte.

Trotz der Zusatzbelastung durch Covid-19-Patienten habe das Unispital praktisch gleich viele Transplantationen durchgeführt wie vor der Pandemie. Allerdings kam es während der fünf Pandemiewellen zu weniger elektiven Eingriffen, wie das USZ weiter mitteilte.

Während in der ersten und zweiten Welle primär die Infrastruktur der Engpass gewesen sei, waren es seither eher die personellen Ressourcen. So fehlten dem USZ am Dienstagmorgen wegen Corona 76 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie CEO Zünd sagte. Bislang hätten über 5000 USZ-Mitarbeitende eine Boosterimpfung gegen Corona erhalten. Insgesamt arbeiten über 8400 Menschen für das Spital.

14 Millionen Verlust bei 1,5 Milliarden Umsatz

Dessen Jahresumsatz belief sich 2021 auf knapp 1,5 Milliarden Franken. Zwar stiegen die Erträge; dennoch resultierte am Jahresende ein Verlust von rund 14 Millionen Franken. Die USZ-Verantwortlichen betonten, dass die heutigen Tarife für den wachsenden Anteil ambulanter Behandlungen die Kosten nicht decken. Daher müssten sich die Rahmenbedingungen bei der Finanzierung ändern. Angesprochen sind damit die Fallpauschalen, die die Spitäler mit den Versicherern und der Politik aushandeln. Die Eigenkapitalquote des USZ sinkt durch den 14-Millionen-Verlust leicht ab auf 60 Prozent.

USZ-Finanzchef Vano Prangulaishvili bezeichnete dies als guten Wert, auch im Hinblick auf die geplanten Neubauten des Spitals. Die Baueingabe für den Campus Mitte, der angrenzend an das heutige USZ-Hauptgebäude und den Spitalpark entstehen soll, ist inzwischen laut Zünd erfolgt. Ende dieses Jahres sollen dafür bestehende Gebäude abgebrochen und 2028 die neuen Gebäude bezogen werden.