Die Schicht vom 14. auf den 15. September 2001 vergisst wohl niemand, der auf der kardiochirurgischen Intensivstation 211 des Klinikums Oldenburg arbeiten musste. In der Erinnerung von Pflegern und Ärzten galt sie als die „Horrornacht“ oder das „schwarze Wochenende“, an dem drei Patienten starben und sechs weitere mehrmals reanimiert werden mussten. Nach diesem Dienst war klar: Die Station hatte ein Problem. Hier kamen zu viele Menschen ums Leben. Doch woran lag das?
Bereits in den Wochen und Monaten zuvor bemerkten Mitarbeiter einen erhöhten Verbrauch von Kalium. Die Substanz kann bei entsprechender Dosierung tödlich wirken. Nach dem besagten Wochenende bat der Chefarzt der Station, Professor Otto D., den Pflegestationsleiter N., eine Liste zu erstellen. Er sollte zählen, welche Pfleger bei Reanimationen und Todesfällen anwesend waren. Bernd N. addierte. Niels Högel kam auf 18 Striche, der nächste Pfleger hatte zehn Einsätze. Der Verdacht war klar – und der Kollege erhielt einen Spitznamen: „Todes-Högel“ nannten ihn jetzt die Pfleger und Schwestern, wenn sie über den damals 24-jährigen Mann sprachen. So haben es die Polizisten der Soko „Kardio“ 2018 ermittelt. An dieser Stelle entschieden sich leitende Mitarbeiter des Klinikums, die Sache herunterzuspielen und totzuschweigen – mit verheerenden Folgen.