15.02.2022 | St.-Marien-Hospital Marsberg
Multi-Medikation in der Altersmedizin: Speziell ausgebildete Apothekerinnen prüfen im Dialog mit dem Facharzt Einnahmepläne aller Patienten in der Geriatrie.
Als die 83jährige Irmgard Pollmann mit einer Rippenfellentzündung im St.-Marien-Hospital eingeliefert wird, machen ihr zusätzlich diverse Vorerkrankungen zu schaffen. Unter anderem aufgrund von Herzrhythmusstörungen nimmt sie Medikamente ein.
Apothekerin Franziska Herrmann
ist spezialisiert auf Arzneimitteltherapiesicherheit (ATMS) – das heißt, sie
kennt sich ganz genau aus mit unerwünschten Wirkungen von Medikamenten und
Wechselwirkungen von Wirkstoffen. Der individuelle Medikationsplan eines
Patienten wird daher auf diese Problembereiche hin analysiert. „Gerade ältere Patienten
nehmen oft viele verschiedene Arzneimittel ein, so dass potentielle Nebenwirkungen
und Wechselwirkungen stark zunehmen können“, so Herrmann. Überdies wirken Medikamente
bei älteren Patienten teilweise anders als bei jüngeren Erwachsenen.
„Viele Zulassungsstudien von Medikamenten klammern ältere Patienten aus,
so dass die Studienlage diesbezüglich oft mangelhaft ist“, sagt Dr. Norbert Bradtke,
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin,
Gastroenterologie, Diabetologie und Geriatrie.
Einmal in der Woche macht sich
Franziska Herrmann oder eine ihrer Kolleginnen von Paderborn aus auf den Weg
nach Marsberg. Das Team des „paderlog“, das wie das Brüderkrankenhaus St. Josef
Paderborn zur BBT-Gruppe gehört, verteilt die Medikamente nicht nur, sondern prüft, ob sie den
Bedürfnissen und Anforderungen der einzelnen Patienten entsprechen
Als zertifizierte ATMS-Managerin
berät sich Franziska Herrmann mit dem behandelnden Facharzt. In der gemeinsamen
Fallbesprechung wird analysiert, ob der Einnahmeplan den Bedürfnissen der
Patientin entspricht oder ob er angepasst werden sollte. „Wir prüfen, ob Dosis
oder Wirkstoffe stimmen“, betonen Franziska Herrmann und Dr. Norbert Bradtke. Der
Patientin wird erklärt, warum und wann sie
welches Medikament einnehmen soll und was zum Beispiel der Zeitpunkt der
Einnahme vor oder nach einer Mahlzeit für eine Bedeutung hat“, sagen Bradtke
und Herrmann. „Patienten, die über ihre
Erkrankung und deren Behandlung gut informiert sind, zeigen oft eine viel
größere Therapietreue“, ergänzt Norbert Bradtke.
Bei Irmgard Pollmann können die Dosierungen vieler Arzneien
im Verlauf ihres Krankenhausaufenthalts reduziert werden. Die
Wassereinlagerungen nach der akut verschlechterten Herzfunktion und die Rippenfellentzündung
haben sich zurückgebildet, der Allgemeinzustand hat sich verbessert. Demnächst
kann die Patientin entlassen werden.
„Dass die Mitarbeiterinnen aus der Pflege zu einer
wunderbaren zwischenmenschlichen Begegnung beigetragen haben, hat großen Anteil
an meiner Genesung“, Irmgard Pollmann strahlt über das ganze Gesicht: In den
Pfarrnachrichten, die auf Station ausliegen, las sie einen Artikel über ihren
Neffen. Den hatte sie seit 37 Jahren nicht gesehen. Das Team der Pflege
organisierte ein Wiedertreffen auf der Station. „Karl-Heinz in meine Arme zu
schließen war ein Geschenk“, sagt die Seniorin.
Apothekerin Franziska Herrmann und Norbert Bradtke
freuen sich, dass Irmgard Pollmann ihren
Weg zurück in ein möglichst selbstgestaltetes Leben gefunden hat. Den Wert
einer stabilen psychischen Verfassung, hier unterstützt durch das Wiedersehen
eines Familienmitglieds, stufen sie hoch ein: „Positive Emotionen helfen bei
der Genesung jedes Patienten.“
paderlog: mehr als eine Krankenhausapotheke
Das paderlog -
Zentrum für Krankenhauslogistik und Klinische Pharmazie ist ein führender
Anbieter klinisch-pharmazeutischer Dienstleistungen in Ost-Westfalen. Als
Logistikzentrum und Krankenhausapotheke am Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn
versorgt das paderlog 22 Krankenhäuser mit 4.300 Betten. Die Versorgung umfasst
neben Arzneimitteln auch Medizinprodukte sowie Investitionsgüter. Die
Krankenhausapotheke ist nach DIN EN ISO zertifiziert und Weiterbildungsstätte
für Klinische Pharmazie und Arzneimittelinformation.