Schließung der Geburtsstationen im Land

Warum wird es im Kreißsaal still?

Hierzulande werden mehr Kinder geboren als vor zehn Jahren. Dennoch schließen viele Kliniken ihre Kreißsäle: 2021 in Attendorn und Ibbenbüren, in Kürze in Paderborn und in Borken. Warum ist das so?

So manche werdende Mutter und auch so manchen werdenden Vater treibt diese Sorge um: „Schaffen wir es, wenn es so weit ist, rechtzeitig bis zur Klinik?“ In und um Attendorn im Sauerland zum Beispiel: In der 24.000 Einwohner zählenden Kommune schloss kürzlich die dortige St. Barbara-Klinik ihre Geburtsstation und die Gynäkologische Abteilung. Für immer.

Die Nachricht sorgte in der Bevölkerung der Hansestadt für Entsetzen und für misstrauische Fragen. Denn die St. Barbara-Klinik war erst 2014 von der Helios Kliniken GmbH übernommen worden, einem Konzern mit allein in Deutschland rund 90 Kliniken.

"In Attendorn landet kein Storch mehr"

Auf die Gewinnorientierung der GmbH zielte dann auch prompt eine Protestaktion. Unbekannte hatten kurz nach Bekanntwerden der Schließung Wäscheleinen durch die Attendorner Altstadt gespannt. Daran baumelten Babystrampler und Protestschilder mit Sprüchen wie: „In Attendorn landet kein Storch mehr“, „500 Kinder sind zu wenig“ oder auch „Wenn Geburten sich nicht mehr lohnen …“. Und auf einem anderen: „Unsere Gesundheit soll nicht gewinnbringend sein.“

Die Klinikleitung widersprach. Die Geburts­abteilung werde „ausdrücklich nicht aus mangelnder Wirtschaftlichkeit“ geschlossen, teilte sie mit und verwies auf „die personelle Situation im ärztlichen Dienst“. Lücken könnten nicht nachbesetzt werden, auch nicht durch den Einsatz von Honorarkräften. Es habe zwar viele Unterstützungsangebote gegeben, dennoch gebe es für Gynäkologie und Geburtshilfe keine langfristige Perspektive. Die Klinik sah sich nicht in der Lage, „die für eine sichere Versorgung von Schwangeren festgelegten Strukturanforderungen zuverlässig zu erfüllen und die hohe medizinische Qualität zu sichern“.

Attendorn ist nicht allein. Auch...