Räumlichkeiten im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld sind am Mittwoch im Zusammenhang mit Vergewaltigungsvorwürfen gegen einen Arzt durchsucht worden. Man habe Unterlagen gesichert, deren Auswertung werde einige Zeit in Anspruch nehmen, berichteten die Duisburger Staatsanwaltschaft und die Polizei in Bielefeld. Hintergrund der Durchsuchung seien Ermittlungen gegen mehrere Verantwortliche des Klinikums unter anderem wegen des Verdachts der Beihilfe zur Vergewaltigung durch Unterlassen. Das "Westfalen-Blatt" hatte zuvor über die Aktion berichtet.

Ein Assistenzarzt soll im Klinikum mehrere Patientinnen betäubt und vergewaltigt haben. Er hatte sich nach seiner Festnahme im Herbst 2020 in der Untersuchungshaft das Leben genommen. Seine Dienstvorgesetzten sollen von Patientinnen bereits 2019 über Auffälligkeiten unterrichtet worden sein, schilderte die Duisburger Behörde. Sie sollen den Hinweisen aber nicht nachgegangen sein, wodurch sie "die Begehung weiterer Taten ermöglicht" hätten. Es bestehe der Verdacht, dass die Vorgesetzten es "pflichtwidrig unterlassen haben, geeignete Maßnahmen zur Aufklärung des Sachverhalts zu treffen."

Ein Verfahren gegen einen Geschäftsführer und zwei leitende Ärzte der Klinik war zwar im Mai 2021 von der Staatsanwaltschaft in Bielefeld zunächst eingestellt worden. Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht beziehungsweise Körperverletzung durch Unterlassung seien nicht sicher festgestellt worden, hieß es damals. Das NRW-Justizministerium hatte aber im Herbst 2021 die Duisburger Staatsanwaltschaft mit der Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Klinik-Verantwortliche beauftragt.

Seitdem seien "sämtliche identifizierten Opfer über den Missbrauch" informiert worden - in enger Abstimmung mit der Beauftragten für den Opferschutz des Landes NRW. Am Mittwoch habe man bei der Durchsuchung unter anderem die Personalakte des Assistenzarztes sowie "Unterlagen im Zusammenhang mit der krankenhausinternen Überprüfung der Tätigkeit des Assistenzarztes" aufgefunden.

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