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Streit um neue Neurologie Ammerland-Klinik zieht gegen Krankenhauserweiterungen in Leer und Lingen vor Gericht

Erst im vergangenen Monat ausgezeichnet: Das Team der Stroke-Unit und die Klinikleitung mit dem wichtigen EU-Zertifikat.

Erst im vergangenen Monat ausgezeichnet: Das Team der Stroke-Unit und die Klinikleitung mit dem wichtigen EU-Zertifikat.

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Ammerland - Riesenstreit im Gesundheitswesen: Die Ammerland-Klinik will gegen die Erweiterung der Krankenhäuser in Leer und Lingen vor Gericht ziehen. Hintergrund ist die überraschende Entscheidung der Landesgesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD), dass Leer und Lingen den Aufbau neurologischer Fachabteilungen erlaubt. Am 18. Februar hatte sie grünes Licht für die jeweils 30 neuen Betten in Leer und Lingen gegeben.

Landrätin kritisiert

Doch ob und wann die Klinikerweiterung kommt, steht nun in den Sternen. „Wir können diese Entscheidung entgegen aller Empfehlungen nicht nachvollziehen und werden definitiv gerichtliche Schritte einleiten“, so Landrätin Karin Harms. Der Landkreis ist Träger der Klinik.

Nicht nur im Ammerland sieht man die Erweiterung in Leer kritisch. Krankenkassen hatten immer wieder Bedenken geäußert. Und auch die Trägergesellschaft der Kliniken Emden, Aurich und Norden sieht die Entscheidung kritisch. Auch hier gibt es Klage-Überlegungen.

Kliniken geschwächt?

Was ist der Grund für den Aufschrei gegen Leer? „Hier wurde die mehrfache Empfehlung des Krankenhausplanungsausschusses sowie die medizinische Expertise zahlreicher Gutachter klar ignoriert.

Der Gesetzgeber sowie die Enquete-Kommission möchten die vorhandenen Zentren stärken, um somit eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sicherzustellen. Jetzt passiert genau das Gegenteil – die leistungsstarken Neurologie-Krankenhäuser werden geschwächt“, erklärt Landrätin Harms.

7800 Schlaganfälle

Im bestehenden Neurovaskulären Netzwerk Nord-West wird die neurologische Expertise von neun Krankenhausträgern, die seit Jahrzehnten über neurologische Fachabteilungen verfügen, gebündelt. Im Jahr 2020 wurden in diesen Einrichtungen u.a. fast 7800 Schlaganfälle behandelt.

Auch die Auswertung des Schlaganfallregisters unterstreiche, dass die Qualität der Akutversorgung von Schlaganfällen durch die bestehenden neurologischen Zentren in Hinblick auf die wesentlichen Qualitätsindikatoren über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegt.

Erst im Februar hatte die Stroke-Unit der Ammerland-Klinik eine europaweite Zertifizierung bestanden. In Deutschland haben gerade mal drei Prozent der Kliniken diesen Standard.

Kampf um Fachkräfte

„Demnach gibt es fachlich und sachlich keinen Grund, weitere neurologische Abteilungen aufzubauen“, sagt Axel Weber, Hauptgeschäftsführer der Ammerland-Klinik. „Meine größte Sorge hierbei ist der bereits bestehende Fachkräftemangel, der sich durch diese Entscheidung und die damit einhergehende Verteilung des vorhandenen Personals auf zu viele Standorte weiter verschärfen wird. Die Nachfrage an Fachpersonal wird steigen, die offenen Stellen jedoch nur schwer zu besetzen sein.“

Politische Entscheidung?

Wurden etwa politisch hinter den Kulissen Strippen gezogen? So kommentierte die einflussreiche SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Johanne Modder, die Entscheidung für Leer so: „Ich freue mich, dass sich die Anstrengungen für den Standort Leer letztendlich ausgezahlt haben. Den Fehlbedarf an neurologischen Betten in der Region Weser-Ems können wir mit der nun feststehenden Planung stark verringern.“ Modder, deren Wahlkreis Leer/Borkum ist, dankte dann auch „ausdrücklich“ ihrer Parteifreundin Behrens „für diese mutige und richtige Entscheidung“.

Bereits seit 2014 hatte das Klinikum Leer immer wieder Anträge für den Aufbau einer Neurologie mit Stroke-Unit eingereicht. Im November 2021 gab es dann zum dritten Mal in Folge kein klares Votum vom niedersächsischen Krankenhausplanungsausschuss.

Jasper Rittner
Jasper Rittner Chefreporter Oldenburg-Stadt/Ammerland
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