Der Rehaklinik geht es nach überstandener Insolvenz und Corona-Phase nicht eben rosig, da kam letzte Woche eine weitere böse Überraschung: Die Klinik sieht sich einer Millionenforderungen der Rentenversicherung gegenüber. Das war ein wichtiges Thema beim Besuch von Andreas Schwarz, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Landtag, in Bad Säckingen am 3. Juni. Er informierte sich nicht nur über die finanziellen Nöte des Gesundheitscampus, er schaute sich auch die benachbarte Rehaklinik an.

Andreas Schwarz war auf Einladung des Waldshuter Landtagsabgeordneten Niklas Nüssle und der Bad Säckinger Grünen-Chefin Ruth Cremer-Ricken nach Bad Säckingen gekommen. Daniel Schlittenhardt, Ärztlicher Direktor der Rehaklinik, und Bürgermeister Alexander Guhl nutzten den Besuch, um auf die Schwierigkeiten der Rehabilitation aufmerksam zu machen. Das Rehaklinikum ist die letzte Kassen-Klinik in Bad Säckingen und gehört mehrheitlich der Stadt. Sie hat vor Corona eine schwierige Insolvenzphase durchgestanden, litt dann in der Corona-Pandemie und sieht sich nun einer Rückforderung der Rentenversicherer gegenüber. Eine Millionen Euro an Corona-Hilfen soll die Rehaklinik zurückzahlen.

Der Ärztlichen Direktor des Rehaklinikums Bad Säckingen, Daniel Schlittenhardt: Ein Sterben von Rehabilitationseinrichtungen muss ...
Der Ärztlichen Direktor des Rehaklinikums Bad Säckingen, Daniel Schlittenhardt: Ein Sterben von Rehabilitationseinrichtungen muss verhindert werden | Bild: Kanele, Susanne

Der Bescheid der Deutschen Rentenversicherung flatterte erst wenige Tage vor dem Schwarz-Besuch ins Rathaus. Die Summe, so sagte Guhl, habe man zwar zurückgelegt. Dennoch will die Rehaklinik diese Forderung nicht einfach hinnehmen. Auch andere Kliniken seien betroffen. Die Bad Säckinger Rehaklinik werde sich zusammen mit anderen Häusern an einer Klage der Deutschen Krankenhausgesellschaft beteiligen.

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Chefarzt Schlittenhardt und Bürgermeister Guhl sprachen angesichts der Haltung der Rentenversicherer von einem „unfairen Vorgehen“. Denn während die Rentenversicherer ihre eigenen Rehahäuser zu 100 Prozent auslasten würden, erhielten die Rehakliniken mit privaten Betreibern weit weniger Zuweisung.

Politik soll auf Rentenversicherer einwirken

Die Politik, so der Appell von Bürgermeister und Chefarzt, solle auf die Deutsche Rentenversicherung einwirken. Ein Sterben von Rehabilitationseinrichtungen müsse verhindert werden. Guhl: „Die Rehabilitation hat nur eine Zukunft, wenn die Häuser auch überleben.“ Gerade am Bad Säckinger Beispiel machte Chefarzt Schlittenhardt die bedeutende Kombination von Rehabilitation und Prävention deutlich. Andreas Schwarz sicherte zu, die Lage der Rehabilitations- und Präventionseinrichtung in Stuttgart zu thematisieren. Er werde mit dem Geschäftsführer der RV Baden-Württemberg telefonieren, meinte der Fraktionschef, „er ist ein Namensvetter, er heißt auch Andreas Schwarz“.

Das erhält eine Rehaklinik pro Tag für einen Patienten

Der Tagessatz ist laut Daniel Schlittenhardt ein gutes Beispiel für den engen finanziellen Spielraum in der Reha. Pro Patient erhalte die Klinik einen Tagessatz von 145 Euro – „das ist all inclusive“, so Schlittenhardt. Enthalten seien Kost und Logis, medizinische und therapeutische Behandlungen, außerdem müssten davon auch Gebäudeunterhaltung und Investitionskosten bestritten werden. Nicht zuletzt deshalb seien große Modernisierungsmaßnahmen an der Rehaklinik nicht denkbar. Da müsse das Haus halt mit „seinem Retro-Charme“ punkten, meinte der Chefarzt mit eher bitterem Humor. Die Stadt gehe sowohl beim Gesundheitscampus als auch bei der Rehaklinik bis an ihre Grenzen, fügte Guhl hinzu: „Und das ist ein Tanz auf der Rasierklinge.“