Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit der externen Autorin Jana Miselke.

Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt neue Jobmöglichkeiten

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Die Schlagzeilen sind voll mit Meldungen rund um das Gesundheitswesen in Deutschland. Getitelt wird u. a. „zu teuer“, „zu ineffizient“, „zu wenig Personal“. Fakt ist: Die Versorgungsqualität könnte aufgrund des Fachkräftemangels und dem demografischen Wandel künftig leiden. Die Lösung: bessere Fachkräfteausbildung und Digitalisierung.

Apps und andere (diagnostische) Anwendungen sollen die Versorgungsqualität in Deutschland auch künftig aufrechterhalten und das Gesundheitswesen effizienter machen. © geralt (CC0 Creative Commons) / pixabay.com

Status quo: Das Gesundheitswesen ist krank

Im Gesundheitswesen beschäftigt sind ca. 5,8 Millionen Kräfte deutschlandweit. Auf den ersten Blick klingt dies viel, denn jeder achte Berufstätige in Deutschland arbeitet demnach im Gesundheits- und Pflegebereich. Doch die Zahlen täuschen, denn es fehlen bereits jetzt Zehntausende Fachkräfte.

Mehrbelastung, mangelnde Bezahlung und fehlende Wertschätzung – einige Gründe, warum immer mehr Mitarbeitende dem Gesundheitswesen den Rücken kehren und in andere Branchen abwandern. Zwar sind die Entlohnungen durch den Fachkräftemangel etwas besser geworden, doch dies ist laut Experten nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Eine Versorgungsqualität, wie wir sie in Deutschland benötigen, ist mit dem gegenwärtigen Personalbestand und dem demografischen Wandel nicht mehr lange aufrechtzuerhalten. Die Stellenangebote im Gesundheitswesen auf medi-Karriere zeigen, dass Kliniken, Praxen und andere Einrichtungen um die Gunst ihrer Fachkräfte buhlen und immer mehr Annehmlichkeiten bieten, doch die Fachkräftelücke schließt dieser Job-Poker nicht.

Experten sind sich deshalb einig, dass sich das Gesundheitswesen reformieren muss. Um das Fachpersonal zu entlasten, sind smarte Abläufe erforderlich. Das Schlüsselwort hierfür lautet Digitalisierung. Andere Länder machen es bereits erfolgreich vor, wie beispielsweise die USA oder Schweden. Hier werden längst elektronische Patientendateien genutzt, die zentral gespeichert und von jedem Behandelnden (mit Erlaubnis der Patienten) eingesehen werden können. Das spart nicht nur enormen Kommunikationsaufwand, sondern ist deutlich ressourcenschonender als die hierzulande noch immer gängige Papierverwaltung.

Digitalisierung bringt neue Jobmöglichkeiten

Geht es nach Analysten von McKinsey und anderen Experten, sollen Hightech und Digitalisierung schon bald im deutschen Gesundheitswesen Einzug halten und für mehr Effizienz und Fachkräfteentlastung sorgen. Der erste Schritt hierfür ist die elektronische Patientenakte, die ursprünglich seit 2005 in der Diskussion steht. Anfänglich für 2021 geplant, ist sie nun nach mehrjähriger Diskussion 2022 verfügbar und soll Abläufe effizienter machen – für alle.

Auf die Bremse treten vor allem Verbraucherschützer, denn sie warnen vor fehlender Selbstbestimmung der Patienten bei Leserechten der digitalen Akte. Damit ist Deutschland weiterhin europaweit Schlusslicht, was smarte Technologielösungen im Gesundheitswesen betrifft. Die Gründlichkeit und fortwährenden Diskussionen über Datenschutz und Co. ermüden das ohnehin schon gestresste Gesundheitswesen zusätzlich. Deshalb mahnen Experten zum Digitalisierungsturbo, der auch mit Unterstützung der Bundesregierung gezündet werden soll.

Projekt „digitale Gesundheit 2025“

Mit dem Projekt „digitale Gesundheit 2025“setzt sich die Bundesregierung für eine Weiterentwicklung in der digitalen Gesundheitsvorsorge ein und bringt mehr als 240 Maßnahmen hierzu auf den Plan. Ziel ist es nicht nur, die elektronische Gesundheitskarte einzuführen, sondern auch die elektronische Patientenakte sowie ein Interoperabilitätsverzeichnis zu implementieren. Überdies soll es verstärkt mobile digitale Gesundheitsanwendungen sowie ein Forschungsdatenzentrum Gesundheit geben. Auch die künstliche Intelligenz soll die Patientenversorgung in Zukunft positiv beeinflussen. Mit ihrer Hilfe werden Ärzte und medizinisches Personal künftig bei Diagnostik und zahlreichen Prozessen im Klinikalltag unterstützt.

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg einer verbesserten Versorgungsqualität in Deutschland sind telemedizinische Anwendungen. Sie sind bislang noch umstritten, werden aber in anderen Ländern bereits erfolgreich angewendet. Mittlerweile gibt es auch deutschlandweit zahlreiche mobile Anwendungen, bei denen Patienten sich via Kamera mit einem Facharzt ihrer Wahl unterhalten.

Auch immer mehr lokale Mediziner machen mit und bieten Tele-Sprechstunden an. Der Vorteil für Patienten: Sie müssen die Arztpraxis nicht aufsuchen, sondern können vor allem bei Akutfällen zu Hause bleiben. Auch für die Mediziner hat die Telemedizin einen wesentlichen Vorteil: Sie können effizienter arbeiten und müssen dennoch auf einen „persönlichen“ Patientenkontakt nicht verzichten.

Digitalisierung hält auch in Ausbildung medizinischer Fachkräfte Einzug

Die Digitalisierung wird nicht nur im Krankenhaus oder in Praxen angewandt, sondern bereits bei der Ausbildung des künftigen Fachpersonals. So investieren beispielsweise auch Bildungsträger wie die Johanniter Millionen in neue Bildungseinrichtungen und innovative Ausbildungsmethoden. Hier kommen beispielsweise E-Learning-Module oder regional übergreifende Onlinekurse zum Einsatz. Ziel ist es, die künftigen Fachkräfte noch besser auf den medizinischen Alltag vorzubereiten, auch mit Blick auf die wachsende Digitalisierung.

Neue Berufschancen dank Digitalisierung im Gesundheitswesen

Neben den klassischen Berufen im Gesundheitswesen, beispielsweise Pflegepersonal oder Ärzte, bringt die Digitalisierung auch völlig neue Perspektiven. Gefragt sind beispielsweise künftig Fachkräfte, die speziell für digitale Gesundheit ausgebildet sind. Hierzu zählt beispielsweise Fachpersonal für die Bedienung verschiedener innovativer und KI-gestützter Diagnosetechnik.

Doch auch Prozessmanager oder Systemarchitekten für digitale Gesundheit sind gefragter denn je. Sie sorgen dafür, dass die Technik für alle innovativen Anwendungen bereitsteht und zuverlässig läuft. Hierbei achten sie nicht nur auf kompatible Hard- und Software, sondern beziehen auch den Datenschutz mit ein.

Wer schon immer eine Affinität zum Gesundheitswesen hatte, sich jedoch als Pflegepersonal oder Arzt keine Zukunft vorstellen konnte, hat nun neue Optionen. Mit der richtigen Weiterbildung und einer Begeisterung für digitale Inhalte können die Digital-Gesundheitswesen-Experten von morgen viel bewegen und helfen, die Versorgungsqualität in Deutschland weiter aufrechtzuerhalten.

Digitalisierungsanreiz als künftiger Mitarbeitermagnet

Krankenhäuser und Praxen können mithilfe der Digitalisierung nicht nur deutlich effizienter arbeiten, sondern auch mehr Fachpersonal begeistern. Wie Umfragen unter Studierenden und Auszubildenden zeigen, wünschen sich vor allem die Nachwuchsfachkräfte im Gesundheitswesen deutlich mehr. Neben einem wertschätzenden Arbeitsumfeld und einer leistungsgerechten Entlohnung bevorzugen sie smarte Arbeitsmöglichkeiten.

Das Gros von ihnen ist bereits mit Smartphone und Co. groß geworden und möchte diese Erkenntnisse auch im Arbeitsumfeld nutzen. Bietet ihnen der (künftige) Arbeitgeber die Chance dazu, kann dies auf dem hart umkämpften Bewerbermarkt einen Unterschied machen. Viele Arbeitgeber im Gesundheitswesen setzen deshalb auf mehr Mitbestimmung ihrer Mitarbeitenden, beispielsweise, wenn es um die Anschaffung neuer Diagnostik oder das Ausprobieren neuer Konzepte bei der Patientenversorgung geht.

Vor allem bei der Arbeitszeiterfassung und Arbeitsplanung kann die Digitalisierung für beide Seiten viel Positives bewirken. Fachkräfte können beispielsweise digital ihre geleisteten Arbeitsstunden zeitsparend erfassen lassen und sicherstellen, dass keine Überstunde verloren geht. Personalabteilungen wiederum können die digitalen Daten leichter verarbeiten und haben mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben.

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