Landkreis Freising:Klinikum schreibt weiter rote Zahlen

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In anderen Krankenhäusern müssen Abteilungen schließen. Pflegende und Ärzte erkranken an Corona oder sind in Quarantäne. Im Freisinger Klinikum läuft der Betrieb derzeit weitgehend ungestört weiter. (Foto: Johannes Simon)

Ein Teil der Ausgaben ist aber dem politischen Willen geschuldet. Dazu gehört die Großraumzulage für das Personal. Insgesamt nähert sich das Krankenhaus wieder den Werten vor Corona an. Trotzdem rechnet Geschäftsführerin Maren Kreuzer für 2022 wieder mit einem Minus von etwa drei Millionen Euro.

Von Peter Becker, Freising

Das wirtschaftliche Ergebnis des Klinikums Freising ist im vergangenen Jahr etwas schlechter ausgefallen als erwartet. Auf ein Defizit von 3,5 Millionen Euro hatte Geschäftsführerin Maren Kreuzer gehofft, geworden sind es am Ende 4,3 Millionen Euro. Kreuzer begründete dies mit dem Zeitpunkt der Prognose, die sie für den Kreistag zusammenstellt. "Das gleicht einer Glaskugelleserei", sagte sie am Mittwoch während dessen jüngster Sitzung. Unterm Strich ist die Geschäftsführerin aber zuversichtlich, dass sich die Werte des Klinikums allmählich denen vor dem Ausbruch von Corona annähern. Trotzdem rechnet sie für dieses Jahr wieder mit einem Minus von etwa drei Millionen Euro.

Kreuzer wies darauf hin, dass ein Teil der Ausgaben des Krankenhauses auf politisch gewollten Mehraufwendungen gründet. Diese haben im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Euro betragen. Darin enthalten sind die Großraumzulagen für die Fachkräfte am Klinikum sowie die Beschäftigten des Tochterunternehmens Medtralog Service GmbH. Für das laufende Jahr sind 2,1 Millionen politisch gewollte Mehraufwendungen prognostiziert. Der Kreistag hatte diese Zulagen beschlossen, um das Klinikum als Arbeitsplatz attraktiv zu gestalten.

Vor Corona lag die Auslastung des Klinikums bei knapp 75 Prozent

Vor Corona lag die Auslastung des Klinikums bei knapp 75 Prozent. "Da wollen wir wieder hin", betonte Kreuzer. Dieser Wert sank 2020 auf 57 Prozent. 2021 betrug die Auslastung bereits bei knapp 66 Prozent. Für dieses Jahr geht die Geschäftsführerin von einer Steigerung um weitere 5,6 Prozent aus. Sofern der Winter mit damit verbundenen steigenden Coronazahlen nicht wieder zu Einschränkungen des Krankenhausbetriebs führen.

Aufwärts geht es ebenso bei den Zahlen der Diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) und den Casemix-Punkten. Erstere bezeichnen ein Klassifikationssystem für ein pauschaliertes Abrechnungsverfahren, mit dem Krankenhausfälle (Patienten) anhand von medizinischen Daten Fallgruppen zugeordnet werden. Vor Corona lag dieser Wert übers ganze Jahr gesehen bei 18.420 Fällen. 2020 ging dieser Index auf 13.092 Fälle zurück, kletterte 2021 aber wieder auf 14.880 Fälle. Die Bilanz zu den ersten fünf Monaten dieses Jahr zeigt einen weiteren Aufwärtstrend. Im Vergleich zum vergleichbaren Untersuchungszeitraum des vergangenen Jahres legte dieser Wert um 381 auf 5800 Fälle zu.

Damit verbunden ist der Casemixwert. Er stellt den Gesamtschweregrad der Fälle eines Krankenhauses dar. Im Vergleich zum Vorjahr stieg dieser Wert um 314 auf bislang 4350 Punkte. Kreuzer rechnet übers ganze Jahr gesehen mit einer Zunahme von 7 Prozent bei den Fallzahlen und 7,8 Prozent bei den Casemixpunkten.

Die Zahl der Geburten am Freisinger Klinikum wird in diesem Jahr zurückgehen. (Foto: Symbolbild: Christophe Archambault/AFP)

Bei den Geburten kalkuliert die Geschäftsführerin des Klinikums mit einem Rückgang um 17,4 Prozent. Im vergangenen Jahr kamen über 1000 Kinder im Klinikum zur Welt. Aktuell deutet nichts darauf hin, dass diese Anzahl 2022 erreicht oder gar übertroffen werden könnte. Im Vorjahresvergleich waren bis Mai bereits 407 Geburten registriert, aktuell sind es 336. Kreuzer führt diesen Rückgang auf die Corona-Zeit zurück. Wenigstens 900 Geburten bis zum Ende des Jahres zu erreichen, ist das Ziel des Klinikums. Aufwärts geht es mit der Psychosomatik, die wieder voll belegt werden kann.

Pflegekräfte fehlen nach wie vor im Freisinger Klinikum. (Foto: Symbolfoto: Robert Michael/dpa)

Das Wirtschaftsjahr 2022 wird nach Einschätzung von Kreuzer nach wie vor von Personalengpässen geprägt sein. Ursachen sind weiterhin Corona und der Mangel an Arbeitskräften in der Pflege. In der Hochzeit der Pandemie ist das Klinikum zum Großteil verschont geblieben, doch in diesem Jahr häuften sich krankheitsbedingte Ausfälle quer durch das ganze Haus. Positiv wirkt sich auf die Bilanz aus, dass das mit den Krankenkassen vereinbarte Pflegebudget inklusive Großraumzulage um eine auf 17,3 Millionen Euro gestiegen ist.

Auf der Ausgabenseite schlagen Personalkosten in Höhe von etwa 2,9 Millionen Euro zu Buche. Das sind 5,6 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. 1,2 Millionen entfallen dabei auf die Großraumzulage. Der Rest stammt aus der Aufstockung des Personals. Die Einstellung von 15,7 Vollzeitkräften ist bis Ende 2022 geplant.

Sowohl Kreuzer als auch Landrat Helmut Petz (FW) klagen über die zunehmende Regulierung des Gesundheitswesen in den Krankenhäusern. "Das ist ein konsequenter Kollapskurs", rügte Petz.

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