Investition
50 Millionen Euro: Krankenhaus Eggenfelden bekommt neue OP- und Intensivabteilung

17.07.2022 | Stand 25.10.2023, 11:03 Uhr

Wo jetzt noch Container stehen, wird der Neubau (im Vordergrund links) entstehen. Auf dem Plan sieht man auch den Gang, der den OP-Trakt mit dem Wohnheim (rechts) verbindet. −Foto: red

Auf diese Nachricht haben die Rottal-Inn Kliniken lange gewartet. Der Ministerrat hat diese Woche die neuen Projekte für die Krankenhausprogramme bis 2026 vorgestellt. Darin findet sich der Neubau der OP- und Intensivabteilung am Krankenhaus Eggenfelden.



Knapp 50 Millionen Euro (Stand 2020) soll die Maßnahme kosten. Davon wird der Freistaat 36,63 Millionen Euro übernehmen. Die restlichen Kosten von rund 13 Millionen Euro müssen von der Klinik bzw. dem Landkreis getragen werden.

Schwachstellen sorgen für hohen Personaleinsatz

Als Klinikvorstand Gerhard Schlegl der Heimatzeitung das Projekt vorstellt, muss er weiter ausholen. Denn bereits 2017 stand fest, dass eine bauliche Strukturverbesserung aufgrund der Leistungssteigerung dringend notwendig ist.

"Dazu zählt die Erweiterung der OP-Abteilung von vier auf fünf Säle." Zudem sei die Sterilgutversorgung in Eggenfelden nicht für zwei Krankenhäuser (Eggenfelden und Pfarrkirchen) ausgelegt.

"Außerdem soll die Intensivstation technisch und räumlich optimiert und mit einer modernen Intermediate Care erweitert werden. In unmittelbarer Nachbarschaft würde sich dann auch die Stroke Unit (Schlaganfall-Station) befinden. Damit würden sich alle Patienten, die engstens überwacht und aufwendig betreut werden müssen, auf einer Ebene befinden. Kurze Wege, schneller fachlicher Austausch, größtmögliche Sicherheit", so Schlegl.

Eine Schwachstellenanalyse habe vor allem Defizite im Erdgeschoss ergeben – "der wichtigsten Etage in jedem Krankenhaus", wie der Klinikvorstand hinzufügt. Dort gebe es aktuell viele Begegnungen zwischen stationären, elektiven und ambulanten Patienten mit Besuchern. "Wir wollen den Patienten zukünftig ersparen, dass sie im Bett an Besuchern vorbeigeschoben werden."

Außerdem gebe es keine "wirtschaftlichen Funktionseinheiten". Was Schlegl damit meint, sind die weiten Wege: "Wenn jemand nach einer Endoskopie, wie einer Darmspiegelung, in den Aufwachbereich gebracht wird, bedeutet dies einen zehnminütigen Fußweg für das Personal", erläutert Pflegedirektorin Dr. Stephanie Vogt. Das gelte auch für ambulante Operationen. Das sei natürlich sehr personalintensiv. "Viele Schwachstellen können nur durch hohen Personaleinsatz ausgeglichen werden."

Viele Veränderungen in den letzten Jahrzehnten

Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert hat. "Vor 25 Jahren bedeutete eine Nabelbruch-OP einen siebentägigen Krankenhausaufenthalt. Jetzt geht so ein Eingriff ambulant über die Bühne", erklärt Ärztlicher Direktor Dr. Klaus Kienle. Um der steigenden Zahl an ambulanten OPs gerecht zu werden, müsse sich baulich etwas ändern.

Der Neubau entsteht im nördlichen Bereich, wo jetzt die Hebammenpraxis und die Station 5 in einem Container untergebracht sind. Die fertigen Pläne für das vierstöckige Gebäude können sich sehen lassen. In der untersten Etage, die sich teilweise im Hang befindet, ist die Zentralsterilisation für die Krankenhäuser untergebracht, außerdem die Umkleiden für den OP- und Intensivbereich.

Im Erdgeschoss befindet sich der OP-Trakt mit fünf Sälen sowie der Aufwachraum mit elf statt momentan noch vier Betten. Auch die Anästhesisten können dort in fünf separaten Zimmern die Patienten auf die OP vorbereiten. "Die kurzen Wege machen alles viel einfacher", betont Chefarzt Dr. Klaus Kienle. Obendrein wird eine Verbindung zum Wohnheim geschaffen, dass Bereitschaftsärzte direkten Zugang zum OP-Bereich haben.

Erleichterungen für das Personal

Auch die neue Intensivstation bedeutet eine Erleichterung für das Personal, das seit Corona enorm belastet ist, so Pflegedirektorin Dr. Stephanie Vogt. Denn dort werden zukünftig alle kritischen Patienten an einem Ort betreut. Neben zwölf Beatmungsplätzen finden sich dort zukünftig auch die Stroke Unit für Schlaganfallpatienten und die Intermediate Care (Überwachungsstation).

Mit dem Neubau wird es auch möglich sein, verschiedene Bereiche auf Intensiv räumlich voneinander zu trennen. "Gerade in Pandemiezeiten ein sehr wichtiger Punkt", sagt Dr. Vogt und bringt noch ein wichtiges Argument für den Neubau vor. "Es ist natürlich sehr motivierend, auf einer Station zu arbeiten, die technisch auf dem neuen Stand ist."

Wo bislang die Intensivstation untergebracht ist, wird ein ambulanter OP-Bereich mit Patientenaufnahme und Aufwachbereich entstehen. "Auch hier wird der Ablauf viel effektiver", sagt Dr. Kienle.

Die Rottal-Inn Kliniken bezifferten im Jahr 2020 die Gesamtkosten auf 49,65 Millionen Euro. "Davon übernimmt der Freistaat 36,63 Millionen Euro an förderfähig anerkannten Kosten", so Schlegl. Somit bleiben ca. 13 Mio. Eigenanteil übrig. Warum dieser Anteil doch recht hoch ist, hat folgenden Hintergrund: "Nur die Kosten für die stationäre Versorgung werden vom Freistaat übernommen. Alles, was den ambulanten Bereich angeht, wird nicht gefördert." Auch bauliche Maßnahmen wie Außenanlagen erhalten keinen Zuschuss.

Spätestens 2026 soll mit dem Neubau begonnen werden. "Wir haben alle Vorleistungen bereits erledigt und könnten ab 2024 mit dem Bau starten. Ob ein vorzeitiger Baubeginn aber möglich ist, wissen wir noch nicht", so der Klinikvorstand.

Baubeginn vielleicht schon 2024

So leicht war es übrigens nicht, diesen Neubau auf den Weg zu bringen, wie Schlegl betont. Denn 2007 kam man mit der Regierung von Niederbayern überein, dass das Krankenhaus Eggenfelden "endsaniert" sei. "Das bedeutete, dass keine weiteren Baumaßnahmen nötig sind. Eine hohe Hürde, die man erstmal überwinden musste." Bei einem Ortstermin im Juni 2018 habe man jedoch Vertretern der Regierung an Hand der Schwachstellenanalyse verdeutlichen können, dass Handlungsbedarf bestehe. Daraufhin habe es seit Mai 2018 immer wieder Gespräche mit den entsprechenden Stellen gegeben.

Über die Förderung freut sich auch MdL Martin Wagle, der noch zu Zeiten von Gesundheitsministerin Melanie Huml die richtungsweisenden Gespräche in München mit Klinikleitung, Planer und Landrat Michael Fahmüller eingefädelt hatte. Es sei zwar klar gewesen, dass diese Förderung kommt, aber nicht wann. "Insofern ist es schön, dass wir jetzt zum Zug kommen und den Bau des OP-Traktes auf den Weg bringen können", so der CSU-Abgeordnete.

Mit dem Neubau wird die Hebammenpraxis in das Verwaltungsgebäude umziehen, kündigt Schlegl an. Die Station5 wird vorübergehend in dem Bereich zu finden sein, wo jetzt noch die Wahlleistungsstation beheimatet ist.