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In einigen Kliniken sind OP-Utensilien knapp. Das hat mit der Abhängigkeit von Produzenten in China zu tun.

© Getty Images/iStockphoto

Trotz der Erfahrungen in der Corona-Krise: In den Krankenhäusern werden Medizinprodukte knapp

In vielen Kliniken fehlen Fäden, Kanülen, OP-Siebe – in Berlin wurden vereinzelt Operationen verschoben. Die CDU fordert, die hiesige Produktion zu stärken.

Neben steigenden Corona-Infektionszahlen machen sich in Krankenhäusern derzeit Lieferengpässe bemerkbar. Alltagsmaterialien für Operationen, darunter Fäden und Kanülen, sowie Spezialprodukte für die Kindermedizin würden knapp. Das erfuhr der Tagesspiegel von Ärzten zweier Großkliniken in Berlin. Auch Krankenhausgesellschaften außerhalb Berlins – so in Thüringen – äußerten sich zuletzt ähnlich.

Zwar gebe es Vorräte, die aber seien viel kleiner als in den letzten Jahren. Ein Grund dafür ist, dass das Material oft aus China kommt, von dort der Warenfluss seit der Pandemie aber schleppend verläuft. Ärzte berichten zudem, dass sich Medizinprodukte-Hersteller über eine verschärfte EU-Verordnung ärgerten, die zwar schon 2017 beschlossen worden sei, wegen der jetzt aber Güter fehlten.

In einigen Berliner Kliniken sind zudem OP-Siebe knapp, dies wiederum wegen Personalnot in der Sterilisation. Nach Tagesspiegel-Informationen wurden in Berlin vereinzelt planbare Operationen verschoben. Nach der Urlaubszeit drohe das öfter, sagte ein Oberarzt, denn dann kämen mehr Patienten an, weil die Stadt „voller und unfallreicher“ werde.

„Müssen Abhängigkeit von China minimieren“

„Auch große, renommierte Krankenhäuser melden, dass Material knapp wird“, sagte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Christian Gräff. „In der Coronakrise war debattiert worden, die heimische Produktion von Arzneimitteln und Medizinprodukten zu stärken – auch um die Abhängigkeit etwa von China zu minimieren. Dahingehend ist zu wenig passiert.“ In Berlin seien sogar bürokratische Hürden dazugekommen, dabei sollten hiesige Hersteller doch unterstützt werden. CDU-Politiker Gräff kündigte an, nach der Sommerpause im Abgeordnetenhaus darüber sprechen zu wollen.

Das erhältliche Material kostet die Kliniken zudem mehr. Sie können steigende Preise aber kaum weitergeben, denn die Verträge mit den Krankenkassen lassen sich erst nach monatelangen Verhandlungen anpassen.

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Im ersten Corona-Pandemiejahr waren insbesondere Masken rar, weshalb deutsche Firmen in die Produktion einstiegen. Die frühere Bundesregierung subventionierte das, um unabhängiger von Importen aus China zu werden. Der Verband der Schutzmasken-Hersteller rechnet dem „Spiegel“ zufolge dennoch mit dem Ende heimischer Produktion: Ab 2025 werde die Lage der Prä-Corona-Ära gleichen, viele Firmen würden bis dann ihre Maschinen verkaufen, um Schulden zu begleichen. Kaum ein deutscher Maskenfabrikant dürfte seine Investitionen trotz Förderung reingefahren haben.

Wie vielfach berichtet, fürchten Klinikleiter zudem den verschärften Personalmangel. Pflegekräfte fallen derzeit aus, weil sie nach positiven Corona-Tests in Quarantäne müssen. Auch die Zahl der zu isolierenden Fälle steigt. In Berlin lagen am Wochenende fast 760 Patienten mit Corona-Infektionen in Krankenhäusern – circa 200 mehr als vor zehn Tagen.

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