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Krankenhaus fordert Inflationsausgleich: „Können nicht am Essen sparen“

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Schonfrist läuft ab: Dank langfristiger Lieferverträge hat das Krankenhaus Agatharied Teuerungen beim Patientenessen bislang vermieden. Das dürfte sich bald ändern. Dann braucht die Klinik mehr Geld.
Schonfrist läuft ab: Dank langfristiger Lieferverträge hat das Krankenhaus Agatharied Teuerungen beim Patientenessen bislang vermieden. Das dürfte sich bald ändern. Dann braucht die Klinik mehr Geld. © Archiv TP

Das Krankenhaus Agatharied rechnet mit steigenden Kosten und fordert Hilfe von der Politik. Teuerungen beim Essen sind im Gesundheitssystem zunehmend unbezahlbar.

Agatharied – Das Krankenhaus Agatharied stellt sich auf deutliche Mehrkosten bei der Patientenversorgung ein. Zwar hat die Inflation das Klinikessen noch nicht verteuert, doch Klinik-Sprecherin Melanie Speicher fordert wegen absehbarer Preissprünge Hilfe von der Politik. Im bestehenden System könne das Krankenhaus die Inflation nicht stemmen. Bei der Ernährung ihrer Patienten den Rotstift ansetzen, wolle sie aber auch nicht.

Dass die Inflation das Krankenhausessen bislang verschont hat, liegt an den langfristigen Verträgen, die die Klinik mit ihren größtenteils lokalen Zulieferern geschlossen hat. Bis Jahresende bezieht sie Brötchen, Fleisch und Milch zum Festpreis; egal, was auf dem Weltmarkt passiert. Noch fangen die Lieferanten also die Preissteigerungen auf.

Teuerung soll nicht an Lieferanten hängen bleiben

Lange kann und darf das nicht so bleiben, meint die Sprecherin. Das Krankenhaus sei auf gute Beziehungen zu seinen Zulieferern angewiesen und wolle diese nicht in den Ruin treiben. Daher seien Preisanpassungen vor Jahresende denkbar: „Die Lieferanten können die Last nicht alleine tragen.“

Doch wie soll das Krankenhaus das teurere Essen bezahlen? Im Gegensatz zu Unternehmen kann es Mehrkosten nicht an seine Kunden weitergeben. Es muss mit dem Geld klarkommen, das es von Krankenkassen für das Essen bekommt.

Auch selber stemmen kann die Klinik die Mehrkosten nicht. Wie berichtet, arbeitet deren Leitung nach fünf verlustreichen Jahren, die 2021 in einem Minus von 12,5 Millionen Euro gipfelten, an einer Strategie, die den Weg in die schwarzen Zahlen ebnen soll. Das vorgegebene Budget muss reichen.

+++ Lesen Sie hier: Krankenhaus verzeichnet „dramatisches Defizit“ +++

Sechs bis 8,50 Euro pro Tag und Patient vorgesehen

Mit diesem Budget kann das Krankenhaus kaum Teuerungen verkraften. Für stationär behandelte Patienten plant die Klinik derzeit pro Tag zwischen sechs und 8,50 Euro für alle Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten ein. Mehr Geld bekommt sie nur, wenn die sogenannten Landesbasisfallwerte steigen, die als Berechnungsgrundlage dienen. Diese fingen die Kostensteigerungen bislang aber „in keinster Weise“ auf, sagt Speicher. Einen automatischen, zeitnahen Inflationsausgleich gebe es nicht.

Soll das Krankenhaus seinen Patienten also weniger oder günstigeres Essen servieren? Diese Option schließt Speicher kategorisch aus: „Wir wollen und können nicht am Essen sparen. Das Essen ist Teil der medizinischen Versorgung.“

Was dem Krankenhaus bleibt, ist die Hoffnung auf den Gesetzgeber. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert bereits einen Inflationsausgleich für Kliniken. Speicher schließt sich diesem Anliegen an: Die Situation sei im bestehenden System mit Landesbasisfallwerten unlösbar, es brauche einen kurzfristigen Inflationsausgleich. „Wir hoffen, dass die Politik hier helfen wird, da sich sonst die ohnehin angespannte finanzielle Lage aller deutschen Kliniken weiter verschärfen wird.“

Die Gründe für diese Forderung gehen laut Speicher über das Essen hinaus. Das Krankenhaus spüre die Folgen der Inflation „wie alle Betriebe“, also auch in anderen Bereichen. Weil die Klinik auch Lohnsteigerungen erwartet, wird vieles auf einmal teurer. Diese Situation sei „auf jeden Fall etwas Besonderes“ und nur mit politischer Unterstützung lösbar.

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