Landkreis Osterholz. Das Osterholzer Kreiskrankenhaus hat gegen den Bundestrend auch im vergangenen Jahr schwarze Zahlen geschrieben. Bei den Belegungen habe man fast schon wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht, teilte Klinikleiter Klaus Vagt im Pressegespräch mit. Für sein letztes Amtsjahr vor dem Ruhestand, bevor 2023 Doris Sonström die Geschäfte übernehmen wird, rechnet Vagt ebenfalls mit einem Überschuss. Vagt sowie der Krankenhausausschuss-Vorsitzende Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) warnen aber vor Euphorie: Im kommenden Jahr könnte es schwerer werden, die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.
Die allgemeine Teuerung sei im Einkauf schon deutlich spürbar, während die Klinik-Preise reguliert und Budgetsteigerungen gedeckelt bleiben. Energie und Medizinprodukte, Medikamente und Lebensmittel werden teurer, was sich aufgrund des Finanzierungssystems der Krankenhäuser nicht kompensieren lassen wird. Und zumindest vorerst seien keine Entlastungspakete oder neue Corona-Hilfen in Sicht, während Arbeitsbelastung und Schutzaufwand weiterhin hoch seien.
Der Landesbasisfallwert fürs laufende Jahr basiert naturgemäß noch auf Daten aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg. Immerhin konnte das diesjährige Klinik-Budget in der vorigen Woche endlich mit den Kassen vereinbart werden, was die Planbarkeit verbessere: "Viele andere Häuser sind noch lange nicht so weit", weiß Vagt. Er hofft, dass noch dieses Jahr Klarheit herrschen werde über Hausbudget und Landesbasisfallwert 2023.
Personalbestand wächst
Und es gibt eine weitere gute Nachricht: Seit 2020 werden die Kosten fürs Pflegepersonal nach Aufwand und nicht mehr als ein Bestandteil der Fallpauschalen abgerechnet. Tarifgebundene Häuser waren dadurch bisher oft im Nachteil. Das Kreiskrankenhaus habe die Mehreinnahmen in die weitere Aufstockung des Personals stecken können. Allein im Vorjahr, betonte Vagt, seien umgerechnet 18 Vollzeitstellen für 31 Beschäftigte neu geschaffen worden. "Davon entfielen 9,5 Stellen auf die Pflege." Insgesamt sind es nun 483 Mitarbeiter auf 311,5 Vollzeitarbeitsplätzen.
Freilich stiegen auch die Fallzahlen in ähnlichem Umfang: 7489 stationäre Fallpauschalen konnte die Klinik im vergangenen Jahr abrechnen – im Jahr 2014 waren es 6418 und im Rekordjahr 2019 dann 7713. Das erste Pandemiejahr 2020 taugt wegen Bettensperrungen und abgesagter Wahlleistungen nicht zum Leistungsvergleich, auch wenn man wirtschaftlich von staatlicher Hilfe profitierte. Unabhängig davon nimmt die Komplexität von Diagnose und Behandlung zu, sodass höhere Durchschnittsvergütungen je Fall erzielt wurden.
Ausbildung und Ambulanz
Gleichzeitig ging die Verweildauer weiter zurück, sodass ein Patient im Schnitt 5,34 Tage in stationärer Behandlung blieb. Als ebenso praktisch wie einträglich erweist sich dabei das Miteinander mit dem benachbarten Medizinischen Versorgungszentrum. Dort kümmerten sich fünf Facharztpraxen nebst Chefarztambulanz Physiotherapie um 47.122 ambulante Patienten; auch das ist ein Rekordwert, mit dem sich kräftige Ertragssteigerungen verbanden.
Als echtes Pfund in Zeiten des Fachkräftemangels gilt die hauseigene Pflegeschule, in der für den eigenen Bedarf sowie für vier weitere Krankenhäuser in Wittmund, Lilienthal, Achim und Verden ausgebildet wird. Nicht nur fürs Pflege-Examen scheint die Gesundheitsschule eine gute Adresse, sondern auch für andere Berufszweige wie Kaufleute oder Informatiker im Gesundheitswesen sowie für medizinische Fachangestellte oder ein duales Geburtshilfe-Studium. Von den 140 Schulplätzen, die sich auf drei Jahrgänge verteilen, entfallen allein im kommenden Lehrjahr wieder 18 aufs Kreiskrankenhaus. Wer abschließt, kann mit einer Übernahme rechnen. Auch Bundesfreiwilligendienstler sind stets willkommen und gesucht.
Vagts Nachfolgerin Sonström sagte, sie übernehme "ein tolles Haus mit einem engagierten Team". Das lasse sich schon nach den ersten zwei Wochen Einarbeitung sagen. Politik und Verwaltung bedankten sich bei der Betriebsleitung und bei allen Beschäftigten für ihren Einsatz, unterstrichen Wilfried Pallasch und Gesundheitsdezernentin Heike Schumacher.
Der Jahresabschluss zeige, dass sich Qualität ohne viel Eigenwerbung herumspreche, bemerkte Pallasch: "Wir hatten noch nie so viele Aufnahmen aus der Umgebung wie im vergangenen Jahr; das macht uns schon ein wenig stolz." 616 Bremerinnen und Bremer sowie 730 Patienten aus den Nachbarlandkreisen bedeuten jeweils einen neuen Höchstwert – bei einer Zunahme im zweistelligen Prozentbereich gegenüber 2019.
Schumacher sagte, es sei sehr erfreulich, dass der kalkulierte Überschuss von 530.200 Euro um nochmals 230.000 Euro übertroffen wurde. Das sei "beileibe nicht selbstverständlich" und ließ – bei einem Umsatz von 36,5 Millionen Euro – die Gewinnrücklage wachsen. In die Erneuerung von medizinischen Geräten und Haustechnik wurde zuletzt eine siebenstellige Summe investiert, darunter Fahrstühle, Röntgenapparat, Endosonografie. Gut eine Million Euro an Bundeszuschüssen floss zudem in EDV-Ausbau und digitale Modernisierung.
Der Jahresbericht 2021 steht als Download im Internet unter www.kreiskrankenhaus-osterholz.de/patienten-besucher bereit.