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2022 | Buch

Das Gesundheitswesen und seine volkswirtschaftliche Bedeutung

herausgegeben von: Dr. Maik Ebersoll, Prof. Dr. Roman Grinblat, Dr. Marianna Hanke-Ebersoll, Dr. Thorsten Junkermann

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Die Beiträge in diesem Fachbuch stellen die volkswirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens für eine Gesellschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln dar. Dabei werden wirtschaftliche, sozialwissenschaftliche, medizinische und rechtliche Perspektiven eröffnet. Nach einem Überblick über die Komplexität und einer Einordnung der Vielfalt des Gesundheitswesens folgen Einblicke in die Sichtweisen der jeweiligen Stakeholder im Gesundheitssystem. Aber auch auf aktuelle methodische, prozessuale und technologische Fragestellungen und Herausforderungen wie z.B. digitale Gesundheitstechnologien wird, teils aus theoretischer und teils aus Praxissicht, eingegangen.
Diese Interdisziplinarität ermöglicht es dem Leser, den eigenen Fokus zu erweitern und eine ganzheitlichere und zugleich diversifiziertere Sicht auf ein zentrales Funktionalsystem moderner Gesellschaften zu fördern. Neben der wenig überraschenden Bestätigung, dass das Gesundheitswesen eine signifikante wirtschaftliche Bedeutung für eine Volkswirtschaft hat, zeigen die Einzelbeiträge auch dessen Komplexität und Vielschichtigkeit sowie die Notwendigkeit immer wieder neu auszuhandelnder Kompromisse teils widerstreitender Interessen und Zielsetzungen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Ausgewählte Aspekte des Gesundheitswesens aus volkswirtschaftlicher Sicht
Zusammenfassung
Die Organisation der Gesundheitsversorgung wird von vielen Staaten als wichtige Aufgabe verstanden, für welche grundsätzlich verschiedene Ansätze verfolgt werden können und welche daher auch regelmäßig in den Fokus des gesellschaftlichen und politischen Diskurses gerät. Der Beitrag skizziert in Form des privatwirtschaftlichen Gesundheitswesens, des staatlichen Gesundheitsdienstes sowie der Sozialversicherung, drei idealtypische Ausprägungsmöglichkeiten, bevor im Anschluss das deutsche Gesundheitswesen in seinen Grundzügen umrissen wird. Anhand einer quantitativen, makroökonomischen Systemtheorie wird sodann gezeigt, dass derartige Gesundheitssysteme auch in der Volkswirtschaft durchaus markante Spuren hinterlassen und diese prägen. Weiterhin eröffnen sich interessante Ansätze zur Beurteilung von Effizienz und Effektivität (gesundheits-)politischer Maßnahmen.
Maik Ebersoll, Marianna Hanke-Ebersoll, Thorsten Junkermann
2. Institutionelle ambulante ärztliche Versorgung
Zusammenfassung
Der Fachbeitrag zur institutionellen ambulanten ärztlichen Versorgung gibt einen Gesamtüberblick über aktuelle Fragestellungen und Entwicklungen im ambulanten Sektor. In dem Beitrag erhält der Leser zu Beginn einen Überblick über die verschiedenen ambulanten Versorgungsformen sowie deren aktuelle Entwicklungen inklusive der Vor- und Nachteile in den einzelnen Betriebsmodellen. Am Beispiel eines größeren Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) mit direkter Anbindung an eine Klinik der Grund- und Allgemeinversorgung wird ein innovatives, intersektorales Betreibermodell inklusive der Erfolgsfaktoren dargestellt. Abschließend werden offene und zukünftige Fragestellungen zur ambulanten Versorgung diskutiert und mögliche Entwicklungen in Aussicht gestellt.
Gregor Mainzer, Janine Bicking
3. Die ökonomische Dimension von Betrug und Missbrauch in der gesetzlichen Krankenversicherung und die Bedeutung des „verhinderten Schadens“
Zusammenfassung
Durch die Coronakrise deutlich verschärft steigen in den Gesundheitsmärkten die Gesundheitsausgaben stärker als das Wirtschaftswachstum. Um eine hochwertige und bezahlbare medizinische Versorgung auch zukünftig sicherstellen zu können, müssen die Kranken- und Pflegekassen in der Lage sein, auf Betrug und Missbrauch basierte Leistungen zu erkennen, ihr Ausmaß zu schätzen und weitgehend zu eliminieren oder – noch besser – zu verhindern.
Damit Kosten-Nutzen-Analysen von Maßnahmen zur Aufdeckung und Vermeidung von Betrug im Gesundheitswesen durchgeführt werden können, sind nicht nur die Höhe der gesicherten Forderungen, sondern auch die Höhe des entstandenen Schadens und des verhinderten Schadens unabdingbare Kennzahlen. Nur so kann das nach wie vor weitgehend unklare Ausmaß des Fehlverhaltens im Gesundheitswesen aus dem Dunkelbereich genommen und sichtbar gemacht werden.
Deshalb analysiert und prüft der vorliegende Buchbeitrag anhand von Beispielen des öffentlichen Sektors in Großbritannien die organisatorischen Voraussetzungen und Übertragungspotenziale zur Berechnung des verhinderten Schadens für die Fehlverhaltensbekämpfung in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung in Deutschland.
Franz Benstetter, Dominik Schirmer
4. Mehr Kooperation im Gesundheitswesen wagen!
Krankenhäuser als Akteure regionaler Versorgungsnetzwerke
Zusammenfassung
Regionale Versorgungsnetzwerke, in denen Krankenhäuser über Versorgungsstufen hinweg partnerschaftlich zusammenarbeiten und digital vernetzt sind, können qualitativ hochwertig und wohnortnah die Patientenbehandlung sichern. Krankenhäuser werden dabei regelhaft zu Standorten akutstationärer und stationsersetzender Leistungserbringung, die auch komplexe ambulante Behandlungen umfasst. Insbesondere im ländlichen Raum müssen ambulante und stationäre Versorgung zusammengeführt werden. Dort wo es Versorgungslücken gibt, sollten Krankenhäuser auch ambulante Eingriffe anbieten und übernehmen. Gleichwertige Lebensverhältnisse sind unter den aktuellen Bedingungen nicht zu schaffen. Dieses Ziel zu erreichen erfordert den Mut, tradierte Versorgungsstrukturen zu verlassen. Die vernetzte Zusammenarbeit in der Pandemie kann als Grundlage für die zukünftige Neuausrichtung der Versorgungsstrukturen dienen. Steuerung über Versorgungsstufen hinweg bedingt einen ebenso grundlegenden wie notwendigen Wandel.
Gerald Gass, Maike Visarius
5. Digitale Gesundheitstechnologien in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung: Evidenz und Preisfindung aus rechtlicher und ökonomischer Perspektive
Zusammenfassung
Der Stellenwert von Medizinprodukten wurde besonders seit Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie unbestritten deutlich. Zudem bilden sie einen stark wachsenden und innovationsfreundlichen Markt mit hoher medizinischer und gesundheitspolitischer Relevanz. Trotz dieses Stellenwertes ist es um so verwunderlicher, dass in der gesetzlichen Krankenversicherung nach wie vor keine Kosten-Nutzen-Bewertung von Medizinprodukten verankert wurde. Dieses Manko gilt konsequenterweise auch für digitale Gesundheitsanwendungen (sog. DiGA). Dieser Beitrag beschäftigt sich mit genau dieser Herausforderung – Evidenz und Preisfindung von Gesundheits-Apps. Dabei werden Hürden und potenzielle Lösungsmöglichkeiten aus einer normativen und ökonomischen Perspektive beleuchtet. Die Autoren sind überzeugt, dass beide Dimensionen eng verzahnt und daher gemeinsam zu analysieren sind. Der Beitrag geht über DiGA hinaus und wirft einen Blick auf die 2021 eingeführten digitalen Pflegeanwendungen (DiPA).
Roman Grinblat, Enes-Batuhan Baskal
6. Paradigmenwechsel in der Forschung psychischer Gesundheit – vom Symptom über die Lebensqualität zu Funktionalität und Teilhabe
Auswirkungen auf die gesundheitsökonomische Bewertung von Evidenz
Zusammenfassung
Die klinische Forschung, aber auch die gesundheitsökonomische Bewertung von Therapiemaßnahmen hängt in hohem Maße von dem gewählten Zielparameter ab. Wie in dem vorliegenden Beitrag ausgeführt, wurden in den letzten Dekaden mindestens zwei grundlegende Paradigmenwechsel bezüglich der zugrunde gelegten primären Zielparameter vollzogen, die maßgeblichen Einfluss auf die Bewertung der Wirksamkeit von Therapiemaßnahmen hatten. Zunächst dominierte gemäß des klassischen pathogenetischen Modells in der Medizin die symptomorientierte Sicht (oft in Kombination mit Diagnose-spezifischen Befunden). Ziel der Therapie war es folgerichtig, die Symptome zu lindern oder zu beseitigen. Der damit auf subjektiver Ebene assoziierte Aspekt der Lebensqualität rückte erst später (z. B. mit QALYs) in den Fokus, um dann – dies der zweite Paradigmenwechsel – schließlich einer funktionsorientierten Sicht mit Ausrichtung auf die Funktionalität und Teilhabe zu weichen. Beide Paradigmenwechsel werden an Beispielen aus der Forschung über Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) und anderen Störungsbildern erläutert.
Michael Huss
7. IMPAKT© als Treiber effizienter Behandlung chronischer Krankheiten
Gesundheitsstatusbezogene Therapie-Anpassung durch intelligente Interaktion zwischen Kostenträgern, Therapeuten und Patienten
Zusammenfassung
Behandlungen chronischer Krankheiten nach dem Status quo benötigen ca. 90 % der heute aufgewandten Gesamtkosten im Gesundheitsbereich. Zugleich ist das damit erreichbare Ziel bestenfalls die Verzögerung einer progredient verlaufenden Verschlechterung des gesamten Gesundheitsstatus.
Im vorliegenden Beitrag wird analysiert, ob ein Paradigmenwechsel vom newtonschen Kausalmodell zu einem Systemmodell das Potenzial zu einer effizienteren, d. h. wirksameren und/oder sparsameren Behandlung besitzen könnte.
Mit dem kybernetischen IMPAKT©, dessen Name als Akronym für eine Interaktions-Modifikation Patient – Kostenträger – Therapeut gewählt wurde, wird ein solches Systemmodell vorgestellt. Seine entscheidenden Strukturneuerungen sind wiederholte Assessments als Feedback der therapeutisch bedingten Änderungen des Gesundheitsstatus (‚Gradient‘) und eine Gradienten-abhängige Therapieanpassung. Wichtig ist auch die stärkere Einbindung des Patienten in den therapeutischen Gesamtprozess.
Am Beispiel AHB (Anschlussheilbehandlung) wird gezeigt, welches Potenzial an Wirksamkeit und zugleich Ökonomie in IMPAKT© steckt. Darüber hinaus werden Perspektiven für einen umfassenderen Einsatz bei vielen chronischen Entwicklungen aufgezeigt.
Rainer B. Pelka
8. Die Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems bei einer linearen Fortschreibung seiner demografischen Beeinflussungsdeterminanten
Zusammenfassung
Der initiale Grundgedanke des deutschen Gesundheitssystems basiert auf einem fiktiven Solidarvertrag zwischen den verschiedenen Generationen. Die ursprünglich vorherrschende Sozialstruktur eines Familienverbandes, innerhalb dessen die jeweiligen Mitglieder füreinander einstehen, sollte hierbei auf die gesamte Gesellschaft übertragen werden. Eine im Verhältnis hohe Anzahl an jungen Leistungserbringern steht dementsprechend für eine vergleichsweise kleine Gruppe an leistungsschwachen Individuen, wie beispielsweise Kranke oder Alte ein. Seit Beginn der 1970er-Jahre übersteigt die Anzahl der in der Bundesrepublik verstorbenen Personen jedoch die der Neugeborenen. Die sich seit diesem Zeitpunkt vollziehende demografische Transformation ist eine wesentliche Beeinflussungsdeterminante für den sukzessiven Anstieg der gesundheitssektoralen Kosten. Auch lässt der ausbleibende Nachwuchs die Frage aufkommen, inwieweit zukünftig das aktuell bekannte Leistungsniveau in der Gesundheitsversorgung aufrechterhalten werden kann. Langfristig betrachtet ist im Fachkräftemangel eine ernstzunehmende Gefahr für den weiteren Fortbestand des deutschen Gesundheitssystems in seiner aktuell bekannten Form zu erkennen.
Oliver Kremer
9. Quantifizierung des Gesundheitszustandes im Hinblick auf makroökonomische Analysen
Zusammenfassung
Über verschiedene Kulturen und Zeitalter hinweg wurde und wird der Gesundheit eine besonders hohe Bedeutung beigemessen. Daher überrascht es wenig, dass die Steuerung gesundheitsbeeinflussender Faktoren sowie bspw. die Etablierung und Unterhaltung eines leistungsfähigen Gesundheitswesens als wichtige gesellschaftliche Aufgaben angesehen werden. Neben den damit verbundenen verhaltens- und behandlungsspezifischen Herausforderungen resultieren auch signifikante ökonomische und gesellschaftspolitische Implikationen. Damit berührt dieses Thema auch die wirtschaftswissenschaftliche Forschung und insbesondere die politische Steuerung. Diese kann jedoch kaum jedes einzelne Individuum im Blick behalten. Daher werden in diesem Beitrag Messansätze erarbeitet, welche den mittleren Gesundheitszustand einer bestimmten Population in quantitativer Form abbilden können und es in der Folge erlauben, diese Messgrößen in makroökonomische Modelle und Kennzahlensysteme einzubeziehen. In letzter Konsequenz soll so die Beeinflussung des mittleren Gesundheitszustands ermöglicht werden.
Maik Ebersoll, Marianna Hanke-Ebersoll, Thorsten Junkermann, Jürgen Federmann
Backmatter
Metadaten
Titel
Das Gesundheitswesen und seine volkswirtschaftliche Bedeutung
herausgegeben von
Dr. Maik Ebersoll
Prof. Dr. Roman Grinblat
Dr. Marianna Hanke-Ebersoll
Dr. Thorsten Junkermann
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36940-8
Print ISBN
978-3-658-36939-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36940-8