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Nach Wegfall von Bundeshilfen Bremer Kliniken fordern neue Corona-Hilfen

Die Corona-Pandemie belastet Bremens Krankenhäuser weiterhin stark, doch die Bundeshilfen aus den ersten Pandemiejahren gibt es nicht mehr. Die wirtschaftliche Lage der Kliniken ist prekär.
23.07.2022, 05:00 Uhr
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Bremer Kliniken fordern neue Corona-Hilfen
Von Jürgen Theiner
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Die Aussichten schienen gut. Im Sommer, so erwarteten es Klinikbetreiber und Gesundheitspolitiker, würden die Krankenhäuser nach zwei Jahren coronabedingten Ausnahmezustandes endlich für längere Zeit in eine Art Normalbetrieb zurückkehren können. Covid-Patienten würde es kaum geben, ebenso wenig infiziertes Personal, das auf den Stationen fehlt. Doch es kam anders. Wie der WESER-KURIER bereits vor zwei Wochen berichtete, gibt es aktuell wieder eine größere Zahl stationär aufgenommener Coronakranker. Das Virus sorgt zudem für größere Ausfälle beim Personal, sodass in der Folge ganze Stationen geschlossen und geplante Behandlungen verschoben werden müssen.

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Die ausgefallene Verschnaufpause hat auch handfeste finanzielle Folgen. Beim städtischen Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) sind die Nahziele des Sanierungskurses gefährdet, und auch die Häuser der freigemeinnützigen Träger stehen unter erhöhtem wirtschaftlichen Druck.

Wie ist die Situation in den Kliniken?

Die vier Häuser der Geno in Mitte, Ost, Nord und Links der Weser haben insgesamt 82 Stationen. Wegen des vermehrten Ausfalls von ärztlichem und pflegerischem Personal waren zur Wochenmitte zwölf Stationen geschlossen, weitere nicht voll belegt. Geplante Behandlungen müssen teilweise verschoben werden. Man befinde sich in einer "sehr angespannten Situation", so die Einschätzung von Geno-Sprecherin Karen Matiszick. Ähnlich sieht es in den anderen Häusern aus. Von den rund 1100 Beschäftigten des St.-Joseph-Stifts sind 20 durch Corona außer Gefecht. Das klingt nicht nach viel, doch zugleich ist dort der allgemeine Krankenstand "recht hoch", teilt Sprecher Maurice Scharmer mit.

Im Gröpelinger Diako nennt man keine konkreten Zahlen. Die Patientenversorgung aufrecht zu erhalten, sei aber ein "besonderer Kraftakt", sagt Sprecherin Regina Bukowski. Das Rotes-Kreuz-Krankenhaus ist laut seines ärztlichen Geschäftsführers Martin Langenbeck an manchen Tagen "gezwungen, einzelne Bereiche in bestimmten Zeitfenstern vom Netz nehmen zu müssen, da die Versorgung der Patienten sonst nicht gewährleistet werden kann".

Was bedeutet das wirtschaftlich?

Die Geno-Häuser konnten im ersten Halbjahr rund 11 Prozent des geplanten Volumens an medizinischen Leistungen nicht erbringen – bei ansonsten gleichbleibenden Kosten. Dass dies erhebliche finanzielle Probleme aufwirft, liegt auf der Hand. Eigentlich hatte sich die Gesundheit Nord vorgenommen, 2024 im operativen Geschäft wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen, insbesondere durch Personalabbau im ärztlichen Sektor. Ist die schwarze Null im übernächsten Jahr noch realistisch? "Es gibt keinen Beschluss, von dieser Planung abzurücken", erklärt Karen Matiszick. Wie es weitergeht und "ob die Sommerwelle nahtlos von der Herbstwelle abgelöst werden wird", sei allerdings nicht vorhersehbar.

Gibt es staatliche Hilfen?

Vom Bund jedenfalls nicht mehr. Bis Mitte April erhielten die Krankenhäuser aus Berlin Ausgleichszahlungen für coronabezogene Verluste, bis Ende Juni gab es immerhin noch den Versorgungszuschlag für die Behandlung von Covid-Patienten. Auch der ist inzwischen entfallen. Für die Geno-Kliniken sind im Bremen-Fonds noch rund 43 Millionen Euro reserviert, um coronabedingte Verluste aufzufangen. Diako, St.-Joseph-Stift, Rotes-Kreuz-Krankenhaus und Roland-Klinik können sich aus dem diesem Topf aber nicht bedienen. Ihnen steht ein anderes Landesprogramm offen. Aus ihm werden Maßnahmen bezuschusst, mit denen sich alle Bremer Krankenhäuser robuster für Pandemielagen aufstellen sollen.

Was verlangen die Kliniken?

Sie würden mit der "enormen wirtschaftlichen Belastung, die die Einschränkungen durch die Pandemie bedeuten, von der Politik alleingelassen", beklagt Maurice Scharmer vom Joseph-Stift. Die öffentliche Hand müsse dringend nachbessern. Auch im Diako hält die Sprecherin "eine Anpassung der finanziellen Rahmenbedingungen oder eine erneute Aufnahme der Soforthilfen" für geboten. Einer entsprechenden Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft könne man sich "nur anschließen".

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