Hebammen-Notstand: Krankenhaus muss Geburtsstation vorübergehend schließen

Stand: 22.07.2022, 17:12 Uhr

Schlechte Nachricht für werdende Mütter in Ratingen: Weil Hebammen fehlen, muss die Geburtsstation des St. Marien-Krankenhauses für sechs Wochen schließen - so lange wie noch nie zuvor.

Von Dagmar Dahmen

Die Geburtenrate in Ratingen dürfte im August und September sinken, denn im St. Marien-Krankenhaus können sich werdende Mütter ab sofort nicht mehr für die Geburt ihres Kindes vom 1. August bis 15. September anmelden. Der Grund: Es fehlt einfach an Hebammen. Und das hat nicht etwa mit Corona zu tun, sondern mit dem seit mehreren Monaten herrschenden Personalmangel.

"Das ist natürlich dramatisch für die werdenden Eltern in Ratingen und tut uns sehr leid. Aber um die Patientensicherheit bei den Geburten zu gewährleisten, haben wir keine andere Wahl", sagt Kliniksprecherin Martina Hachenberg auf WDR-Anfrage.

Personalmangel im Kreissaal ist fast Alltag

Personalmangel im Kreissaal ist nicht nur in Ratingen ein Problem. Auch in anderen Städten wie Essen oder Kleve mussten Kliniken vorübergehend schließen, weil es keine Hebammen gibt. Viele schrecken die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus ab. Schichtdienst - und dann auch noch die geringere Bezahlung könnten der Grund dafür sein, dass auch landesweit Hebammenmangel in Krankenhäusern herrscht.

Werdende Mütter müssen in andere Städte ausweichen

Im St. Marien-Krankenhaus in Ratingen bereitet eine Hebamme die Geburt eines Kindes vor.

Im Kreissaal im Ratinger St. Marien-Krankenhaus bereitet die Hebamme Janine Stehr die Geburt eines Babys vor.

Den betroffenen Frauen in Ratingen wurde nach Angaben des St. Marien-Krankenhauses umgehend Bescheid gegegeben, damit sie sich Alternativen in der Umgebung suchen können. Wie viele genau es sind, kann das Krankenhaus nicht beziffern. Jährlich gibt es dort rund 430 Geburten.

Die Notlage ist entstanden, weil zwei Planstellen für Hebammen nicht besetzt sind - plus Langzeitausfälle, Krankheiten und Urlaub. "Wir hoffen, dass unsere Hebammen in den nächsten sechs Wochen ihre Überstunden abbauen können und wir am 15. September wieder normal den Betrieb auf der Geburtsstation aufnehmen können", sagt Martina Hachenberg. Eine Lösung für den Personalmangel ist das jedoch nicht.

Bis dahin erhalten werdende Mütter vom Krankenhaus Tipps und Adressen, wo sie alternativ entbinden können - beispielsweise in Städten wie Duisburg, Velbert, Düsseldorf oder Mettmann.