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Die Versorgung von Patient:innen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen steht wie die medizinische Versorgung in Deutschland allgemein vor großen Herausforderungen.

Der Mangel an Rheumatolog:innen führt zu einer deutlichen Diskrepanz zwischen den wissenschaftlich begründeten Ansprüchen an eine frühzeitige leitliniengerechte Versorgung und dem medizinischen Alltag mit oftmals zu langen Wartezeiten auf einen Facharzttermin. Die großen Fortschritte in der Diagnostik und Therapie rheumatischer Erkrankungen kommen somit nicht allen Patient:innen rechtzeitig und in gleichem Maße zugute.

Die immer noch lückenhafte Präsenz der Rheumatologie an medizinischen Hochschulen und Universitäten mindert die Chance, Studierende früh in ihrer Ausbildung für die Rheumatologie zu begeistern. Fehlanreize durch das DRG(„diagnosis related groups“)-System gefährden die stationäre Rheumatologie und damit die Möglichkeit einer bedarfsgerechten rheumatologischen Weiterbildung im stationären Bereich. Ambulante Weiterbildungsstellen können aufgrund der fehlenden Finanzierung oftmals nicht genutzt werden.

Bedarf an Weiterbildungsstellen, Frühdiagnostik und sektorübergreifenden Versorgungsstrukturen

Und schließlich werden, beschleunigt durch die Corona-Pandemie, die Forderungen der Gesundheitspolitik und der Kostenträger nach Ambulantisierung, Digitalisierung und sektorübergreifenden Versorgungsstrukturen immer drängender.

Schon seit vielen Jahren wurden unter der Federführung oder mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) und dem Verband rheumatologischer Akutkliniken (VRA) – heute gemeinsam agierend als Bündnis für Rheumatologie – Projekte entwickelt, diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen und die Zukunft der Rheumatologie aktiv mitzugestalten.

Einige dieser Projekte sollen in diesem Heft vorgestellt werden. Frau Benesova und Mitautoren beschreiben in ihrem Beitrag erfolgreiche Modelle von Früh- oder Screeningsprechstunden für Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Dabei wird deutlich, dass es unterschiedliche Möglichkeiten der Frühversorgung gibt, deren Umsetzbarkeit stark von den lokalen Organisationsstrukturen abhängt.

Dank der gemeinsamen Aktivitäten des Bündnisses für Rheumatologie konnte die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) als sektorverbindende Versorgungsform schon früh nach ihrer Einführung im April 2018 in der Rheumatologie umgesetzt werden. Wie Frau Sollacher et al. darstellen, hat sich die ASV innerhalb weniger Jahre zu einer wichtigen Versorgungsform für Rheumakliniken bzw. -abteilungen und den Vertragsarztbereich entwickelt mit einer weiterhin steigenden Zahl an ASV-Teams. Die ASV ist ein erfolgreiches Beispiel für die Förderung der Ambulantisierung in Deutschland.

Eine Analyse der akutstationären Versorgung nehmen Fiori und Mitautoren vor. Anhand der Auswertung von Qualitätsberichten der Krankenhäuser und des InEK-Datenbrowsers können unterschiedliche Formen der Spezialisierung identifiziert werden. Die verfügbaren Daten können zukünftig auch für die fachlichen, strukturellen und organisatorischen Weiterentwicklungen genutzt werden.

Auf der Basis der 2018 verabschiedeten neuen Musterweiterbildungsordnung hat die Kommission für Fort- und Weiterbildung der DGRh ein Mustercurriculum für die rheumatologische Weiterbildung im ambulanten und stationären Bereich erarbeitet. Pfeil et al. sehen hierin die Grundlage und Orientierung für eine strukturierte rheumatologische Weiterbildung, damit die Attraktivität der Weiterbildung erhöht und durch praktische Erfahrungen in den nächsten Jahren weiter gestärkt wird.

„rheuma2025“ ist eine vom Bündnis Rheumatologie getragene Kampagne, die Studierende, Ärzt:innen, Gesundheitspolitik und Öffentlichkeit über die Rheumatologie informieren und für unser Fach werben soll. Lorenz et al. stellen die vielfältigen Aktivitäten dieses ehrgeizigen Projektes vor. Ziel ist letztlich, auf verschiedenen Wegen die rheumatologische Aus- und Weiterbildung zu fördern und damit die rheumatologische Versorgung zu verbessern.

Wir wünschen uns viele interessierte Leser:innen und Ihnen viele Anregungen zur Weiterentwicklung der rheumatologischen Versorgung im ambulanten wie auch stationären Bereich in Deutschland.