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Aller-Weser-Klinik: Leiharbeit bringt weiter Unruhe

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Der ärztliche Direktor Dr. Peter Ahrens mit Hella Bachmann am neuen Haupteingang des Verdener Krankenhauses.
Baustellenbesuch: Der ärztliche Direktor Dr. Peter Ahrens mit Hella Bachmann am neuen Haupteingang des Verdener Krankenhauses. © Henning Leeske

Das neue Bettenhaus der Aller-Weser-Klinik fast fertig...aber es fehlt an Fachkräften...und es gibt Stress wegen unterschiedlicher Bezahlung...

Verden – Das neue Bettenhaus der Aller-Weser-Klinik in Verden ist derzeit im Innenausbau und wenn alles planmäßig läuft, soll bereits der Weihnachtsbaum in dem nagelneuen Gebäude am Verdener Burgberg stehen. Die CDU-Landtagskandidatin Hella Bachmann machte sich zusammen mit dem sozialpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Volker Meyer (MdL) ein Bild vom Baufortschritt. Neben baulichen Fragen stand der Mangel an Fachkräften im Krankenhaus und in der Altenpflege im Mittelpunkt der Stippvisite auf der Baustelle.

„Die Aller-Weser-Klinik muss auch genügend Pflegekräfte für das neue Bettenhaus haben. Nur schöne Bilder von der neuen Infrastruktur im Gesundheitsbereich an der Aller hilft hier niemanden“, stellte Bachmann klar. Sie erkundigte sich direkt bei Pflegedirektorin Christine Schrader, Verwaltungsdirektor Florian Podlech und dem ärztlichen Direktor Dr. Peter Ahrens nach der aktuellen Personalsituation im Krankenhaus.

Aller-Weser-Klinik Verden: Hauseigene Ausbildung trägt Früchte

Laut Schrader trägt die hauseigene Ausbildung Früchte. Die aktuell 60 Auszubildenden sollen den Bedarf an Pflegekräften in der Klinik dauerhaft decken helfen. Derzeit allerdings ist die Klinik gezwungen, Kräfte von Leiharbeitsfirmen zu engagieren. Das bringe viel Unruhe in die Teams. Die angestellten Kräfte würden häufig mit hohen Gehaltsangeboten von den Firmen abgeworben. Außerdem hätten sie bessere Dienstzeiten als ihre ehemaligen Kollegen, was für viele weitere Probleme innerhalb der Belegschaft sorge. Engpässe entstünden und erforderten dann, dass genau diese Leiharbeitsfirmen in Anspruch genommen werden.

AWK Verden: Kräfte von Leiharbeitsfirmen und hohe Gehaltsangebote

Der Kostendruck erhöhe sich dadurch zusätzlich. „Für eine ausgebildete Pflegekraft habe ich den Faktor 1,7 und einen Oberarzt den Faktor 3, wenn diese über eine Leihfirma bei uns arbeiten“, verdeutlichte Ahrens die Mehrkosten.

Die Forderung der Klinikleitung nach höchstens fünf Prozent höherem Lohn für die Pflegekräfte von Leiharbeitsfirmen nahm Meyer mit in den Landtag und Bachmann ging sogar noch einen Schritt weiter. „Als Politik müssen wir dies ändern und den übertriebenen Mehrkosten einen Riegel vorschieben. Bei den Werkverträgen in der Fleischindustrie ging das auch schon. Hier geht’s aber um unser Gesundheitssystem“, wurde die Kandidatin deutlich. Die Leiharbeitsfirmen könnten sich sonst eine goldene Nase verdienen und den Fachkräftemangel durch das Abwerben letztendlich weiter forcieren.

Überhaupt wolle Bachmann mit mehreren Maßnahmen für mehr Attraktivität der Pflegeberufe sorgen, damit auch im Landkreis Verden mehr Menschen für diese Arbeitswelt gewonnen werden könnten.

Einjährige Pflegehelferausbildung am Standort in Achim

Ganz wichtig sei die Einführung einer einjährigen Pflegehelferausbildung am Standort in Achim, weil so die Eintrittsschwelle durch die kurze Dauer besonders niedrig sei. Auch ein Sozialpraktikum für ein oder zwei Wochen solle in den Oberschulen oder Gymnasien angeboten werden. „Mit einem Sozialpraktikum haben wir die Chance, junge Mensch für soziale Berufe zu begeistern“, sagte Meyer und berichtete von derartigen Erfahrungen im Landkreis Diepholz. Außerdem unterstützte Bachmann die Forderung der CDU-Landtagsfraktion nach einem verpflichtenden Dienstjahr, welches der Bassumer Meyer ins Gespräch brachte.

Oytener Seniorenheim: Lange Wartelisten und tägliche Anfragen verzweifelter Angehöriger

Mit der Oytener Seniorenheimbetreiberin Margret Lueßen thematisierten die Christdemokraten die Fachkräftefrage in ihrer Branche. Lange Wartelisten und tägliche Anfragen verzweifelter Angehöriger nach freien Plätzen, ist Lueßen zufolge bereits Alltag. Zusätzlich stehe Ungemach ins Haus, weil ab September durch die dann tarifgebundenen Gehälter die Kosten explodieren und entsprechend die Pflegesätze angepasst werden müssten. Da werde laut Bachmann der Landkreis und später auch der Bund bezüglich der höheren Kosten eingebunden. Der Eigenanteil der Bewohner könne nicht einfach erhöht werden. „Ein Zuschuss vom Landkreis und eine Erhöhung des Beitragssatzes zur Pflegekasse bleibt hier unausweichlich“, sagte der stellvertretende Landrat Reiner Sterna (CDU). Denn sonst würde der Eigenanteil pro Bewohner laut Pflegeexpertin Lueßen von ungefähr 2100 Euro auf bis zu 2670 Euro im ersten Jahr der Heimaufnahme unausweichlich ansteigen. „Das wird besonders schwierig für Ehepartner, die noch im Eigentum leben oder gemeinsam Pflege in Anspruch nehmen“, so Lueßen.  lee

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