Belegschaft befürchtet Spaltung

Sana-Konzern will 2023 nur den Pflegekräften mehr Geld geben

29.7.2022, 17:59 Uhr
Sana-Konzern will 2023 nur den Pflegekräften mehr Geld geben

© privat, NN

In den Augen der Tarifkommission und der Beschäftigten zielt Sana mit ihrem Angebot auf eine weitere Spaltung der Belegschaft ab“, sagt Katrin Strobel empört. Die Laborleiterin der Pegnitzer Sana Klinik ist wie die Betriebsratsvorsitzende Helga Lehner bei den zurzeit laufenden Tarifverhandlungen der Gewerkschaft Verdi mit dem Sana Konzern dabei.

Von einem dreisten Spaltungsversuch bei der zweiten Verhandlungsrunde zum neuen Sana-Konzerntarifvertrag spricht die Tarifkommission: Die Arbeitgeber wollen 2023 nur Pflegekräften mehr Geld geben. Alle anderen der rund 10 000 betroffenen Beschäftigten sollen komplett leer ausgehen.

Der Konzern bietet an, nur die Entgelte für die Pflege ab 1. Januar nächsten Jahres um fünf Prozent zu erhöhen und alle anderen ein Jahr später um drei Prozent. Das stehe einer prognostizierten Inflation für 2022 und 2023 von insgesamt 11,6 Prozent gegenüber.

Die Konsequenz wären massive Reallohnverluste für einen Großteil der Sana-Belegschaften. Auch die 50 Euro monatlich, die Auszubildende ab Juli 2023 mehr bekommen sollen, gleichen die höheren Lebenshaltungskosten bei Weitem nicht aus, sagt Verdi.

„Das ist absolut ungerecht“

Im Manteltarifvertrag wollten die Arbeitgeber zwar Verbesserungen vor allem für Pflegekräfte vornehmen – der Nachtzuschlag und die Zulage für ständige Wechselschicht sollen angehoben, Bereitschaftsdienste besser bewertet werden. Doch zu den weiteren Gewerkschaftsforderungen schweigt sich die Sana-Spitze aus. „Das ist ein Unding und absolut ungerecht“, sagt Strobel. „Jeder einzelne Beschäftigte im Krankenhaus zählt!“, ergänzt Lehner.

Es brauche alle Berufsgruppen, die für eine gute Versorgung an einem Strang ziehen. Für Verdi sei daher klar: Diesen Versuch, die Kollegen in den Sana Kliniken zu spalten, weisen sie entschieden zurück. Die Berufsgruppen stünden zusammen und kämpfen gemeinsam für einen guten Tarifabschluss für alle.

Für alle anderen Forderungen der Gewerkschaft - eine Zulage ab dem 20. Beschäftigungsjahr, ein 13. Monatsgehalt, ein Bonus für Verdi-Mitglieder (drei freie Tage, 300 Euro im Jahr) oder ein Kinderbetreuungszuschuss (Tarifvertrag Beruf und Familie) habe der Arbeitgeber bisher nicht einmal Interesse gezeigt, diese fortzuführen. „Die bisher erreichten Regelungen - freier Tag, Jahressonderzahlung, Kinderbetreuungszuschuss - werden somit ignoriert und fallen weg.

Eine Unverschämtheit“, sagt Strobel. Dieses Angebot zeige keinerlei Wertschätzung gegenüber den Arbeitnehmern, besonders für die enormen Belastungen in der Pandemie, die auch jetzt nicht vorbei seien.

Schlag ins Gesicht

Das Vorgehen der Arbeitgeber sei eine krasse Unverschämtheit und Missachtung der Leistungen der Beschäftigten, „ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die den Laden seit vielen Jahren unter widrigsten Bedingungen am Laufen halten“. „Das ist nicht nur enttäuschend, es macht uns sauer“, sagt Strobel, „wir Beschäftigte der Sana-Kliniken lassen uns nicht gegeneinander ausspielen.“ Alle hätten mehr Geld verdient. Angesichts extremer Preissteigerungen für Energie, Benzin und Lebensmittel müsse die Kaufkraft aller gesichert werden.