Belegte Betten, fehlende Finanzierung: Klinikverbund SH schlägt Alarm
Sechs große Kliniken, die sich gemeinsam im sogenannten 6K Klinikverbund SH zusammengeschlossen haben, drohen in ernsthafte finanzielle Not zu geraten. Die Krankenhäuser im Land schlagen nun Alarm.
Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft müssen aktuell so viele Corona-positive Patienten isoliert werden wie nie zuvor. Den sechs Kliniken des Verbunds, zu denen auch Häuser in Kiel und Neumünster sowie das Westküstenklinikum zählen, fehlen Zahlungsmittel, da sie durch Corona-Patienten Leistungen nicht erbringen können. Isolation und Schutzkleidung stellen einen deutlichen finanziellen Aufwand dar. Dazu treten steigende Preise durch die Inflation und der noch immer anhaltende Fachkräftemangel, sowie Personalausfälle durch die Quarantäne-Verordnung. In Kombination führt dies dazu, dass Eingriffe, die keine Notfälle sind, verschoben werden müssen.
Roland Ventzke: "60 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland werden rote Zahlen schreiben"
Dass nicht nur seine eigene Klinik, das Städtische Krankenhaus in Kiel, 2022 mit einem deutlichen Minus abschließen wird, weiß Geschäftsführer Roland Ventzke schon jetzt. Mit Bezug auf den Rating-Report erklärt er, dass dieses Jahr 60 und nächstes Jahr gar 80 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland rote Zahlen schreiben werden. Dies werde bei sämtlichen Häusern zu erheblichen Liquiditätsproblemen führen: "Wir müssen an die Banken herantreten, dass wir Geld kriegen. Unsere Eigentümer, also die Städte und Gemeinden müssen gegebenenfalls für Defizite aufkommen. Ob sie dafür bereit sind, das muss jeder für sich entscheiden", so Ventzke.
Inflationsausgleich bisher nicht in Sicht
Zu allem Überfluss hat der Bund den Corona-Versorgungsaufschlag für Krankenhäuser mittlerweile eingestellt. Pro Woche fehlen den Westküstenkliniken eine Million Euro, so ihr Geschäftsführer, Martin Blümke: "Wir wollen gerne - die Bücher sind voll, aber wir können nicht, weil die Betten gesperrt sind aufgrund von Personal-Ausfall oder Isolations-Fällen. Wir haben zwar das politische Versprechen einer Ausgleichszahlung am Ende des Jahres. Die wird aber die entstehenden Kosten in der Form im operativen Geschäft nicht vollständig decken." Der Geschäftsführer spricht von einem Teufelskreis, in dem die Arbeitsbelastung immer höher wird und immer mehr gespart werden muss.
Die Kliniken sehen die Bundespolitik in der Pflicht und fordern eine bessere Finanzierung, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Das nun geplante Finanzstabilisierungsgesetz nannten sie eine Frechheit, denn es bewirke das Gegenteil von dem, was versprochen worden sei - nämlich die Kliniken zu unterstützen.