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Kämpfen gemeinsam für den Erhalt der Notfallversorgung in Berchtesgaden (v.l.): Dr. Danja Heinrich, Dr. Ursula Reichelt und Dr. Reinhard Reichelt. (Foto: Ulli Kastner)

Verfasserin der Online-Petition: Dr. Danja Heinrich kämpft zusammen mit Schönauer Ärztepaar Reichelt für Erhalt der Notfallversorgung

Berchtesgaden – Seit rund zwei Wochen gibt es die Online-Petition zum Erhalt der Akutmedizin im Krankenhaus Berchtesgaden. In wenigen Tagen hat die Initiatorin und Verfasserin Dr. Danja Heinrich bis gestern bereits 2532 Unterschriften gesammelt. Zusammen mit dem Schönauer Ärztepaar Reichelt kämpft die Walserin, die die Kreisklinik Berchtesgaden gut kennt und dort immer noch als Notärztin aushilft, für eine gesicherte Notfallversorgung im Berchtesgadener Raum.


Danja Heinrich kennt die Abläufe in der Kreisklinik Berchtesgaden aus eigener Erfahrung sehr gut. In den Jahren 2017 und 2018 hat sie hier in der Inneren Abteilung eine Weiterbildung zur Fachärztin Allgemeinmedizin absolviert, die sie dann in der Arztpraxis Reichelt in Schönau am Königssee abschloss. Nach der Weiterbildung zur Notfallmedizinerin fuhr Dr. Danja Heinrich in der Kreisklinik Berchtesgaden seit 2018 auch Notarzteinsätze. Und heute hilft sie als Notärztin noch am Wochenende, bei Nachtdiensten oder zur Ferienzeit regelmäßig aus. Die gebürtige Traunsteinerin, die mit ihrer Familie jetzt in Wals bei Salzburg lebt, ist damit immer noch Beschäftigte der Kliniken Südostbayern AG (KSOB). Sicherlich gehört eine Menge Mut dazu, eine Petition zu starten, die nicht im Sinne ihres Arbeitgebers ist. Warum macht sie das?

»Bei meiner Arbeit im Krankenhaus habe ich erfahren, wie sehr die Bevölkerung das Angebot vor Ort in der Klinik Berchtesgaden schätzt«, sagt die Ärztin. »Vor allem ältere Leute sind froh darüber, dass sie hier behandelt werden können. Sie haben ja oft auch gar nicht die Möglichkeit, selbst nach Bad Reichenhall zu fahren.« Außerdem schwärmt die Walserin von dem »super Team« in Berchtesgaden. Das reiche von der ärztlichen Leitung über ihre Kollegen bis zu den Krankenschwestern und Rettungssanitätern. Viele von ihnen seien ebenfalls entsetzt über die Pläne, die Notfallambulanz in Berchtesgaden zu schließen. Aus Angst vor Repressalien vonseiten des Arbeitgebers würden sie sich dazu aber nicht äußern. »Niemand darf zu dem Thema etwas sagen«, weiß Danja Heinrich.

Dabei ist die Ärztin überzeugt, dass es nicht funktionieren könne, wenn die Notfallversorgung jetzt nach Bad Reichenhall verlegt wird. »Die Klinik Bad Reichenhall läuft ja jetzt schon über«, sagt sie. Als Notärztin sei sie nicht selten gezwungen, Patienten nach Salzburg zu fahren. Da sei man dann insgesamt rund eine Stunde unterwegs, potenzielle weitere Patienten müssten warten. »Wenn die Umstrukturierung schon sein muss, dann sollte man mit der Schließung der Notfallversorgung in Berchtesgaden wenigstens warten, bis das neue Zentralklinikum in Bad Reichenhall gebaut ist«, sagt die Notärztin.

Auf die von ihr initiierte Petition habe sie »sehr gute Resonanzen« bekommen, sagt Danja Heinrich. Bevor sie die Petition startete, hatte sie erst einmal auf der Internetplattform »Du kommst aus Berchtesgaden, wenn...« die Stimmung in Sachen Kreisklinik eruiert. Als sie merkte, dass das Thema der Bevölkerung unter den Nägeln brennt, habe sie die Petition gestartet. »Ich habe allerdings zunächst gar nicht überlegt, was ich mit den Unterschriften machen will«, räumt die Walserin ein. Erst jetzt beschäftigt sie sich zusammen mit den Drs. Ursula und Reinhard Reichelt mit Überlegungen, wie man weitermachen könnte.

Im Raum steht der Start eines Bürgerbegehrens oder eines sogenannten Bürgerantrags. Das Bürgerbegehren könnte, falls genügend Unterschriften gesammelt werden, zu einem Bürgerentscheid führen. Damit könnte theoretisch der Kreistagsbeschluss gekippt werden. Mit einem Bürgerantrag kann man – mit der erforderlichen Unterschriftenzahl – maximal erreichen, dass sich der Kreistag noch einmal mit dem Thema beschäftigen muss. Wie der »Berchtesgadener Anzeiger« erfuhr, wollte sich Dr. Reinhard Reichelt gestern Abend beim Ortstreff des in punkto Bürgerbefragung erfahrenen Bund Naturschutz in Berchtesgaden über die Möglichkeiten des weiteren Vorgehens informieren. Der »Berchtesgadener Anzeiger« wird darüber berichten.

Ulli Kastner

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