Oldenburg/Vechta - Eigentlich war eine Mitteilung für den frühen Abend geplant. Doch wie so vieles in diesem Drama lief auch der Krisen-Gipfel am Dienstag nicht nach Drehbuch. Bis in die Nacht hinein saßen die drei Mitglieder des Management-Gremiums des Pius-Hospitals – der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Rudy Leon De Wilde, Pflegedirektor Werner Meyer und der Kaufmännische Direktor Erich Thunhorst – mit den beiden Abgesandten des Weihbischofs zusammen. Am Mittwochvormittag verschickte die Pressestelle des Pius dann eine kurze gemeinsame Erklärung beider Seiten. Die verklausulierten, wolkigen Formulierungen geben eine Ahnung von den Mühen, die vielleicht schwerste Krise des Hauses in den vergangenen Jahrzehnten zu entschärfen.
Leuchtturm
Der erste Absatz warf ebenso viele Fragen auf wie er beantwortet: „Wir wollen die Universitätsmedizin im Pius-Hospital sichern und stärken und so weitere Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft schaffen“, heißt es da. „Dies wollen wir als katholischen Leuchtturm sichtbarer machen und stärken. Den Weg dorthin wollen wir gleichberechtigt auf Augenhöhe gemeinsam mit dem Evangelischen Krankenhaus Oldenburg gehen.“ Ein Zeitungskollege in Südoldenburg las daraus: „Die Fusion des katholischen und des evangelischen Krankenhauses in Oldenburg ist offenbar vom Tisch.“
Auf Nachfrage beim Umfeld der Sitzungsteilnehmer wurde klar: Die Verhandlungsführer haben sich darauf verständigt, dass das Pius mit dem Evangelischen Krankenhaus zu einem ökumenischen Haus zusammengehen soll – und dass beide Seiten gleichberechtigt sein sollen.
Auf Nachfrage teilte eine Agentur für Krisenkommunikation im Auftrag des Bischöflich Münsterschen Offizialats in Vechta dann später mit: „Das Zusammengehen mit dem Evangelischen Krankenhaus Oldenburg gleichberechtigt auf Augenhöhe wollen wir. Die rechtliche Ausgestaltung muss unter diesen Prämissen verhandelt werden.“
rehabilitiert
Auf der Zunge zergehen lassen können sich Beobachter auch folgende Sätze: „Alle Beteiligten dieses Prozesses, einschließlich der Mitglieder des Verwaltungsrats und des Herrn Weihbischofs, werden rehabilitiert. Das BMO bietet nach heutiger Neubewertung des Sachverhalts an, die Abberufung der Verwaltungsratsmitglieder für die berufene Zeit zurück zu nehmen.“ Die vier entlassenen Verwaltungsratsmitglieder kehren in ihre Ämter zurück und sind damit rehabilitiert, verständlich. Aber für was muss der Weihbischof rehabilitiert werden?
Alles andere als klar ist auch, wie lange der wieder eingesetzte bisherige Verwaltungsrat im Amt sein wird. Ende April läuft dessen Amtszeit zwar aus – doch eine Verlängerung ist bereits beschlossen. Wann ein neuer Verwaltungsrat das Steuer übernimmt, ist also noch offen. Der neue und der bisherige Verwaltungsrat, die nächste Woche zusammenkommen, haben einiges zu besprechen.
Kein Wort verliert die Erklärung des Pius von Mittwoch zum Schicksal des glücklosen Zweitgeschäftsführer Robert Riefenstahl, der sich zur Umsetzung der Linie des Weihbischofs bereiterklärt hatte. Die Modalitäten der Trennung werden dem Vernehmen nach noch ausgehandelt.
Pius und das Offizialat haben viel Arbeit vor sich – das fasst die Erklärung so zusammen: „Das am heutigen Tag zusammen getretene Verhandlungsteam wird unter Einbeziehung des Geschäftsführers Michael Winkler die Verhandlungen zur vollständigen Lösung im Sinn dieser Eckpunkte unverzüglich fortsetzen.“ Es gibt also weitere Mitteilungen – erneute nächtliche Marathon-Beratungen sind nicht ausgeschlossen.