Pandemiebekämpfung in Hessen geht in die nächste Runde

Modellprojekt: Corona-Früherkennung in der Kläranlage

Ein Detail eines Belebungsbeckens in einem Klärwerk
"Mit der Erprobung eines landesweiten Monitorings in Abwässern startet Hessen als erstes Bundesland in eine neue Phase der Pandemiebekämpfung", erklärte Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne).
deutsche presse agentur

Hessen als Monitoring-Vorreiter

Hessen erprobt landesweit die Corona-Früherkennung über das Abwasser. Mit der Methode könne das Infektionsgeschehen bis zu 14 Tage schneller abgebildet werden als über die Testung von Einzelpersonen, teilte das Wirtschaftsministerium am Montag in Wiesbaden mit. Zudem könnten neue Mutationen sowie lokale Cluster früher erfasst werden. "Mit der Erprobung eines landesweiten Monitorings in Abwässern startet Hessen als erstes Bundesland in eine neue Phase der Pandemiebekämpfung", erklärte Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne). Hessen könne damit "auf ein neues, hoch effektives Instrument zurückgreifen".

TU Darmstadt untersucht 200 Abwasser-Proben auf Corona

Das Projekt liegt in den Händen von Wissenschaftlern der Technischen Universität (TU) Darmstadt um Prof. Susanne Lackner. Das Land unterstützt es mit rund 1,5 Millionen Euro. Acht Monate sollen rund 200 Proben von hessischen Kläranlagen untersucht werden - das Abwasser von mehr als 40 Prozent der Einwohner. Die Analyse ist technisch anspruchsvoll und zeitlich ziemlich aufwendig - ein mobiles Labor soll die Kläranlagen dabei unterstützen.

Wirtschaftsminister Al-Wazir: "Bietet sich für Umsetzung auf Bundesebene an"

Die Methoden hätten sich bewährt, sagte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Aktuell fehlen allerdings noch Parameter für die epidemiologische Bewertung der Daten. Diese Lücke soll aber schon bald geschlossen werden."Das standardisierte Konzept für ein ganzheitliches abwasserbasiertes Corona-Monitoring wird sich als Referenz für eine Umsetzung auf Bundesebene anbieten."

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Viren-Forschung mit Zukunft

Die Messungen könnten auch wichtige Erkenntnisse für andere Krankheitserreger liefern, sagte Prof. Lackner, "beispielsweise andere Viren oder antibiotikaresistente Keime, um damit zukünftigen Pandemien vorzubeugen oder sie schneller in den Griff zu bekommen". Das Projekt sei "ein gelungenes Beispiel dafür, wie Innovationen aus der Forschung Möglichkeiten zur Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen aufzeigen", sagte Prof. Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt. (awo/dpa)