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Das Haupthaus der Klinik Schönsicht. Insgesamt gibt es 120 Betten. (Fotos: Kilian Pfeiffer)

Klinik Schönsicht ist verkauft

Bischofswiesen – Der Verkauf der Klinik Schönsicht am Oberkälberstein in Bischofswiesen ist unter Dach und Fach: Der Berchtesgadener Unternehmer Dr. Bartl Wimmer hat die aus zahlreichen TV-Beiträgen bekannte Rehabilitationsklinik für Kinder für einen nicht näher bezifferten Millionenbetrag vom ehemaligen Eigentümer, dem Tegernseer Achim Schulz-Lauterbach, gekauft. Wimmer bestätigte den Eigentümerwechsel auf Nachfrage. »Es ist kein Geheimnis, dass wir in so manches Gebäude noch investieren müssen«, sagt Wimmer.


Die Spatzen hatten es schon lange von den Dächern gepfiffen. Das Gerücht, dass Unternehmer Bartl Wimmer erneut zugeschlagen hat, ist spätestens nach dessen Bestätigung des Eigentümerwechsels kein Geheimnis mehr. »Es war eine komplizierte Sache«, verrät Wimmer. Zäh und schwierig seien die Verhandlungen gewesen. Aufgrund juristischer Notwendigkeiten musste Wimmer zwei Käufe abwickeln – den des Grundstückes und jenen des Klinikbetriebs. Für beide Käufe waren unterschiedliche Genehmigungen notwendig, die sich über Monate hinauszögerten.

Der ehemalige Eigentümer Achim Schulz-Lauterbach hatte die Klinik, zu der insgesamt neun Gebäude gehören, als Personengesellschaft geführt, mittlerweile wurde der Betrieb in eine GmbH umgewandelt. Acht der Objekte stehen auf Bischofswieser Grund, ein Haus auf Berchtesgadener Gebiet. Laut Impressum auf der Klinik-Schönsicht-Webseite fungiert Bartl Wimmers Sohn Florian als vertretungsberechtigter Geschäftsführer.

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Unternehmer und Mediziner Dr. Bartl Wimmer will den Klinikbetrieb weiterführen und zusätzliches Personal einstellen lassen.

Wimmer, der bereits den »Kulturhof Stanggass« bauen ließ, im August vergangenen Jahres auch die »Villa Askania« in Stanggaß samt Nebengebäude erworben hatte und zuletzt die »Neubichler Alm« in Piding erstanden hatte, sagt: »Ich habe mir geschworen, nur noch vor Ort Dinge zu tun, die ich auch verstehe.« Die Klinik Schönsicht war kein von langer Hand geplanter Kauf. »Es hat sich so ergeben. Schulz-Lauterbach wollte eine schnelle Lösung herbeiführen – oder eben keine«, sagt Wimmer. Nach mehrfachem Überschlafen habe er sich für einen Kauf entschieden, sagt der gebürtige Berchtesgadener. Der 61-Jährige ist Mediziner und Mitbegründer der weltweit agierenden Synlab-Gruppe, des in Europa führenden Labordienstleisters. Wimmer war dort bereits im April 2018 als CEO zurückgetreten, hält weiterhin aber Anteile.

Seitdem kümmert sich der Unternehmer, der in der Lokalpolitik für die Grünen im Kreistag sitzt und Vorsitzender des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden ist, um die Vorhaben der eigenen Familien-Holding. Wimmer hat vier erwachsene Kinder.

Bereits Anfang Januar waren die Mitarbeiter der Klinik Schönsicht in die neue Gesellschaft mit beschränkter Haftung, in die Klinik Schönsicht GmbH, gewechselt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Wimmer bereits während einer Betriebsversammlung dem Personal als neuer Eigentümer vorgestellt und vor versammelter Mannschaft bekräftigt, dass es zu keinen Kündigungen kommen werde, wie ein Mitarbeiter gegenüber dem »Berchtesgadener Anzeiger« bestätigt. Wimmer unterstreicht im Gespräch, dass der Klinikbetrieb in bestehender Ausrichtung weitergeführt werde. Die Klinik, die in exponierter Lage am Oberkälberstein liegt, ist eine Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche mit 120 Betten. Behandelt werden dort vor allem chronisch langfristige Erkrankungen wie Adipositas und frühkindliche Übergewichtigkeit. Wimmer könnte in Zukunft einen neuen Akzent setzen und die Ausrichtung ausweiten. So gibt es Planungen, Post-Covid-Fälle bei jungen Menschen zu behandeln.

Die zur Klinik gehörigen Gebäude liegen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Neben dem Haupthaus, in dem Einzelkinder untergebracht werden, zudem die Verwaltung sowie die medizinische Abteilung sitzt, gibt es ein Mutter-Kind-Haus mit mehreren Appartements, das sogenannte »Haus Friedl«. Im »Haus Rosetti« sind unter anderem eine Sport-Physio-Abteilung untergebracht sowie weitere Wohnungen. Zum Klinikbetrieb gehört eine Sporthalle nebst Basketballplatz. Im »Waldhäusl« ist ein Kindergarten installiert, dort findet auch Schulunterricht statt. Auch ein Teil der Psychologen sitzt dort. Patienten der Klinik Schönsicht bleiben mitunter über mehrere Monate zur Behandlung.

Während der Coronapandemie war der Klinikbetrieb runtergefahren worden, bestätigt Wimmer. Dessen Plan: Das Personal soll mittelfristig aufgestockt werden, sobald wieder mehr Betten belegt werden können. Der Unternehmer wird investieren müssen, sowohl baulich als auch in die medizinische Ausstattung. »Wir sind bereits in Abstimmungsgesprächen mit Genehmigungsbehörden und Rentenversicherungen, wie eine mögliche Sanierung aussehen könnte«, sagt Bartl Wimmer. Zu »massiven Erweiterungen« wird es nicht kommen, kündigt der 61-Jährige an: »Aber wir müssen uns im Klaren sein, dass man heutzutage mit einem Dreibettzimmer keinen Blumentopf mehr gewinnt.« So soll die Ausrichtung vermehrt in Mutter-Kind-Zimmer gehen. Zudem herrscht ein Mangel hinsichtlich der Sanitäreinrichtungen in der Klinik.

Wimmer selbst will die Neuaufstellung vor allem strategisch begleiten. Aus dem operativen Geschäft will er sich zunehmend heraushalten, die Aufgaben seinen Kindern in der Familien-Holding überlassen. »Natürlich denken wir auch daran, künftig einen Verwaltungsleiter anzustellen«, sagt Wimmer.

Kilian Pfeiffer