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Klinikmord-Prozess: Die Kernfrage kommt in Sicht


Oldenburg
Klinikmord-Prozess: Die Kernfrage kommt in Sicht

Von dpa
25.03.2022Lesedauer: 2 Min.
Fortsetzung Prozess gegen Ex-KlinikmitarbeiterVergrößern des BildesEin Mikrofon steht auf dem Sitzplatz für den Zeugen vor Sebastian Bührmann, vorsitzender Richter im Prozess gegen Ex-Vorgesetzte vom Serienmörder N. Högel. (Quelle: Sina Schuldt/dpa-Pool/dpa/dpa-bilder)
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Fest steht, dass der verurteilte Patientenmörder Niels Högel Ende 2002 mit einem außerordentlich guten Arbeitszeugnis das Klinikum Oldenburg verließ. Dabei war das Krankenhaus Tatort - auch dort hatte er Patienten zu Tode gespritzt. Unter dem Arbeitszeugnis standen die Unterschriften einer damaligen Pflegedirektorin und des früheren Geschäftsführers. Beide gehören zu den sieben Angeklagten, die sich seit 17. Februar vor dem Landgericht Oldenburg verantworten müssen.

Die Schwurgerichtskammer muss klären, ob die angeklagten Ex-Vorgesetzten - drei Ärzte, drei leitende Pflegerinnen und Pfleger und ein Ex-Klinik-Geschäftsführer der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst - möglicherweise eine Mitschuld an den Verbrechen trifft. Deren Verteidiger weisen das als grotesk zurück. Ihren Mandanten wird in unterschiedlichem Umfang Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise versuchten Totschlag jeweils durch Unterlassen vorgeworfen.

Im dem Zeugnis wurde Högel damals als verantwortungsbewusster und interessierter Mitarbeiter beschrieben, der umsichtig, gewissenhaft und selbstständig arbeite und einfühlsam, verständnisvoll und fürsorglich mit Patienten umgehe. Die ihm übertragenen Aufgaben habe er "zu unseren vollsten Zufriedenheit" ausgeführt, wie aus dem Zeugnis hervorgeht, das am Freitag verlesen wurde. Die Beurteilung habe er als "zynisch, dreist und gelogen" empfunden, so Högel. Warum?

Dem Testat gingen mehrere Gespräche zwischen Högel, einem Chefarzt sowie auch dem Klinikgeschäftsführer voraus, wie Betriebsratprotokolle belegen. Danach war das Vertrauensverhältnis zwischen dem damaligen Pfleger Högel, dem Chefarzt und dem Geschäftsführer zerrüttet. Es blieb aber laut Betriebsrat letztlich bei "diffusen Verdächtigungen" im Umgang mit schwerstkranken Patienten.

"Wir haben schon das Gefühl, hier wird nicht mit offenen Karten gespielt", hieß es in einer Notiz des Betriebsrates von 2002. Högel war Ende 2002 direkt eine Kündigung oder ein Auflösungsvertrag nahegelegt worden. Ein Chefarzt hatte damals mit Blick auf Högel von Unbehagen gesprochen. Letztlich nahm Högel das Angebot an und wechselte als Pfleger zum Klinikum Delmenhorst. Dort mordete er bis 2005 weiter.

Die sieben Angeklagten werden vor Gericht von 18 Verteidigern vertreten. Die Anwälte eines angeklagten Arztes stellten am Freitag einen Befangenheitsantrag gegen Richter Sebastian Bührmann, dem sich weitere Angeklagte anschlossen. Sie warfen ihm vor, dass er von Todesfällen ausgehe, die in diesem Verfahren noch nicht festgestellt worden seien. Der Antrag wurde zur Entscheidung zurückgestellt.

Nach Beschreibung Högels, der am Freitag am sechsten Verhandlungstag in Folge als alleiniger Zeuge aussagte, herrschte auf der Intensivstation im Oldenburger Klinikum zum Zeitpunkt der Morde eine Atmosphäre des allgemeinen Misstrauens und der Verunsicherung. Der 45-jährige Deutsche verwies auf Schuldzuweisungen und Anweisungen von Ärzten. In einem Fall habe ein Arzt ihm gesagt, dass auf der Intensivstation Dinge passierten, die er sich bald nicht mehr erklären könne.

Der Arzt habe auch zur Überraschung der Pfleger bei einer Krisensituation mit einem Patienten den sofortigen Austausch aller sogenannten Perfusorspritzen und die Lagerung der alten angeordnet. Högel ermordete auf der Station zahlreiche wehrlose Patienten, indem er ihnen nicht verordnete Medikamente mit Spritzen injizierte. Für den Prozess sind insgesamt 42 Verhandlungstage angesetzt. Am 7. April soll Högel vermutlich das letzte Mal als Zeuge vernommen werden.

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