"Sie machten einen Kaiserschnitt. Doch es war zu spät."

Hunderte von Babys sterben in britischer Klinik: Nun soll die Wahrheit ans Licht kommen

Über 100 Babys sterben in einem Krankenhaus, nun soll ein Untersuchungsbericht veröffentlicht werden.
Hunderte von Babys sterben in einem britischen Krankenhaus.
Instagram / frigg_official

Es ist ein Horroszenario für frisch gebackene Eltern, wenn das Neugeborene bei der Geburt oder kurz danach stirbt. Doch genau das soll in einem Krankenhaus im englischen Shrewsbury passiert sein, wie „Sky News“ berichtet. 2017 untersuchte die unabhängige Hebamme Donna Ockenden 23 bedenkliche Fälle. Seitdem haben sich Hunderte weitere Familien gemeldet, und der lang erwartete Bericht der Wahrheit werde am Mittwoch, den 30. März, veröffentlicht.

Mitarbeiter seien verängstigt gewesen, Bedenken zu melden

Mehr als 100 Babys sterben – entweder bei der Geburt oder kurz darauf, andere wiederum erleiden schlimme Hirnschäden. Ein grundlegendes Problem der Klinik sei, dass Mitarbeiter Angst hätten, Bedenken zu melden. Ein Mitarbeiter des Krankenhauses spricht von „einem Klima der Angst“, wie „Sky News“ schreibt. Bernie Bentick sei fast 30 Jahre lang beratender Geburtshelfer in dem Krankenhaus in Shrewsbury.

Laut der Nachrichtenseite von „Sky“ sagt er: „Wenn ein Baby oder eine Mutter stirbt, ist das für alle Beteiligten natürlich extrem traumatisch. Leider waren die Mechanismen, um ein Wiederauftreten zu verhindern, aufgrund einer Reihe von Faktoren nicht ausreichend.“ Seiner Meinung nach habe die „institutionalisierte Mobbing- und Schuldzuweisungskultur“ eine große Rolle gespielt.

Geburtsstation versuchte die Kaiserschnittrate niedrig zu halten

Hinter dieser großen Anzahl an Todesfällen steckt viel Leid bei den betroffenen Familien. Mehr als 1.800 Fälle potenziell vermeidbarer Schäden seien von der Untersuchung überprüft worden. Die meisten wären zwischen 2000 und 2019 aufgetreten. Nachdem die unabhängige Hebamme einige dieser Fälle untersuchte, kämen nochmal erschreckende Ergebnisse hervor. Demnach hätte das Krankenhaus versucht, die Kaiserschnitt-Rate extra niedrig zu halten.

Wie „Sky News“ schreibt, hätte mit einem solchen Eingriff mehrere Leben gerettet werden können. Außerdem habe die Hebamme 2017 festgestellt, dass manche Babys nach der Geburt nicht richtig überwacht worden wären. Von Familien geäußerte Bedenken seien ignoriert worden, und es fehlte an Freundlichkeit und Mitgefühl des Personals.

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Krankenhaus in Shrewsbury: Mutter wird Kaiserschnitt verwehrt

Der Tod von Manpreet Uppal sei einer der untersuchten Fälle gewesen. Er würde jetzt 19 Jahre alt sein. Seine Mutter Kamaljit bewahre immer noch die ungetragene Babykleidung auf, die sie für ihn gekauft hatte. Er sei nur zwei Stunden nach seiner Geburt gestorben. Frau Uppal erinnere sich noch deutlich an den Tag, an dem sie mit den Wehen ins Krankenhaus gekommen sei. "Das erste, was ich in der Tür sagte, war, dass ich gerne einen Kaiserschnitt haben würde", sagt sie gegenüber „Sky News“.

Doch der sei ihr verwehrt worden. Der Arzt habe zu ihr gesagt, dass sie natürlich entbinden solle. Aber dann habe es Komplikationen gegeben: „Er blieb stecken. Ein Arzt schob ihn, während der andere ihn zog, und so brachten sie ihn schließlich heraus, indem sie einen Kaiserschnitt machten. Aber leider war es zu spät.“

Krankenhaus entschuldigt sich, doch das Leid der Familien bleibt

Ein Sprecher des Krankenhauses sagt „Sky News“ gegenüber: „Als Krankenhaus übernehmen wir die volle Verantwortung für die Mängel in den Versorgungsstandards innerhalb unserer Mutterschaftsdienste und entschuldigen uns aufrichtig für all die Not und den Schmerz, von dem wir wissen, dass dies verursacht wurde.“ Doch für die betroffenen Familien wird dieser Schmerz wohl nie vergehen.

Ein Paar habe seine Tochter 2009 direkt nach der Geburt verloren – ihre kleine Kate wäre gerade mal sechs Stunden alt gewesen. Sie hätten unermüdlich gekämpft, seit ihr Mädchen gestorben wäre, und glauben, dass sie sich nicht so anstrengen sollten, um Antworten zu bekommen. Am kommenden Mittwoch werde dann der abschließende Bericht erwartet –hoffentlich mit den Antworten, die die hinterbliebenen Eltern verdienen zu hören. (anr)