OP-Roboter, autonome Taxis und KI Uniklinik in Bonn soll Krankenhaus der Zukunft werden

Bonn · Das Bonner Universitätsklinikum hat einen Förderbescheid in Höhe von 17,5 Millionen Euro erhalten. Damit soll ein deutschlandweit einzigartiges Digitalisierungs-Projekt finanziert werden.

 Am Dienstag ist ein Erweiterungsbau am UKB eröffnet worden, der analoge und digitale Lehre verknüpft.

Am Dienstag ist ein Erweiterungsbau am UKB eröffnet worden, der analoge und digitale Lehre verknüpft.

Foto: Meike Böschemeyer

Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) soll in den kommenden Jahren zum Krankenhaus der Zukunft werden. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart hat am Dienstagabend einen Förderbescheid über 17,5 Millionen überreicht, mit dem das deutschlandweit einzigartige Digitalisierungs-Projekt „Innovative Secure Medical Campus UKB“ finanziert werden soll. Zudem wurde ein neues Lehrgebäude eröffnet.

Krankenhäuser stehen schon jetzt angesichts des Personalmangels vor Problemen. Experten gehen davon aus, dass es in den nächsten Jahrzehnten auch wegen des demografischen Wandels immer weniger medizinische Fachkräfte geben wird, zudem werden die Erkrankungen komplexer. Ein Ausweg könnte die Digitalisierung sein: Mit ihr ließen sich Abläufe effizienter gestalten. Am UKB hat man sich deshalb Gedanken über das Krankenhaus der Zukunft gemacht. „Dabei geht es um eine sichere vollumfängliche Digitalisierungs-Lösung, bei der die Diagnostik und Behandlung der Patientinnen und Patienten inklusive Robotic Surgery sowie die allgemeinen Prozesse in Kliniken optimiert werden“, sagte Ulrike Attenberger, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.

Mit dem Direktor der Chirurgischen Klinik Jörg Kalff sowie dem Cyber Security Cluster hat sie das Konzept, das nicht weniger als „wegweisend für die Modernisierung des Gesundheitswesens“ sein soll, erarbeitet. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird vom Wirtschaftsministerium NRW mit 17,5 Millionen Euro unterstützt. „Als Pilotklinikum wird Bonn Vorreiter für eine hochmoderne, hocheffiziente und digitalisierte Krankenversorgung in Deutschland sein und neue Maßstäbe setzen“, sagte Pinkwart. Der neue Standard werde für Ärzte, Pfleger und Beschäftigte die Arbeit erleichtern und die Patientenversorgung verbessern. „Aber der Arzt wird nicht überflüssig, im Gegenteil. Er hat mehr Zeit für den Patienten, weil ihm die Technik hilft“, sagte UKB-Direktor Wolfgang Holzgreve.

Digitale Zwillinge von Patienten

Wichtig sei dabei die lückenlose Erfassung aller medizinischen Patientendaten. Aktuell liegen diese in deutschen Kliniken teils digital und teils analog vor, was im Alltag zu Verzögerungen führt. Schon seit mehr als 20 Jahren gibt es Pläne für eine digitale Gesundheitsakte, die noch immer nicht umgesetzt ist, was auch der Virologe Hendrik Streeck im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie bemängelte. Die digitale Verfügbarkeit und Aufarbeitung sind aber auch wichtig für die moderne therapeutische Entscheidungsfindung, da die Datensätze die Grundlage für die Entwicklung von auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierten Algorithmen sind. So soll der Therapieerfolg eines Patienten mithilfe von Simulationen zum Beispiel an digitalen Zwillingen, also einem virtuellen Ebenbild des Patienten, ausprobiert werden können.

Zum Projekt gehören aber auch Ziele, die schon teilweise erreicht sind. Patientendaten werden nahezu in Echtzeit zwischen den Kliniken ausgetauscht und miteinander verknüpft. Die OP-Robotik soll verbessert werden, ebenso wie die KI-gestützte intelligente Ressourcenplanung oder das Smart Parking, also das leichte Auffinden verfügbarer Parkplätze. Es ist auch eine Erprobung von autonom fahrenden Shuttle-Fahrzeugen auf dem UKB-Gelände geplant. Der Mobilfunk-Standard 5G, der dafür notwendig ist, wurde bereits im vergangenen Jahr durch die Telekom auf dem Campus ausgebaut. Die Digitalisierungslösungen sollen außerdem in die Smart-City der Stadt Bonn integriert werden.

Bei allen Neuerungen ist die Sicherheit entscheidend und auch Teil des Projekts. So müssten laut Holzgreve sensible Patientendaten vor Hackerangriffen geschützt werden, aber auch die medizinische Einrichtung an sich. „Täglich gibt es schon jetzt bis zu 70 000 Cyberangriffe“, sagte er.

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