Private Equity

Oberberg Kliniken vor Verkauf

Vor fünf Jahren hatte der US-Finanzinvestor Trilantic den Klinikbetreiber Oberberg erworben und durch Zukäufe ausgebaut. Nach der Pandemie dürften die Akut-Krankenhäuser für seelisch Erkrankte neuen Zulauf erhalten. Jetzt will sich das Private-Equity-Haus laut Finanzkreisen von dem Berliner Unternehmen trennen.

Oberberg Kliniken vor Verkauf

cru Frankfurt

Der US-Finanzinvestor Trilantic Capital Partners will seine Mehrheitsbeteiligung am deutschen Klinikbetreiber Oberberg Kliniken verkaufen. Das wird von zwei mit der Sache vertrauten Personen aus Finanzkreisen bestätigt. Das in Berlin ansässige Unternehmen mit mehr als 1500 Beschäftigten, das von den Geschäftsführern Matthias Müller und Ilmarin Schietzel geleitet wird, könnte in einem Auktionsverfahren, dessen Beginn noch vor dem Sommer erwartet wird, mit 600 Mill. Euro bewertet werden, heißt es aus Finanzkreisen.

Um den Verkaufsprozess, der sich hauptsächlich an Private-Equity-Bieter richtet, kümmert sich die Investmentbank J.P. Morgan. Als potenzielle Käufer gelten unter anderem die Finanzinvestoren Cinven, Montagu und Nordic Capital, weil sie bereits vergleichbare Geschäfte be­treiben. Die Oberberg Kliniken, Trilantic und J.P. Morgan wollten auf Anfrage keinen Kommentar zu den Informationen abgeben.

Die 30 Einrichtungen der Oberberg Gruppe in privater Trägerschaft kümmern sich um privat versicherte, akut seelisch erkrankte Menschen – unter anderem mit Angststörungen, Burnout, Depressionen oder Suchterkrankungen – und dürften nach der Pandemie weiteren Zulauf erhalten: „Insgesamt ist ein deutlicher Anstieg der Umsatzerlöse geplant“, erklärte die Geschäftsführung im Mai 2021.

Basis dieser Annahme sei eine Normalisierung der pandemiebedingten Situation im zweiten Kalenderhalbjahr 2021 mit der Erwartung, „dass sich in der Folge die Belegung in den etablierten Bestandskliniken der Gruppe auf Pre-Covid-Niveau stabilisiert sowie der Belegungsaufbau der neuen stationären und teilstationären Einrichtungen wie geplant fortgeführt werden“ kann. „Unter Berücksichtigung dieser Annahmen und entsprechender Belegungsentwicklung sollte auch das Ebitda im Geschäftsjahr 2021 gesteigert werden können“, hieß es.

Die 1988 gegründeten Oberberg Kliniken gehören zur Oberbergkliniken GmbH, deren Holding ihren Sitz in Berlin hat. Zu Trilantic gehört die Oberberg Gruppe seit 2017. Der Finanzinvestor hatte sie von der deutschen Beteiligungsgesellschaft Odewald&Compagnie übernommen, zu der die Gruppe seit 2012 gehörte. Trilantic verwaltet 6 Mrd. Dollar, hat zuletzt 2,2 Mrd. Dollar frische Kapitalzusagen eingesammelt und verfügt über einen Doppelsitz in New York und London. Trilantic Europe mit Niederlassungen in London, Guernsey und Luxemburg hat 1,5 Mrd. Euro in Westeuropa investiert. Bei der Oberberg Gruppe wurde durch Zukäufe innerhalb von fünf Jahren von neun auf 30 Einrichtungen mit einer Kapazität von mehr als 800 Patienten expandiert.

Die finanzielle Lage des Unternehmens ist schwierig zu eruieren, weil es sich von Offenlegungspflichten befreien lässt. Ein großer Teil der Gruppe veröffentlicht seine Finanzkennzahlen als Teil der Sigfreu Holding GmbH im Bundesanzeiger. Laut Konzernabschluss der Sigfreu Holding per Ende 2020 hat das Unternehmen inklusive der Kliniken der Oberberg Gruppe mit 1113 Beschäftigten einen Umsatz von rund 100 Mill. Euro und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 20 Mill. Euro erzielt.

Die Geschäftsführung der Oberberg Gruppe plane im Jahr 2021 weiteres Wachstum. Die Gründung und der Aufbau neuer Kliniken, Erweiterungen vorhandener Standorte und die Möglichkeit des anorganischen Wachstums durch Akquisitionen würden kontinuierlich verfolgt, hieß es. Dabei wurde in der Planung davon ausgegangen, dass die Durchschnittsbelegung – über alle be­stehenden Kliniken betrachtet und ausgehend von 574 Patienten im Jahr 2020 – auf circa 700 Patienten gesteigert werden kann.

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