Gesundheitswesen
Ambulante Pauschalen: Verbände wollen bis Ende Jahr ein System ausarbeiten

Die Spitäler und der Krankenkassenverband Santésuisse wollen bis im Dezember ein Tarifsystem für ambulante Pauschalen genehmigen lassen. Der Chirurgenverband hat ein vorheriges System noch abgelehnt, während die Ärzte und der zweite Krankenkassenverband Curafutura ihr Konkurrenz-Projekt vorantreiben.

Dario Pollice
Drucken
Ein ambulantes Tarifsystem soll helfen, die Kosten im Gesundheitsbereich zu senken.

Ein ambulantes Tarifsystem soll helfen, die Kosten im Gesundheitsbereich zu senken.

Philipp Schmidli

Der Versicherungsverband Santésuisse, der Spitalverband H+ und der Chirurgenverband (FMCH) wollen ein ambulantes Tarifsystem vorantreiben. Zu diesem Zweck haben sie im September die gemeinsame Plattform «solutions tarifaires suisses» gegründet. Das neue System soll dabei das Tarifwesen im ambulanten Bereich national vereinheitlichen und das Kostenwachstum so reduzieren.

Nachdem Santésuisse und die Spitäler bereits im Dezember dem Bundesrat eine Tarifstruktur zur Vorprüfung vorgelegt haben, wollen sie diese nun zügig weiterentwickeln. Bis Ende Jahr soll dann das verfeinerte Pauschalensystem dem Bundesrat zur Genehmigung vorgelegt werden, wie Santésuisse, H+ und FMCH am Montag mitteilen.

Konkret haben sich die Tarifpartner vorgenommen, die Kostenanteile bis dahin detaillierter aufzuschlüsseln und ausschliesslich Daten zu benutzen, welche eine gesamte medizinische Behandlungsprozedur abbilden. «Die Tarifstruktur wird dabei als ein lernendes und damit dynamisches System ausgestaltet», heisst es weiter. Dabei soll das neue ambulante Tarifsystem vor allem die «ressourcenintensiven Infrastrukturen» abdecken.

Chirurgen stimmten vorheriger Version nicht zu

Die Grundsätze für das weitere Vorgehen wurden laut Mitteilung einstimmig von allen Tarifpartnern beschlossen. Allerdings lehnte der Verband der Chirurginnen und Chirurgen die im Dezember ausgearbeitete Tarifversion noch ab. FMCH verkündete, sich gegen die Einreichung dieser Tarifversion beim Bundesrat entschieden zu haben. Die Chirurgen fühlten sich laut eigenen Angaben zu wenig in die Entwicklung eingebunden. Zudem sei die damals ausgearbeitete Tarifstruktur ihrer Meinung nach weder sinnvoll noch wirtschaftlich gewesen.

In der Zwischenzeit hätten die Tarifpartner auf dieses Anliegen reagiert, wie Tobias Bosshart, Geschäftsführer von «solutions tarifaires suisses» gegenüber CH Media sagt. Gemeinsam habe man die «Eckwerte des Tarifsystems und der Zusammenarbeit in Form von Grundsätzen» geschärft.

An einem neuen ambulanten Ärztetarif wird bereits seit zehn Jahren gewerkelt. Dabei geht es um viel Geld: jährlich sollen 12 Milliarden Franken verteilt werden. Nach langen Verhandlungen und Rückschlägen reichten schliesslich 2019 die Ärztevereinigung FMH und Curafutura, der zweite Krankenkassenverband in der Schweiz, das neue Tarifwerk Tardoc ein. Im Gegensatz zum Konkurrenz-Projekt von Santésuisse, H+ und FMCH basiert dieses auf einen Einzelleistungstarif.

Tardoc sollte bereits ab diesem Jahr gelten. Doch der Bundesrat stellte sich im Sommer gegen das Tarifwerk. Daraufhin haben Curafutura und FMH bei der Landesregierung eine neue Version eingereicht. Sie hoffen nun auf eine Einführung von Tardoc 2023.