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Krankenhäuser in der Wesermarsch Helios will Klinik in Esenshamm weiterentwickeln

Christoph Reiprich
Helios-Geschäftsführer Thomas Hempel (Mitte) und der Betriebsratsvorsitzende Ralf Feierabends (rechts) haben Heiger Scholz, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, die Klinik in Esenshamm gezeigt und mit ihm über die Zukunft des Hauses gesprochen.

Helios-Geschäftsführer Thomas Hempel (Mitte) und der Betriebsratsvorsitzende Ralf Feierabends (rechts) haben Heiger Scholz, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, die Klinik in Esenshamm gezeigt und mit ihm über die Zukunft des Hauses gesprochen.

Christoph Reiprich

Esenshamm - Nach seinem Besuch im Braker St.-Bernhard-Hospital reiste Heiger Scholz (SPD), Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, knapp 20 Kilometer weiter Richtung Nordenham. In Esenshamm schaute er sich in der Helios-Klinik um. „Ein modernes und funktional gebautes Haus“, sagte er im Anschluss an den Rundgang, an dem auch Franzel Simon, Regionalgeschäftsführer der Helios-Region Nord, teilgenommen hatte.

In Brake hatte sich der Staatssekretär von Ingo Penner die Vorzüge des Braker Krankenhauses erklären lassen, in Esenshamm sprach er mit Franzel Simon und Klinikgeschäftsführer Thomas Hempel über die Vorteile des Standorts in Nordenham. Es liege in der Natur der Sache, dass „die Ansichten völlig unterschiedlich sind“.

Ausbaureserve

„Wenn es nur ein Krankenhaus in der Wesermarsch geben soll, dann die neue Klinik in Esenshamm“, sagte Franzel Simon. Man habe in der Vergangenheit immer wieder Angebote in Richtung Brake gemacht. „Wir haben sowohl vorgeschlagen, das Haus in Brake zu übernehmen, als auch mit Herrn Penner über einen Kauf der Klinik in Esenshamm durch die katholische Kirche gesprochen“, so der Regionalgeschäftsführer. Neben diesen Vorschlägen seien auch weitere Kooperationsmodelle seitens St.-Bernhard abgelehnt worden.

Aufgrund der ergebnislosen Gespräche habe sich Helios dazu entschieden, die Zusammenarbeit mit der eigenen Klinik in Cuxhaven zu intensivieren. „Das werden wir auch weiterhin tun“, sagt Franzel Simon. Dieser Weg habe sich bewährt. „Wir stehen auch in Zukunft zu dem Haus in Esenshamm.“

Debatte im Stadtrat

Nach der technischen Panne im September 2021 bei der Videoübertragung ist Staatssekretär Heiger Scholz nun persönlich nach Nordenham gekommen, um sich den Fragen der Nordenhamer Stadtratsmitglieder zu stellen. Nachdem jahrelang Fördermittel ohne eine Kooperation zwischen den beiden Krankenhäusern ausgeschlossen waren, sollen nun Gelder für das St.-Bernhard-Hospital fließen, obwohl die beiden Kliniken nach wie vor nicht zusammenarbeiten.

Den Paradigmenwechsel erklärte der Staatssekretär damit, dass die Belegungs- und Auslastungszahlen in Brake besser als in Esenshamm seien. Daher sei der Förderantrag des St.-Bernhard-Hospitals zur vorrangigen Prüfung freigegeben worden. Der FDP-Kreistagsabgeordnete Manfred Wolf kritisierte, dass mit nicht-aktuellen Zahlen argumentiert werde. Er werde Heiger Scholz eine Versorgungsstruktur-Analyse zusenden, die als Entwurf vorliege. Auftraggeber war der Landkreis.

Dr. Tilman Kaethner, CDU-Ratsherr, meinte, es müsse eine nachhaltige Gesundheitsversorgung für die gesamte Wesermarsch geschaffen werden. Man dürfe nicht vergessen, dass Helios ein nicht-wirtschaftliches Haus übernommen habe und schrittweise entwickeln würde. Die beste Lösung sei eine Zusammenarbeit der beiden Träger. Heiger Scholz entgegnete, dass die bisherigen Fusionen in Niedersachsen stets nur zwischen kommunalen Trägern geklappt hätten.

Bürgermeister Nils Siemen sagte, dass der Erhalt beider Standorte wichtig sei. Die Prüfung auf Förderung für St.-Bernhard habe in der nördlichen Wesermarsch die Befürchtung ausgelöst, dass es eine einseitige Förderung für den Braker Standort geben könnte. „Bisher hieß es, dass das Land erst investiert, wenn eine gemeinsame Lösung gefunden ist.“

SPD-Ratsherr Lutz Schubert: „Das alte Krankenhaus in Brake kann sich nur halten, wenn es modernisiert wird. Helios ist kerngesund und soll zum Sterben verurteilt werden? Wir haben ein modernes Haus in Esenshamm mit Erweiterungsmöglichkeiten. In Brake steht in der Innenstadt eine Klinik, die bescheiden zu erreichen ist. Mit der Zusage der Fördermittel nimmt man den Druck der Fusion. Wie soll man das den Wählern erklären?“

Aus seiner Sicht sei es nicht verständlich, dass für die Erweiterung des Hauses in Brake mehrere Millionen Euro aus Steuergeldern aufgewendet werden sollen. „Wir verfügen über eine Ausbaureserve. Mit geringem finanziellen Aufwand können 130 weitere Betten geschaffen werden.“ Zudem sei die Lage der Helios-Klinik an der Bundesstraße 212 ideal. „Wir verfügen über eine gute Anbindung an den ÖPNV, bieten einen großen Parkplatz, bezahlen die Mitarbeiter nach Tarif und haben einen Landeplatz für Rettungshubschrauber“, ergänzt Thomas Hempel. Zudem habe man es geschafft, das operative Ergebnis 2021 erstmals mit einer schwarzen Null abzuschließen. „Da wir damals keine Förderung vom Land für den Neubau erhalten haben, ist das Gesamtergebnis aufgrund der jährlichen Abschreibung noch negativ.“

Auslastung 60 Prozent

Die Auslastung der Klinik liegt laut Heiger Scholz bei 60 Prozent – 25 Prozent unter der Norm. „Zudem entscheiden sich weniger Menschen aus der Wesermarsch für eine Behandlung in Nordenham im Vergleich zu Brake“, so der Staatssekretär. Thomas Hempel rechne damit, dass die Auslastung in der Zukunft steigen werde.


Franzel Simon brachte die Idee eines Gesundheitscampus ins Gespräch. „Wenn die Ausbaureserve nicht für weitere Betten genutzt wird, können wir uns vorstellen, dass ein Seniorenheim, eine Früh-Reha-Einrichtung oder andere Akteure aus dem Gesundheitswesen das Gebäude mit nutzen könnten“, sagte er. Auch Ärzte könnten sich in der Klinik niederlassen.

Der langjährige Betriebsratsvorsitzende Ralf Feierabend hofft, dass die Geschäftsführungen der beiden Häuser gemeinsam mit dem Staatssekretär eine Kooperationslösung auf den Weg bringen. „Insgesamt arbeiten an beiden Standorten rund 600 Menschen“, sagt er. Die Gefahr, dass am Ende des Tages beide Kliniken auf der Strecke bleiben, bereite ihm Sorgen.

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