Pressemitteilung aus Thüringen

Megatrend Ambulantisierung

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Erfurt, 26. April 2022 – Die Barmer sieht massive Veränderungen auf das Thüringer Gesundheitswesen zukommen und spricht von einem Megatrend Ambulantisierung. Vor dem Hintergrund des medizinischen Fortschritts gebe es ein riesiges Potenzial, viele Behandlungen und kleinere Eingriffe vom Krankenhaus in geeignete ambulante Praxen zu verlagern.  Damit verbunden seien die Chance auf mehr Qualität in der Versorgung und Stärkung des ländlichen Raums.

Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Foto: Michael Reichel

Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Foto: Michael Reichel

„Die ambulante Versorgung hat viele Vorteile für Patientinnen und Patienten. Die moderne Medizin macht es möglich. Studien zeigen, ambulante Leistungen sind qualitativ mindestens gleichwertig“, sagte Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer Thüringen, am Dienstag, 26. April, im Rahmen einer Fachveranstaltung. Ambulante Versorgung sei in der Regel schneller, schonender und vor allem geschehe sie direkt vor Ort. Ein zusätzlicher Effekt sei die Entlastung der Krankenhäuser, die sich auf schwere und komplexe Behandlungen konzentrieren könnten. Daraus ergebe sich ein wichtiger Beitrag gegen den Fachkräftemangel.

Ende des Dualismus von stationär und ambulant

Jede zehnte Krankenhausbehandlung kann mittlerweile auch ambulant erbracht werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung. Das Potenzial dafür liege vor allem in jenen Krankenhausbehandlungen, bei denen Menschen nur kurz stationär aufgenommen werden und die gemeinhin als „Bagatell-Fälle“ bezeichnet werden, da keine schwerwiegende Akuterkrankung vorliegt.

In Thüringen waren im Jahr 2020 rund 70.000 Patientinnen und Patienten nur für eine Nacht im Krankenhaus, geht aus Zahlen des statistischen Landesamtes hervor. Das waren 13 Prozent aller Fälle, weitere 15 Prozent der Patientinnen und Patienten verbrachten nur zwei Nächte im Krankenhaus. Was die öffentlichen Statistiken außerdem zeigen: Die Zahl der Krankenhausbehandlungen ist bereits seit dem Jahr 2018 rückläufig, auch die durchschnittliche Verweildauer ist deutlich zurückgegangen.

Ein jüngst veröffentlichtes Gutachten des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) offenbart obendrein, dass doppelt so viele Operationen wie bislang ambulant möglich sind. „In Summe bedeutet all das nicht weniger als das Ende des Dualismus von stationärem und ambulanten Sektor und den Start von mehr sektorenübergreifender Gemeinsamkeit; bei der Ausstattung und den Qualitätsanforderungen zum Beispiel“, schlussfolgert Thüringens Barmer-Chefin Birgit Dziuk. Zwischen Krankenhaus und Arztpraxis müsse und werde viel Neues entstehen.

Ambulantisierungsprozesse auf- und ausbauen

„Viele Kliniken, vor allem kleine Häuser, kommen zunehmend in Not und klagen über niedrige Auslastung. Die klare Botschaft lautet jedoch: jeder Standort wird gebraucht“, so Birgit Dziuk weiter. Es müsse nun analysiert werden, welche konkrete Versorgung jeweils vor Ort sinnvoll ist. Anstelle defizitärer, nicht ausgelasteter Kliniken könnten gegebenenfalls ambulant-stationäre Versorgungszentren treten, die die Möglichkeiten der modernen Medizin besser nutzen. „Ambulantisierungsprozesse müssen nun schrittweise auf- und ausgebaut werden“, fordert die Barmer-Landesgeschäftsführerin. Die vom Thüringer Gesundheitsministerium geplante Zukunftswerkstatt zur Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung sei eine geeignete Plattform, dies umzusetzen und ein neues Zielbild der Nutzung von modernen ambulanten und stationären Möglichkeiten zu konsentieren.

Bedarf ist entscheidend, nicht Vergütung

„Die Ambulantisierung ist kein Selbstzweck. Ihr wohnt großes Potenzial inne, die Qualität der Versorgung und den ländlichen Raum nachhaltig zu stärken“, ist Birgit Dziuk überzeugt. Wichtig sei zu jedem Zeitpunkt, die Versorgung vom Patienten her zu denken. Nicht die Vergütung, sondern der Bedarf und die medizinischen Möglichkeiten müssten darüber entscheiden, wo und wie die Menschen behandelt werden.  

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