Das Bundeswehrkrankenhaus Berlin auf dem Weg zu mehr Digitalisierung

F. Fellmer

Bundeswehr/Thilo Pulpanek

Einleitung

Die immer weiter voranschreitende Digitalisierung unseres Lebens macht auch vor dem medizinischen Sektor keinen Halt. In Anerkennung dessen und um die immense Wichtigkeit dieses Prozesses und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, zu nutzen, bieten sich aktuell viele Chancen zu einem Umbruch hin zu einem digitalen und oftmals sichereren und effektiveren Arbeiten. Dem Rechnung tragend wurde im Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Berlin Anfang 2020 die neue Stelle eines Projektoffiziers für klinische Digitalisierung geschaffen und ganz bewusst mit einem Sanitätsstabsoffizier Arzt besetzt. Die Idee, eine Art „Sprachmittlerrolle“ zwischen den Bereichen die an PatientInnen arbeiten und Bedarf für digitale Unterstützung haben und denen, die entsprechende Lösungen umsetzen können, zu schaffen, hat sich bereits bewährt und digitale Projekte vorangebracht. Beispielhaft erwähnt sei hier die Einführung eines Hosentaschenübersetzers (M3, Fa. Vasco) in den klinischen Alltag, der gerade im multilingualen Berlin die Kommunikation auf Station, in den Funktionsbereichen oder im Notfallsetting erheblich erleichtern und sicherer machen kann.

Aber auch bei bereits seit langer Zeit bestehenden Projekten, die u. a. auch den in den BwKrhs oftmals noch herrschenden Nachholbedarf aufzeigen (z. B. DECT-Telefonie oder WLAN) konnten durch eine zentrale Bündelung der Verantwortlichkeiten gute Fortschritte erzielt werden. Konkret wurden Prozesse, die teilweise Jahre ohne Fortschritt verharrt hatten, u. a. durch Kontaktaufnahmen mit beteiligten Stellen wieder ins Laufen und zum Abschluss gebracht. Nun gilt es hierauf aufzubauen, die Wichtigkeit des Schritthaltens im digitalen Raum zu verinnerlichen und weiterhin zu würdigen, was sich beispielsweise auch daran zeigt, dass die Stelle eines „PO Digitalisierung“ im BwKrhs Berlin nun verstetigt wurde und bereits durch die zweite Person besetzt wird.

Digitale Ausbildung MedizinstudentInnen am BwKrhs Berlin

Im Bereich der universitären Lehre hat sich die COVID-19-Pandemie als disruptives Ereignis gezeigt. Anfang 2020 stand hier die Forderung nach sicheren Lehrmethoden den Anforderungen an eine Kontinuität der medizinischen Ausbildung entgegen und es mussten ad hoc umsetzbare Lösungen gefunden werden. Dies betraf auch das Lehrmodul „Einsatz- und Katastrophenmedizin“, welches als Wahlpflichtmodul seit 2016 unter Federführung des BwKrhs Berlin fest in das Curriculum der Charité integriert ist. Hierbei werden den Studierenden in drei Wochen durch Vorlesungen, Seminare und praktische Unterrichte Einblicke in die Besonderheiten der zivilen Katastrophen- und der militärischen Einsatzmedizin gegeben. 

Seit dem Sommersemester 2020 fielen praxisorientierte Ausbildungen erstmals komplett aus und Vorlesungen und Seminare konnten nur online stattfinden. Um die seitens der Charité vorgegebene Kommunikationsplattform zu nutzen, wurde hierzu in Zusammenarbeit mit der Abteilung S 6 des BwKrhs Berlin ein eigener Raum zur digitalen Lehre geschaffen, der über frei nutzbare PC mit unbeschränktem Internetzugang verfügt. Die Praxisanteile wurden initial aus dem Stegreif heraus von mehreren Dozierenden vorgeführt und per Livestream übertragen. Nach zunächst oft improvisierten Aufnahmen wurden diese im Laufe der Zeit professioneller, so dass bereits im Folgesemester diese Unterrichtseinheiten via drei verschiedener Kameraperspektiven, mit Kommentator und mehreren Durchführenden abgehalten werden konnten. Ein Teil der Studierenden bevorzugte diese Art des Lernens gegenüber klassischen Seminaren, da die verschiedenen Kameraperspektiven einen deutlich genaueren und umfangreicheren Blick auf das Geschehen gaben. Ergänzend fanden virtuelle Spiele (serious gaming) zum Thema MASCAL (Mass Casualty = Massenanfall von Verwundeten) statt. Auch die Durchführung von Tests und Modul­evaluationen ließ sich problemlos online bewerkstelligen. Die Zufriedenheit der Studierenden mit dem Modul unter Pandemiebedingungen war nicht geringer als unter den vorher erfassten Normalbedingungen. 

Dass digitale Ausbildung die Präsenzlehre (noch) nicht in allen Aspekten ersetzen kann, steht sicherlich außer Frage. Jedoch bietet diese auch Vorteile. So hatten Beiträge einer freiwilligen Vorlesungsreihe, die per Livestream gehalten wurden, teilweise bis zu zehnmal so viele ZuhörerInnen als die Veranstaltungen in den Vorsemestern. 


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