Gesundheits-IT

Klinik-IT-Riese Dedalus vor Verkauf

Das Geschäft mit Gesundheits-IT wächst rasant. Nun steht der deutsch-italienische Anbieter Dedalus zum Verkauf. Eine Bewertung von bis zu 3 Mrd. Euro erscheint möglich.

Klinik-IT-Riese Dedalus vor Verkauf

cru Frankfurt – Der Krankenhaus-IT-Anbieter Dedalus mit 6000 Kliniken als Kunden steht Branchen- und Finanzkreisen zufolge zum Verkauf. Der Mehrheitseigentümer Ardian, mit mehr als 100 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen Europas größter Finanzinvestor mit Sitz in Paris, will mithilfe der Investmentbanken Morgan Stanley und UBS in den kommenden Wochen einen Auktionsprozess starten, der sich vornehmlich an andere Private-Equity-Firmen, aber auch an strategische Investoren richten soll, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Börsen-Zeitung. Ardian hatte Dedalus 2016 erworben, anschließend durch zahlreiche Zukäufe stark ausgebaut und hielt 2020 rund 75% der Anteile. Dedalus, Ardian und Morgan Stanley lehnten Stellungnahmen ab.

Das Kerngeschäft der Dedalus Group – ein deutsch-italienisches Unternehmen mit Firmensitz in Bonn und Holding-Zentrale in Florenz – ist in erster Linie das Angebot von Krankenhausinformationssystemen (KIS) im Gesundheitswesen für den Bereich der stationären Versorgung sowie die Abwicklung von bildgebenden Verfahren, zum Beispiel in der Radiologie. Das Unternehmen gilt als Marktführer in Deutschland mit einem Anteil von 41%. In diesem Jahr erwartet Dedalus Healthcare, die mehr als 5500 Mitarbeiter in 40 Ländern beschäftigt, laut Finanzkreisen einen Umsatz in der Größenordnung von mehr als 700 Mill. Euro und einen operativen Gewinn (Ebitda) in der Größenordnung von 150 Mill. Euro. Laut Insidern könnte das Unternehmen beim Verkauf mit dem 20-Fachen davon bewertet werden – in einer Größenordnung von 3 Mrd. Euro. Damit wäre es der größte zurzeit laufende Private-Equity-Deal in Deutschland.

Starkes Umsatzwachstum

Die Wachstumsrate von Dedalus liegt bei fast 10%. Hintergrund sind die allgemeinen Bemühungen, den Gesundheitssektor zu digitalisieren. Allerdings merken Kritiker an, dass Dedalus ihre Informationssysteme nicht basierend auf der Cloud anbiete und insofern den neuesten Entwicklungen hinterherhinke. Zudem könnte es noch Komplikationen dadurch geben, dass der Gründer des vor 40 Jahren gestarteten Unternehmens, der Italiener Giorgio Moretti, weiterhin mit einer Minderheitsbeteiligung an Bord ist – neben dem Staatsfonds von Abu Dhabi, Adia.

Das ändere allerdings nichts daran, dass die verlässlichen und gut im Voraus berechenbaren Ertragsströme Interessenten anlocken würden. Als potenzielle Käufer kommen alle größeren Finanzinvestoren infrage – namentlich Hg Capital, Permira oder Francisco Partners. Hg ist auch gerade dabei, den Pflegedienst-Software-Anbieter Medifox Dan aus Hildesheim für einen Milliardenbetrag zu verkaufen. Medifox käme als Fusionspartner für Dedalus in Frage, heißt es. Das Gleiche gilt für den Wettbewerber Compugroup, der im IT-Geschäft mit Praxen, Kliniken und Pflegediensten rund 1 Mrd. Euro Umsatz macht.

Im Mai 2020 hatte Dedalus das IT-Geschäft von Agfa Healthcare im deutschsprachigen Raum, Frankreich und Brasilien für knapp 1 Mrd. Euro übernommen. Dadurch war die Gruppe kräftig gewachsen. Das Deutschland-Geschäft umfasst unter anderem die Produktbereiche Krankenhausinformationssysteme, Ra­diologie-IT, Kardiologie-IT, Business Intelligence, Integrated Care sowie Praxissysteme für niedergelassene Ärzte und Labor- und Pathologiesysteme.

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