Spital Muri
4,7 Mio. Franken Gewinn: Starkes Jahr für Regionalspital Muri während der Pandemie – doch es gibt ein «Aber»

Daniel Strub, CEO des Spitals Muri, schaut mit Stolz auf das Jahr 2021 zurück. Das Regionalspital hat grosse Projekte angestossen. Unter anderem sollen Chefärzte wieder das tun, was sie am besten können, nämlich Ärzte sein. Dazu ist die Jahresrechnung viel besser ausgefallen als erwartet. Und dennoch möchte der CEO ein Jahr wie 2021 nicht noch einmal.

Andrea Weibel
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Spital-Muri-CEO Daniel Strub stellt den Jahresbericht und die sehr positive Rechnung 2021 vor.

Spital-Muri-CEO Daniel Strub stellt den Jahresbericht und die sehr positive Rechnung 2021 vor.

Andrea Weibel

Zuallererst: Das Spital Muri hat 4,7 Mio. Franken Gewinn gemacht im Coronajahr 2021. Dabei hatte es mit 2 Mio. Franken Verlust gerechnet. Das wäre ein Grund zum Feiern. CEO Daniel Strub ist zufrieden mit dem Resultat. Dennoch sagt er: «Normalerweise wünscht man sich nach so einem Jahresabschluss, dass es genauso weitergeht. Das wollen wir hier aber unter keinen Umständen.»

Denn die Gründe, die zu diesem Gewinn geführt haben, sind alles andere als wünschenswert: «Erstens waren es die Coronapatienten auf der Intensivpflegestation. Zweitens die Coronapatienten in Isolation. Und drittens waren teilweise bis zu 40 Vollzeitstellen vakant», zählt Strub auf. Letzteres gehe vor allem auf den Fachärztemangel zurück. «Deren Lohn konnten wir zwar einsparen, aber dafür litt der Rest des Personals.»

Zwei neue Aussenstellen bringen das Spital näher zu den Leuten

2021 feierte das Spital Muri mit 696 Geburten einen Rekord. Ausserdem wurden 7398 Fälle (+ 2%) im stationären und 78’072 Fälle (+ 37%) im ambulanten Bereich behandelt. Bei den ambulanten Fällen ist das ein Rekord. Im hohen Wert sind aber auch rund 20’000 Corona-Abklärungsfälle enthalten.

In der Pressemitteilung zum Jahresbericht heisst es: «Durch dieses Wachstum der Leistungen sowie den höheren Schweregrad bei den stationär behandelten Patienten erreichte auch der Umsatz einen neuen Höchstwert. Der Betriebsertrag konnte auf 112,6 Millionen Franken gesteigert werden.»

Das Spital Muri hat 2021 neben der Pandemiebewältigung viele grosse Projekte angestossen.

Das Spital Muri hat 2021 neben der Pandemiebewältigung viele grosse Projekte angestossen.

Andrea Weibel

Dem CEO ist sehr wichtig zu betonen, dass das Spital Muri 2021 auch abgesehen von der Pandemiebewältigung sehr viel erreichen konnte. So konnte es zwei Aussenstellen eröffnen. Die eine in der Pflegimuri. Dort konnte das Ambulatorium Löwen eingerichtet werden, wo ein Ärzte- und Pflegeexpertenteam dem Alter angepasste Massnahmen anbietet.

Die zweite neue Aussenstelle des Spitals ist die Praxis Frauenärzte Bremgarten. Dort konnte das Spital die Praxis des pensionierten Frauenarztes Peter Käch übernehmen, der viele Jahre eng mit dem Spital zusammengearbeitet hat. Auf beide Aussenstellen ist das Spital sehr stolz, denn so ergänzt es nicht nur sein hausinternes Angebot, sondern kann auch näher bei den Patientinnen und Patienten sein.

Leistung und Qualität der Schweizer Spitäler sind gleichwertig

Sehr wichtig ist dem CEO auch, zu betonen: «In der Schweiz sind Zentrumsmedizin und periphere Medizin identisch.» Das heisst, dass im Spital Muri grundsätzlich dieselben Leistungen in derselben Qualität angeboten werden wie beispielsweise in Luzern oder Zürich.

Dies wird damit unterstrichen, dass das Spital Muri eine sehr enge Kooperation mit dem Kantonsspital Baden (KSB) pflegt. Zum Beispiel als Brustzentrum: In der Brustchirurgie wurde dem Spital Muri das Q-Label verliehen, was attestiert, dass hier gleichwertig operiert wird wie etwa im KSB. Auch die Zusammenarbeit in der Onkologie wurde weiter ausgebaut: Das KSB stellt die Ärzte, Muri die Pflegeplätze. «So können sich Krebspatienten wohnortnah behandeln lassen», verdeutlicht Strub.

Mit der auf dem Gelände des Spitals Muri eingemieteten Clienia, der grössten psychiatrischen Privatklinikgruppe der Schweiz, konnte das Angebot vor Ort zusätzlich erweitert werden.

Chefärzte sollen wieder mehr klinisch arbeiten können

Auch organisatorisch will sich das Spital Muri weiter verbessern. 2018 bis 2020 wurde eine neue Strategie entwickelt. Ein Imagefilm zeigt, dass das Spital Muri nah bei seinen Patientinnen und Patienten sein will. Zahlen wie vier Gebärsäle, sechs Intensivpflegeplätze und 999 Mitarbeitende untermalen die sympathischen Aufnahmen aus dem Spital.

2021 wurde der Fokus darauf gelegt, wie die ausgearbeiteten Ziele erreicht werden können. Ein Punkt, den Strub hervorhebt, dreht sich um die Chefärzte. «Sie sollen nicht Manager sein, sondern das tun, was sie am besten können: Sie sind die besten Ärzte, die wir haben.» Sie sollen entlastet werden, sodass sie wieder mehr klinisch arbeiten können. So erhält der chefärztlich geführte Bereich im Spital Muri nun ebenfalls Einsitz in der Geschäftsleitung, um ihn besser zu verankern.

Strub sagt jedoch: «Wir haben 60 Berufsgruppen mit eigener Meinung zu ihrer Funktion. Sie von Neuorganisationen zu überzeugen, ist nicht leicht.» Und dennoch ist ihm wichtig, dass auch alte Strukturen kritisch hinterfragt und allenfalls erneuert werden.

Zum Schluss betont er, dass die Politik den Spitälern nicht gerecht wird. Es werde eine hohe Qualität gefordert, gleichzeitig streiten sich die Spitäler ständig mit den Krankenkassen um Fallpauschalen. «Sie streiten um Fünf-Franken-Schritte», sagt Strub kopfschüttelnd. Die Tarife müssten nicht nur kostendeckend sein, sondern die Spitäler brauchten eine Marge von 10 Prozent, um sich weiterentwickeln zu können. Auch müssten für Hausärzte wieder mehr Anreize geschaffen werden, denn sie seien für die Grundversorgung sehr wichtig.

Den ganzen Jahresbericht gibt's online unter www.spital-muri-jahresbericht.ch.