1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Landespolitik
  6. >
  7. Magdeburger Uniklinik-Aufsichtsrat trennt sich von Managerin - Hallenser übernimmt

EIL

Kritik an Führungsarbeit Magdeburger Uniklinik-Aufsichtsrat trennt sich von Managerin - Hallenser übernimmt

Turbulente Zeiten am Magdeburger Uniklinikum: Der Aufsichtsrat hat sich am Mittwoch von der Managerin des Hauses, Kerstin Stachel, getrennt. Brisant: Die Aufgabe soll vorerst der Kaufmännische Direktor der Unimedizin Halle übernehmen.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 11.05.2022, 18:49
Eingang zum Magdeburger Uniklinikum: Das Haus mit mehr als 5000 Mitarbeitern kommt nicht zur Ruhe. Am Mittwoch hat der Aufsichtsrat die Managerin des Hauses freigestellt.
Eingang zum Magdeburger Uniklinikum: Das Haus mit mehr als 5000 Mitarbeitern kommt nicht zur Ruhe. Am Mittwoch hat der Aufsichtsrat die Managerin des Hauses freigestellt. Foto: Uli Lücke

Magdeburg - Der Aufsichtsrat des Uniklinikums Magdeburg hat sich von der Kaufmännischen Direktorin des Hauses, Kerstin Stachel, getrennt. Das entschied das Gremium gestern nach mehrstündiger Sitzung. Vertragliche Details sollen kurzfristig geklärt werden, hieß es.

Das zuständige Wissenschaftsministerium teilte zur Begründung mit: „Um die großen Herausforderungen für die Universitätsmedizin in Magdeburg zu bewältigen und eine positive Entwicklung des Universitätsklinikums zu gewährleisten, braucht es neue Impulse und eine verlässliche Planung in der personellen Führung.“

Kerstin Stachel ist seit 2015 am Uniklinikum. Der Aufsichtsrat um Minister Armin Willingmann hat die 47-Jährige gestern freigestellt.
Kerstin Stachel ist seit 2015 am Uniklinikum. Der Aufsichtsrat um Minister Armin Willingmann hat die 47-Jährige gestern freigestellt.
Foto: Uli Lücke

Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hat den Vorsitz im Gremium, in dem auch Finanzminister Michael Richter (CDU), Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD), Universitätsrektor Jens Strackeljan sowie Personalvertreter sitzen. Stachel selbst hatte Ende April in einem Karriere-Portal angekündigt, ihren Ende November 2023 auslaufenden Vertrag, nicht verlängern zu wollen. „Jetzt ist Zeit für was Neues“, schrieb sie dort unter anderem. Der Volksstimme sagte Stachel später, ihren Vertrag wolle sie aber bis zu dessen Auslaufen erfüllen. Sie sei dem Haus und ihrem Team loyal verbunden.

Im Aufsichtsrat stieß die Form der Ankündigung des Weggangs auf Unverständnis, war gestern vor der Sitzung zu hören. Die Ankündigung dürfte trotzdem eher Auslöser als Ursache sein.

Der Klinik-Vorstand um Stachel und den Ärztlichen Direktor Hans-Jochen Heinze steht seit längerem unter Druck. Für Unruhe sorgte vor allem ein umstrittener Großeinkauf von Masken zu Beginn der Pandemie ausgerechnet bei der neu gegründeten Firma des Sohnes von Heinze. Ein Abschlussbericht des Landesrechnungshofes dazu steht noch aus. Kritik wurde in den vergangenen Montag immer wieder auch am Kommunikationsstil des Duos laut - unter anderem in anonymen Briefen.

Inhaltlich dürfte der Managerin auch auf die Füße gefallen sein, dass ihr Haus im vergangenen Jahr - nach eigenen Angaben bedingt durch Corona sowie durch bauliche Mängel - ein Defizit von rund 50 Millionen Euro einfuhr.

Die Vorjahre eingeschlossen stand Anfang März ein Minus von 122 Millionen Euro. Das Land half zwar mit Corona-Sondermitteln von 247 Millionen Euro - verbunden aber mit hohen Sanierungserwartungen: Bis 2028 soll das Haus mit zuletzt mehr als 5300 Mitarbeitern und knapp 1100 Betten ein Plus von 3,9 Millionen Euro erwirtschaften.

Den Spagat, dieses Ziel zu erreichen und dabei die Belegschaft mitzunehmen, trauten viele Stachel zuletzt nicht mehr zu, berichten Eingeweihte. Nach Volksstimme-Informationen hatten sich Aufsichtsratsmitglieder in der Angelegenheit bereits im April auch an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gewandt. Die Staatskanzlei bestätigte gestern: Gespräche hätten stattgefunden.

Politisch brisant: Die Aufgaben von Stachel soll bis auf Weiteres der Kaufmännische Direktor der Unimedizin in Halle, Marco Bohn, übernehmen. Ob der aus Tangermünde stammende Betriebswirt dabei auch Synergien aus der Zusammenarbeit beider Uniklinika heben soll, blieb zunächst offen. Ebenso wie die Frage, welche Folgen die Besetzung für die geplante Kooperation mit dem Städtischen Klinikum Magdeburg haben könnte. Als kleines Bundesland leistet sich Sachsen-Anhalt zwei teure Unikliniken. 2013 stand deshalb unter dem damaligen Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) die Schließung einer Uniklinik – damals in Halle – im Raum.

Für die Position von Hans-Jochen Heinze als Klinikchef dürfte das Ausscheiden Stachels eine Schwächung bedeuten. Stachel und Heinze hatten ab 2018 gemeinsam erhebliche Investitionsdefizite auf dem Campus und damit verbundene Mängel bei der Patientenversorgung öffentlich gemacht - und so letztlich für einen Kurswechsel bei der Investitionsbereitschaft des Landes gesorgt.