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Neue Strategie fürs Krankenhaus Agatharied: Defizit soll größtenteils bis 2024 abgebaut werden

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Bilden die Klinikleitung: (v.l.) Vorstand Benjamin Bartholdt und die Ärztlichen Direktoren Dr. Steffen Herdtle und Prof. Markus Rehm. Nicht mit auf dem Zwölfköpfiges Strategieteam Geriatrische Reha als Zukunftsthema
Bilden die Klinikleitung: (v.l.) Vorstand Benjamin Bartholdt und die Ärztlichen Direktoren Dr. Steffen Herdtle und Prof. Markus Rehm. Nicht mit auf dem Zwölfköpfiges Strategieteam Geriatrische Reha als Zukunftsthema © ist Pflegedirektor Sven Steppat. Foto: Thomas Plettenberg

Noch in diesem Monat wird das Krankenhaus Agatharied dem Verwaltungsrat ein Strategiepapier vorlegen. Das Konzept umfasst in drei Themenblöcken die künftige Ausrichtung der Klinik.

Landkreis – Die Nachricht, die der neue Klinik-Chef dem Kreistag bei dessen Sitzung im März überbracht hatte, war bitter: Im vergangenen Jahr ist beim Krankenhaus Agatharied ein Minus von 12,5 Millionen Euro aufgelaufen. Benjamin Bartholdt, seit Februar als Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers Michael Kelbel im Amt, zeigte sich aber zuversichtlich, den größten Teil des Defizits bis 2024 abbauen zu können. Helfen soll dabei eine neue strategische Ausrichtung, die in den vergangenen Wochen erarbeitet wurde. Ziel ist es, das medizinische und pflegerische Niveau zu halten und gleichzeitig in finanzieller Hinsicht entwicklungsfähig zu bleiben. Ende des Monats wird sich der Verwaltungsrat in nicht öffentlicher Sitzung erstmals mit den Vorschlägen befassen.

Im Kern besteht das Konzept aus drei Säulen: der klassischen Optimierung, beispielsweise bei den Kosten, der Medizinstrategie und dem sogenannten Grüne-Wiese-Ansatz. Heißt: Die Klinik überlegt, wie sie sich strukturell aufstellen würde, wenn sie ganz am Anfang stünde. „Wir müssen den Versorgungsprozess und die Abläufe neu denken“, sagt Bartholdt. 60 Prozent der Patienten kämen wegen eines Notfalls ins Krankenhaus. Deren Versorgung dürfe sich nicht auf bereits länger geplante Eingriffe auswirken. Notwendig sei daher eine stringente Ressourcenplanung.

„Zentraler Entwicklungsbereich“: geriatrische Rehabilitation

Mit der Erarbeitung des Konzepts ist neben einem externen Beratungsbüro ein zwölfköpfiges Strategieteam befasst. „Wir haben im Haus jede Menge Knowhow, das gilt es zu nutzen“, betont der 41-Jährige. Mit Rückendeckung aus der Ärzteschaft hat er auch die Klinikleitung umgebaut und ein „schlagkräftiges Team“, wie er sagt, um sich geschart. Neben Pflegedirektor Sven Steppat (48) stehen ihm Dr. Steffen Herdtle (44), Chefarzt der Akut- und Notfallmedizin, sowie Anästhesie-Chefarzt Prof. Markus Rehm (54) als Ärztliche Direktoren zur Seite.

Letzterer kommt vom LMU-Klinikum in München und ist erst seit einem halben Jahr im Haus. „Ich bin von der medizinischen Leistungsstärke beeindruckt“, gesteht Rehm. „Die Grundversorgung läuft hier auf universitärem Niveau.“ Die Mitarbeiter seien offen für neue Abläufe und spürten, dass jeder Einzelne von ihnen wichtig sei. Herdtle bestätigt das. Trotz der Engpässe, gerade in der Pflege, sei das Personal hoch motiviert. Während der Corona-Pandemie habe die Klinik ihre Leistungsmöglichkeiten unter Beweis gestellt: „Das Team war in der Lage, quasi über Nacht Prozesse neu aufzusetzen.“

Bestehendes Personal zu halten und neues zu akquirieren, sei angesichts des Fachkräftemangels eine der größten Herausforderungen. Und dann muss sich die Klinik entscheiden, welches medizinische Zusatzangebot sie sich neben der Grund- und Regelversorgung künftig leisten kann und will. Das medizinische Leistungsspektrum, weiß Bartholdt, soll bei der Diskussion im Verwaltungsrat einen breiten Raum einnehmen. Großes Potenzial sieht die Klinik weiterhin in der geriatrischen Rehabilitation, die die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit älterer Patienten nach einer schweren Erkrankung zum Ziel hat. „Das ist ein zentraler Entwicklungsbereich“, sagt Bartholdt, der dabei auf einer Linie mit den Ärztlichen Direktoren liegt. „Der Bedarf ist da“, unterstreicht Herdtle. Als „gute Form der Medizin“ bezeichnet sie Rehm.

Große Teile des Verlusts sollen bis 2024 abgebaut werden

Wie genau das seit Jahren diskutierte Thema umgesetzt wird, ist noch offen. Ein Neubau, wie er für die geriatrische Reha eigentlich erforderlich wäre, könnte zumindest in naher Zukunft an den Kosten und Materialengpässen auf dem Bau scheitern. Das Krankenhaus wird vorläufig wohl mit dem Bestand an Räumlichkeiten und Personal zurechtkommen müssen. Eine größere Rolle dürfte künftig auch der ambulante Bereich spielen. Bartholdt dämpft auf Nachfrage aber Befürchtungen, dass das Krankenhaus damit zum Großkonkurrenten der niedergelassenen Ärzte wird. „Konfliktpotenzial ist natürlich vorhanden“, gesteht der Klinik-Vorstand. „Der Kern unseres Krankenhauses wird aber immer der stationäre Bereich bleiben.“ Weitere Angebote im ambulanten Bereich sehe er nicht als Heilmittel gegen das Defizit, „lediglich als Notwendigkeit bei Leistungen, bei denen die Kassen nur noch ambulante Leistungen zahlen wollen und im niedergelassenen Bereich keine entsprechenden Angebote bestehen“.

Gibt es vom Verwaltungsrat grünes Licht, wolle man noch im zweiten Halbjahr mit der Umsetzung des Drei-Säulen-Konzepts beginnen. Im ein oder anderen Bereich werden zunächst weitere Investitionen erforderlich sein, um dann später von den Einsparungen zu profitieren. Bis 2024 soll es gelingen, große Teile des aufgelaufenen Verlusts abzubauen. „Das derzeitige Defizit ist dem Landkreis als Träger auf Dauer nicht zuzumuten“, stellt Bartholdt klar. „Er hat ja noch andere Aufgaben.“ sh

Krankenhaus in Zahlen

1228 Mitarbeiter, 350 Betten, 95 Millionen Euro Jahresumsatz, 6000 Operationen pro Jahr.

Zwölfköpfiges Strategieteam, als Zukunftsthema Geriatrische Reha.

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