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20 Jahre nach Privatisierung der Stadtklinik Bad Tölz: „War beste Entscheidung“

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20 Jahre nach der Privatisierung des ehemals städtischen Krankenhauses zogen (v. li.) Stadtkämmerer Hermann Forster, Bürgermeister Ingo Mehner und Klinik-Geschäftsführer Felix Rauschek eine positive Bilanz. 70 Prozent der Patienten aus dem Landkreis
20 Jahre nach der Privatisierung des ehemals städtischen Krankenhauses zogen (v. li.) Stadtkämmerer Hermann Forster, Bürgermeister Ingo Mehner und Klinik-Geschäftsführer Felix Rauschek eine positive Bilanz. © ARP

Auch wenn es oft Vorbehalte gegen Privatisierungen im Gesundheitswesen gibt: Mit der Entscheidung, die Stadtklinik in die Hände von Asklepios zu geben, zeigt sich die Stadt im Reinen.

Bad Tölz – Das Thema Privatisierung im Gesundheitswesen ruft häufig Skepsis und Kritik auf den Plan. Aus Sicht der Stadt Bad Tölz aber hat sich der Schritt, den man vor 20 Jahren mit der Übergabe der Stadtklinik an den Asklepios-Konzern ging, bewährt. Das machten am Montag Bürgermeister Ingo Mehner, Stadtkämmerer Hermann Forster und Klinik-Geschäftsführer Felix Rauschek anlässlich des Jahrestags in einem Pressegespräch deutlich. „Ohne die Privatisierung hätten wir in Tölz nicht die gleiche Qualität der medizinischen Versorgung, wie wir sie heute haben“, sagte Mehner.

Schließung der Geburtshilfe 2017 ist wunder Punkt

„Ich will kein grundsätzliches Plädoyer für die Privatisierung halten“, sagte Mehner. Doch auf die Frage, was er zu kritischen Stimmen sage, für die die Gesundheitsversorgung generell in kommunale Hände gehört, antwortete Mehner: „Wenn man Märkte abschottet und aus dem Wettbewerb herausnimmt, wird die Qualität nicht besser.“ Das gelte auch im Gesundheitswesen, in dem die Konkurrenz ebenfalls Anreize und Impulse setze. Insofern sei er nicht nur aus Kostengründen, sondern auch wegen der Versorgungsqualität „froh“ über die damalige Entscheidung.

Sowohl Mehner als auch Rauschek sprachen dabei an, dass nicht jede Entwicklung der vergangenen 20 Jahre positiv gewesen sei und nannten den wunden Punkt der Schließung der Geburtshilfe 2017. Mehner führte aber ins Feld, dass ungefähr zeitgleich die in kommunaler Trägerschaft befindliche Kreisklinik Wolfratshausen habe feststellen müssen, dass die Geburtshilfe vor Ort in der bisherigen Form nicht fortzuführen war.

„Beste Entscheidung, die der Stadtrat je getroffen hat“

Mit einem Augenzwinkern als „Zeitzeuge“ angekündigt war Hermann Forster. Der heutige Stadtkämmerer hatte damals den Prozess der Privatisierung im Rathaus mitbegleitet. „Die Entscheidung erforderte für den Stadtrat und die handelnden Personen ein großes Maß an Mut“, sagte er. „Denn es gab keine Blaupause.“ Rückblickend bewerte er die Übergabe der Trägerschaft als „beste Entscheidung, die der Stadtrat je getroffen hat“. Gerade als Kämmerer sei er „heilfroh, dass es so gekommen ist“, meinte er mit Blick auf die hohen Defizite, die die Stadt bis dahin zu tragen hatte. Heute verursache die Tölzer Klinik weder der Stadt noch dem Landkreis Kosten, betonte auch Rauschek.

Anfängliche Befürchtungen, der private Konzern könne die Klinik kaputtsparen, hätten sich nicht bestätigt, so Mehner. Vertraglich seien bei der Übergabe Mindestinvestitionen festgelegt worden, die ein städtischer Krankenhausbeirat kontrolliere. Die Vorgabe sei stets „weit übertroffen“ worden.

Asklepios investierte Millionen Euro in die Stadtklinik Bad Tölz

Rauschek rechnete vor, dass seit 2002 insgesamt 94,6 Millionen Euro in das Krankenhaus geflossen seien, davon 67,1 Millionen Euro an Investitionen und 27,5 Millionen für den Unterhalt. 50,4 Millionen Euro habe Asklepios aufgebracht, 16,7 Millionen Euro habe der Freistaat an Fördergeldern beigesteuert. „Diese Investitionen hätten wir als Stadt nicht stemmen können“, so Mehner.

Rauschek stellte das Wachstum der Klinik seit 2002 dar. Die Zahl der Mitarbeiter sei von 491 auf heute 827 gestiegen. Die Breite der Fachrichtungen sei heute mit zwölf deutlich größer. Mit High Tech wie dem jüngst angeschafften OP-Roboter „da Vinci X“ für allein 1,6 Millionen Euro sei die Klinik hochmodern ausgestattet.

70 Prozent der Patienten kommen aus dem Landkreis

Im Vordergrund stehe dabei die Grundversorgung der Region. Bad Tölz, Lenggries und die Jachenau bezeichnete Rauschek als „Kerneinzugsgebiet“. Rund 70 Prozent der jährlich etwa 28.000 versorgten Patienten kämen aus dem Landkreis. Drei Viertel der stationär aufgenommenen Menschen kämen über die Notfallversorgung herein. Die jeweils zertifizierten Abteilungen stellen laut Rauschek sicher, dass Patienten mit Schlaganfall und Herzinfarkt vor Ort adäquat versorgt werden. „In diesen Fällen möchte ja keiner von uns weit fahren, und es kommt auf jede Minute an.“

Aktuell stehe die Tölzer Klinik wirtschaftlich „stabil“ da, so Rauschek auf Nachfrage. „Wir schreiben schwarze Zahlen.“ Viele Kliniken hätten noch immer zehn bis 15 Prozent weniger Patienten als vor Corona. In der Tölzer Klinik seien es drei Prozent mehr, weil man das Angebot ausgebaut habe. Insofern sei er hoffnungsvoll, „dass wir auch die nächsten 20 Jahre so weitermachen können“.

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