Onkologie:Mangelhafte Krebsbehandlung

Onkologie: Ein Tumor unter dem Mikroskop - fehlende Wissenschaftlichkeit in Krankenhäusern verschlechtert die Behandlung von Krebspatienten.

Ein Tumor unter dem Mikroskop - fehlende Wissenschaftlichkeit in Krankenhäusern verschlechtert die Behandlung von Krebspatienten.

(Foto: imago stock&people/StockTrek Images)

Krebspatienten haben verdient, dass sie nach dem Stand der Wissenschaft behandelt werden. Das ist häufig nicht der Fall - mit fatalen Folgen.

Kommentar von Christina Berndt

Durch welche Tür man geht, das ist nicht nur im Märchen entscheidend für das weitere Schicksal. Für Patientinnen und Patienten kann es sogar über Leben und Tod entscheiden. Wer eine Behandlung in einer Klinik braucht, wählt irgendwann eine Tür. Manchmal wird man von seinem Arzt oder seiner Ärztin in ein bestimmtes Krankenhaus geschickt, manchmal wählt man nach ganz eigenen, mitunter eigenwilligen Kriterien aus, manchmal entscheidet schlichtweg der Taxifahrer. Doch so erratisch die Wahl einer Klinik oft ist, so extrem sind die Folgen.

Denn in manchen Kliniken steht für schwer kranke Patienten schon beim Betreten fest, dass ihre Überlebenschancen hier geringer sind. Das hat soeben eine Analyse zur Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt. Demnach ist das Sterberisiko von Patientinnen und Patienten, die in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentrum behandelt werden, je nach Krebsart um bis zu 26 Prozent geringer als bei einer Behandlung außerhalb solcher Zentren.

Patienten hilft der medizinische Fortschritt nur, wenn er in ihrer Behandlung auch ankommt

Das ist kein Zufall. Solche zertifizierten Zentren müssen eine Reihe von Anforderungen erfüllen. So besprechen dort alle für eine Tumorerkrankung relevanten Fachdisziplinen gemeinsam, welche Behandlung ein Patient erfährt: Diejenigen Fachleute, die die Diagnostik machen, sind ebenso dabei, wie jene, die die Zytostatika verabreichen, und jene, die sich eines Tages um die Nachsorge kümmern werden. Alle im Team müssen jährlich nachweisen, dass sie Mindestvorgaben erfüllen, und eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun gehört zum Arbeitsalltag. Das Resultat sind gewonnene Lebensjahre.

Somit weisen die Ergebnisse der Analyse erneut auf ein erhebliches Problem im deutschen Gesundheitssystem hin: Es ist wichtig, dass Therapien weiterentwickelt werden und mithilfe von Studien lupenrein untersucht wird, welcher Behandlungsansatz in welchem Fall der richtige ist. Aber Patientinnen und Patienten hilft dieser Fortschritt nur dann etwas, wenn die beste Behandlung auch bei ihnen ankommt. Nur leider geschieht das immer noch nicht verlässlich in allen Häusern. Es fängt schon damit an, dass Ärztinnen und Ärzte in ihrer Ausbildung zu wenig über Wissenschaft lernen. Man kann Arzt werden, ohne je wissenschaftlich gearbeitet zu haben. Eine wissenschaftliche Arbeit, die in anderen Fächern gerade mal mit einem Master belohnt würde, beschert Medizinern gleich einen Doktortitel. Und später im Leben entbehren die Fortbildungen oft jeder Wissenschaftlichkeit. Dabei ist Medizin längst mehr als Behandlung nach Gefühl und Erfahrung. Es gibt klare Kriterien, was gute und was schlechte Medizin ist. Die Patienten haben es verdient, nach diesen Kriterien behandelt zu werden.

Zur SZ-Startseite
Handy

SZ PlusGesundheit
:Keine Hinweise auf Hirntumore durch Mobiltelefone

Eine umfassende Studie findet keinen Zusammenhang zwischen Handygebrauch und Tumoren im Gehirn. Warum Fachleute Vielnutzer dennoch zur Vorsicht mahnen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: