StartseiteRegionalRegion AllgäuWangenKleine Wende bei OSK-Kliniken: Auch Wangens Notaufnahme könnte bleiben

Notaufnahme

Kleine Wende bei OSK-Kliniken: Auch Wangens Notaufnahme könnte bleiben

Wangen / Lesedauer: 3 min

Kreisverwaltung macht weitere Zugeständnisse – Welcher Vorschlag jetzt auf dem Tisch liegt
Veröffentlicht:28.05.2022, 01:00

Von:
Artikel teilen:

Neue Entwicklung in der Debatte um die kommunalen Krankenhäuser im Landkreis Ravensburg: Das Landratsamt hat dem Kreistag für die entscheidende Sitzung am kommenden Dienstag eine weitere Beschlussvorlage auf den Tisch gelegt.

Danach könnte in Wangen neben der Frauenklinik auch die Unfallchirurgie erhalten bleiben. Bad Waldsee will die Kreisverwaltung zusätzliche Garantien zum Aufbau der ambulanten Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) einräumen.

Weiter „Aus“ für Allgemeinchirurgie in Wangen

Auch in dem am Freitag veröffentlichten, „Zuvorlage“ genannten Papier bekennt sich der Kreis zur Gutachter-Variante 3, die im Kern eine Schließung des OSK-Standorts in der Kur- und deutliche Angebotseinschränkungen in der Allgäustadt bedeuten. Wangen sollte von vornherein aber der Erhalt der Geburtshilfe/Gynäkologie zugestanden werden.

Jetzt bestehen danach zudem Chancen auf einen Fortbestand der Unfallchirurgie am Engelberg. Das würde auch bedeuten: Die Notfallversorgung könnte weiter im Rahmen des Krankenhausbetriebs erfolgen – und damit nicht, wie von den Gutachtern vorgeschlagen, in einem ausgebauten MVZ. Am „Aus“ für die Allgemein- und Viszralchirurgie soll aber festgehalten werden.

Die Bedingungen des Landkreises

Das Landratsamt will den Erhalt beider Abteilungen aber an Bedingungen knüpfen. Bei der Frauenklinik sind es diese drei: Eine anhaltend hohe Anzahl an Geburten, eine ausreichende Personalausstattung und eine Übernahme des Defizits durch den Kreis. Sollte eine der Voraussetzungen an zwei aufeinanderfolgenden Jahren nicht erfüllt sein, würde sie geschlossen.

Bei der Unfallchirurgie geht es um Personal- und Sachressourcen. Wobei in dem neuen Beschlussvorschlag auch steht: Beide Fachabteilungen sollen schnell und eng mit deren Ravensburger Pendants zusammenarbeiten.

Der Kreis denkt über ein Kollegialsystem, ein personelles Rotationsprinzip und gemeinsame Leitungen an Elisabethen- und Westallgäuklinikum nach. So will man trotz des Abweichens vom Gutachten dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Die Konzessionen für Bad Waldsee

Zugleich will das Landratsamt dem Kreistag die Entscheidung entziehen, ob diese Bedingungen erfüllt sind oder beide Abteilungen „aus anderen wichtigen Gründen“ nicht weiterbetrieben werden. Darüber soll laut „Zuvorlage“ stattdessen der OSK-Aufsichtsrat befinden.

Für den Aufbau eines MVZ in Bad Waldsee will sich die Behörde stärker als bislang bekannt in die Pflicht nehmen lassen. „Unverzüglich“ sollen jetzt entsprechende Trägerstrukturen aufgebaut und Sonderbedarfsanträge für eine internistische und eine chirurgische Praxis gestellt werden. Ferner soll das Krankenhaus bis zum 30. September 2023 erhalten bleiben.

Bislang hatte der Kreis dieses Datum als spätesten Schließungszeitpunkt genannt. So soll der „gleitende Übergang“ von einer stationären zu einer ambulanten Versorgung sichergestellt werden. Und: Der Kreis will sich verpflichten, der Stadt Bad Waldsee die Krankenhausliegenschaft zu „fairen Bedingungen zum Kauf oder als Erbbaurecht anzubieten“.

Die Forderungen der SPD-Fraktion

Dem Kreistag liegen bei der Sitzung am Dienstag in Wetzisreute (Beginn: 14.30 Uhr) nicht nur die Beschlussvorlagen der Verwaltung vor. Bereits am Mittwoch hatte die SPD-Kreistagsfraktion mehrere Anträge gestellt. Darin ist von einem sogenannten „Kreistagsszenario“ für die Krankenhäuser in Bad Waldsee und Wangen die Rede.

Im Kern fordern die Sozialdemokraten den Erhalt der Klinik in der Kurstadt. Außerdem wollen sie über Schließung oder Fortbestand jeder Abteilung dort wie auch in Wangen einzeln abstimmen lassen.

Drohten die Pläne ganz zu scheitern?

Fraktionschef Rudolf Bindig hatte eine entsprechende Initiative bereits am vergangenen Montag im Kreistag angedeutet. Ablehnend zu den Kreisplänen hatten sich auch ÖDP und Linke geäußert.

Dass das Landratsamt im Nachgang vor allem für den Standort Wangen weitere Zugeständnisse in Form des Erhalts der Unfallchirurgie macht, deutet auf einen deutlich breiteren Widerstand gegen die bisherigen Kreispläne hin, fraktionsübergreifend vor allem von Räten aus dem Raum Bad Waldsee und Umgebung sowie aus dem Allgäu. Nicht auszuschließen war zuletzt, dass sie sogar ganz scheitern könnten. Dieses Szenario ist jetzt womöglich vom Tisch.