Albanisches Gesundheitswesen steht vor Abbau, private Fürsorge steigt

Die Bilanzen der größten Privatkliniken des Landes zeigen, dass sie im vergangenen Jahr zusammen mehr als 103 Millionen Euro eingenommen haben, der höchste Betrag, seit private Krankenhäuser auf dem albanischen Markt tätig sind. [EPA-EFE/Malton Dibra]

Die Albaner:innen gaben 2021 mehr als 100 Millionen Euro für private Gesundheitsfürsorge aus, obwohl diese in staatlichen Krankenhäusern kostenlos ist, da die Regierung die öffentlichen Mittel im Haushalt weiter kürzen will.

Die Bilanzen der größten Privatkliniken des Landes zeigen, dass sie im vergangenen Jahr zusammen mehr als 103 Millionen Euro eingenommen haben, der höchste Betrag, seit private Krankenhäuser auf dem albanischen Markt tätig sind.

Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, als die öffentlichen Gesundheitssysteme in Bedrängnis gerieten und das Vertrauen der Patient:innen erschüttert war, entschieden sich viele dafür, sich privat behandeln zu lassen, und gaben dafür im Durchschnitt 20.000 Euro pro Patient aus.

Auch der Personalmangel in den staatlichen Krankenhäusern hat die Lage verschärft. Zwar arbeiten einige Mediziner:innen sowohl in privaten als auch in öffentlichen Einrichtungen, doch entfallen nur 16,5 Ärzte auf 10.000 Einwohner, eines der niedrigsten Verhältnisse in Europa.

Der Anstieg der privaten Ausgaben betrug über 25 Prozent mehr als 2020, was 20 Millionen Euro entspricht. Das American Hospital, die größte Privatklinikgruppe des Landes, verzeichnete einen Umsatzanstieg von 21 Prozent, während das German Hospital einen Anstieg von 41 Prozent meldete.

Aber das war nicht leicht für die Albaner:innen, die mit einem Durchschnittsgehalt von rund 400 Euro pro Monat in der Hauptstadt zu den Geringverdienern Europas gehören.

Das American Hospital stellt in seinem Jahresbericht fest, dass „die Zahlungsfähigkeit der Familien zurückgegangen ist und der Schwerpunkt ihrer Ausgaben auf die Behandlung gegen Corona-Infektionen gelegt wurde. Die gestiegenen Preise und die erhöhten Ausgaben für Medikamente haben ihren Wohlstand erheblich beeinträchtigt.“

Einige Kosten werden vom Staat erstattet, wie zum Beispiel die Nierendialyse, und andere werden von privaten Versicherungsgesellschaften bezahlt, die einen Teil der Endrechnung übernehmen. Aber viele Familien mussten hohe Rechnungen zahlen, die weit über ihre Möglichkeiten hinausgingen.

Zum Vergleich: Im selben Jahr gab der Staat 650 Millionen Euro für die Gesundheitsversorgung aus, was einem Anstieg von 16 Prozent gegenüber 2020 entspricht. Etwa 46 Prozent davon entfielen auf die Behandlung von Krankenhauspatient:innen.

Durch die jüngsten Änderungen im Staatshaushalt wurden die Mittel für den Gesundheitssektor jedoch um 16 Millionen Euro gekürzt.

Aus dem neuen Haushalt geht hervor, dass das Ministerium für Gesundheit und sozialen Schutz 74,7 Milliarden Lek statt der im März dieses Jahres vorgesehenen 76,7 Milliarden Lek erhalten werde. Dies entspricht einer Kürzung von etwa 2 Milliarden Lek (16,5 Millionen Euro) oder 2,6 Prozent.

Die Kürzungen wurden bei allen Diensten vorgenommen, insbesondere bei der Grundversorgung und der öffentlichen Pflege, zwei Schlüsselsektoren im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung. Beide sind derzeit nicht ausreichend finanziert.

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