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Direktor des Frankfurter Uniklinikums: „Zu 90 Prozent besteht Einigkeit“

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Noch gibt es keine Einigung beim Entlastungstarifvertrag für das Frankfurter Universitätsklinikum.
Noch gibt es keine Einigung beim Entlastungstarifvertrag für das Frankfurter Universitätsklinikum. © Renate Hoyer

Der Kaufmännische Direktor der Uniklinik, Markus Jones, wirbt für das zukunftsträchtige Tarifangebot des Klinikums. Man werde in wichtigen Bereichen eine Vorreiterrolle haben.

Frankfurt am Main – Im Zuge der Verhandlungen um einen Entlastungstarifvertrag für knapp 4000 Mitarbeitende am Universitätsklinikum haben sich die Verhandlungsführenden der Klinik zu Wort gemeldet. Markus Jones, Kaufmännischer Direktor, und Pflegedirektorin Birgit Roelfsema betrachten die Zugeständnisse als weiterführender als die in Entlastungsverträgen anderer Unikliniken.

Beim Angebot an die Gewerkschaft Verdi orientiere man sich an der Pflegepersonalregelung (PPR) 2.0, die die Bundesregierung auf den Weg bringen möchte und die frühstens 2024 Realität werden könnte. Demnach würde sich der Personalplan nicht mehr an der reinen belegten Bettenzahl orientieren, sondern berücksichtigte, mit welchem Fall das Bett belegt sei und würde einen eventuell höheren Pflegebedarf einkalkulieren. „Diese Pflegepersonalregelung wird bei uns schichtgenau und für alle Fachstationen erfolgen“, sagt Jones. Er sieht das Klinikum damit als Pilot für ein neues System, das bisher nur theoretisch besprochen werde.

Frankfurter Uniklinik: Verdi fordert bis 500 neue Stellen zur Entlastung

Zum Tragen soll es spätestens ab 1. Juli 2023 kommen. Das ist die Übergangsfrist, die sich die Klinik von Verdi erbittet. Die Frist selbst sei bei den Verhandlungen eher nicht das Problem, es seien eher Unstimmigkeiten, was in der Zwischenzeit noch passieren solle. Verdi fordert – zur Entlastung – in der Übergangszeit eine Aufstockung des Personals. Jones sagt je nach Rechnung seien 300 bis 500 Stellen mehr gefordert worden. Dies sei jedoch nicht realistisch, die Menge viel zu hoch gegriffen. Die Klinik will auch eine dreistellige Erhöhung des Personals, aber eine geringere Zahl und eben bis Juli 2023.

Ermöglicht werden soll dies etwa durch eine Erhöhung der Auszubildendenzahl. Allein in der Pflege soll sie auf 150 bis 200 Azubis steigen – aktuell gebe es 55. Weitere Arbeitskräfte werden im Herbst in der Klinik anfangen. Jones ist sich sicher, dass man mit einem attraktiven Tarifvertrag auch Mitarbeiter von anderen Häusern gewinnen werde. „Das Ganze wird zu Lasten der kleineren Häuser gehen“, sagt er.

Frankfurter Uniklinik: Personalpool soll Ausfälle kompensieren

Trotz Unstimmigkeiten bei den Verhandlungen sagt Jones: „Zu 90 Prozent besteht Einigkeit.“ Er und seine Kollegin versuchen nun Aufklärungsarbeit für ihr Angebot zu leisten. „Wir machen uns auf den Weg“, so Roelfsema. Aber die angespannte Situation lasse sich nicht mit einem Fingerschnippen beheben.

Jones zählt neben Neueinstellungen weitere Entlastungen auf: Ein bestehender Personalpool aus zehn Personen, der weiter aufgestockt wird und Ausfälle kompensieren soll. Das sofortige Einhalten der Personaluntergrenzenverordnung mit täglicher Veröffentlichung. Gelingt dies nicht, sammeln Mitarbeitende Belastungspunkte, die ab einer gewissen Anzahl einen freien Tag ergeben. „Ergänzen werden wir dies durch ein Lebensarbeitszeitkonto, auf dem freie Tage gesammelt werden können, um etwa früher in Rente zu gehen oder ein Sabbatical zu machen“, sagt Roelfsema.

Uniklinikum Frankfurt reformiert Stationsbelegung

Definitiv umgesetzt werde eine Homogenisierung der Stationsbelegung. Das System werde neu aufgesetzt und Stationen interdisziplinär belegt. Auch Personal könne so von wenig ausgelasteten Stationen verschoben werden. Die Verhandlungen gehen heute weiter. Eine sofortige Einigung gilt als unwahrscheinlich. (Steven Micksch)

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