Emden - Statt eines geringeren Minus wächst derzeit noch das Defizit in den drei Kliniken in Emden, Aurich und Norden, die in einer Trägergesellschaft zusammenarbeiten. Es liegt bei 12,1 Millionen Euro, wie die Trägergesellschaft mitteilte. Damit stieg es gegenüber dem Haushaltsplan um 1,8 Millionen Euro. Die Gründe hierfür wurden während der Sitzung des Aufsichtsrats und der Gesellschafterversammlung am vergangenen Dienstag genauer benannt. Dort hieß es, es müsse weiter an einer Konsolidierung gearbeitet werden. Derzeit würden Einsparpotenziale in allen Klinikbereichen ermittelt und analysiert. Ende September soll dann ein Beschluss erfolgen.
Bei den Konsolidierungsmaßnahmen ist jedoch zu beachten, dass die rechtlichen Voraussetzungen für eine intensivere Zusammenarbeit der Häuser noch nicht in Gänze geschaffen wurden. Dies hängt mit dem Konsortialvertrag zusammen. Dort ist festgeschrieben, dass bis zum Baustart der Zentralklinik bei Georgsheil der Zusammenschluss wieder rückgängig gemacht werden könnte. Dadurch sind einige Einsparpotenziale jedoch noch nicht zu heben.
Über 2400 Beschäftigte
Bestimmenden Faktoren, die bereits das Ergebnis der Häuser für 2020 und 2021 geschmälert haben, wie Maßnahmen zur Pandemiebewältigung, Einflüsse der Rettungsschirme, Sonderfinanzierungen und Budgetverhandlungen für die insgesamt über 2400 Beschäftigten, seien auch 2022 zu erwarten, hieß es in der Mitteilung. Eine weitere Hürde stellten nicht abgeschlossene Budgetverhandlungen für die Jahre 2020 und 2021 mit den Krankenkassen dar, insbesondere die Finanzierung der Pflegebudgets per Selbstkostendeckungsprinzip (wir berichteten). Gleichzeitig ging in den Häusern die erbrachte Leistung im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie um acht Prozent zurück. Bundesweit sank diese um 13 Prozent.
Das Konzernjahresergebnis von minus 12,1 Millionen Euro setzt sich, laut Wirtschaftsprüfer, im Wesentlichen aus den Defiziten des Klinikums Emden mit rund 6,1 Millionen Euro und der Ubbo-Emmius-Klinik mit rund 5,2 Millionen Euro zusammen. Weitere Gesellschaften, die in dieses Konzernergebnis einfließen, sind die Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden-Norden mbH, die ANE-Service GmbH, die MVZ Emden gGmbH sowie die Ostfriesische Frischmenü GmbH.
Bundesregierung gefordert
Die Aufgabe der Trägergesellschaft sei es, „verlässliche Perspektiven“ für die Beschäftigten zu gewährleisten. „Dafür müssen in den Kliniken Veränderungen umgesetzt werden. Dafür müssen aber auch die finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden“, machte Claus Eppmann, Sprecher der Geschäftsführung der Trägergesellschaft, deutlich. Hier sei vor allem die Bundesregierung gefordert. Auch müssten die aktuellen Kostensteigerungen angesichts hoher Inflationsraten einen Ausgleich finden. Corona habe den Klinikbetrieb massiv beeinflusst und dazu geführt, dass die Patientenzahlen zurückgingen.
„Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Belastung auch aktuell durch Krankheitsfälle weiterhin sehr hoch“, hob Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender hervor. Es sei nun angesagt, sich „sehr intensiv um die Entwicklung der Bestandshäuser zu kümmern, so dass auch auf dem Weg zur Zentralklinik die bestmögliche stationäre Versorgung gewährleistet“ sei.