Die gute Nachricht vorneweg: Der Standort der Franz-von-Prümmer-Klinik in Bad Brückenau gilt als gesichert. "Wir bauen unsere Schwerpunkte in der Akutgeriatrie und der geriatrischen Rehabilitation aus, setzen Schwerpunkte", sagt Geschäftsführer André Eydt. Der Landkreis Bad Kissingen sei demografisch gesehen immerhin der zweitälteste in ganz Bayern. "Der Bedarf ist ganz groß", fügt er hinzu.

Das geht aber nicht ohne Verluste. Dies trifft insbesondere die Grund- und Notfallversorgung. Konkret bedeutet das: Ab sofort stellt das Krankenhaus die zentrale Notaufnahme ein. "Das können wir als kleines Krankenhaus nicht aufrecht erhalten", sagt Eydt.

Stationäre Aufnahmen seien unter der Woche von 8 bis 18 Uhr über Hausärzte, Pflegeheime und Kliniken sichergestellt. Aufnahmen erfolgen also per Anmeldung und Einweisung und in der Regel nicht mehr über den Rettungsdienst. Für den Rettungsdienst rund um die Uhr hingegen bedeutet das eine lange Fahrt in die Kliniken in Fulda, Bad Neustadt oder Bad Kissingen.

Kein Bedarf

Dass die Situation in lebensbedrohlichen Notfälle dadurch schwieriger wird, dementiert Krankenhausdirektor Ralph Pleier. Das hochspezialisierte Rettungssystem beginne bereits mit der Behandlung im Rettungswagen. Dieser könne dann für jeden einzelnen Fall die richtige Klinik ansteuern. Ein Zwischenstopp in Bad Brückenau koste nur Zeit. Für die sechs Intensivbetten - soviel muss eine Notfallklinik anbieten - sehe er zudem keinen Bedarf.

Grund für die Einstellung der Notversorgung ist zum einen der Pflegefachkräftemangel. Andererseits hätten sich die technische und diagnostischen Möglichkeiten in den letzte Jahren immer weiterentwickelt. "Diese aufwendige Infrastruktur ist leider nicht umsetzbar in einem kleinen Krankenhaus", betont der Geschäftsführer.

Politisch gesteuert

Das sei aber ein deutschlandweites Problem und politisch gesteuert. "Kleinere Krankenhäuser sollen sich eher als Schwerpunktkliniken herausbilden." Und Pleier fügt hinzu: "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht." Die Streichung des Notversorgung falle keinem Sparprogramm zulasten. Das Gegenteil sei der Fall: "Personal wird ausgebaut und gesucht."

Dieter Seban (CSU), dritter Bürgermeister, bedauert die Entscheidung des Krankenhauses: "Das ist kein guter Tag für Bad Brückenau." In der Umgebung gebe es einige große Betriebe. Zeit sei im Notfall ein entscheidender Faktor. "Bisher waren wir hier gut versorgt", fügt Seban hinzu. Aber das breche nun weg. Durch die zeitliche Bindung der Sanitäter durch Krankentransporte in weiter entfernte Krankenhäuser, werde mehr Personal nötig sein.

Doch die Entscheidung ist gefallen: Das Bad Brückenauer Krankenhaus konzentriert sicht sich ab sofort auf die internistische Altersmedizin sowie Chirurgie und Orthopädie. Denn: "Die Alternative wäre nur, das Krankenhaus zu schließen", nutzt Dr. med. Wes Nakchbandi, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Chirurgie, drastische Worte. "Jetzt konzentrieren wir uns darauf, was wir können", betont er weiter.

Nur Politik kann helfen

Bad Brückenaus Stadtrat und Notarzt Prof. Emmanuel Fritschka kritisierte mehrfach die lückenhafte Notfallversorgung in der Kleinstadt (wir berichteten). "Das ist eine betriebswirtschaftliche Entscheidung, die für die Versorgung vor allem kleinerer Notfälle nachteilig ist", sagt er. Politisch müsse gegengesteuert werden, beispielsweise mit Bereitschaftspraxen in den Krankenhäusern. Das sei allerdings noch ein längerer Weg.

Übrigens: Das am Krankenhaus angeschlossene MVZ bietet auch weiterhin die Behandlung von kleineren Wunden wie bisher an. "Das betrifft auch insbesondere Berufsgenossenschaftsfälle, die ambulant versorgt werden können", sagt Nakchbandi.

20 Ärztinnen und Ärzte arbeiten derzeit in der Franz von Prümmer Klinik.