Norden - Gehen im Norder Krankenhaus in den kommenden Jahren die Lichter komplett aus? Aus Sicht des Fördervereins der Ubbo-Emmius-Klinik (UEK) am Standort Norden steht der im Zuge der Zentralklinik-Planungen zugesicherte Erhalt einer Grund- und Regelversorgung in der Stadt vor dem Aus.
Wie der 1. Vorsitzende Dr. Axel Schönian in einem Schreiben mitteilte, habe die Trägergesellschaft der Kliniken eine „vorsätzliche Schwächung“ der Versorgungslage herbeigeführt. „Dadurch, dass 2020 der Chefarzt Dr. R. nach Aurich abgezogen worden ist, ist das Krankenhaus Norden an einem wichtigen Standbein, der Gastroenterologie (beschäftigt sich mit Magen-/Darm-/Baucherkrankungen) geschwächt worden und hat die volle Weiterbildungsermächtigung für Innere Medizin verloren“, so Schönian.
Aufgrund ständiger Kürzungen hätten inzwischen auch beide Nachfolger bereits gekündigt. In Norden gebe es aktuell keine Fähigkeit mehr, in Notfällen eine Magen-Darm-Spiegelung durchzuführen – und „eine entsprechende Stellenausschreibung, um diesen Mangel zu beheben, gibt es nicht“. Norden verliere damit ein wesentliches Merkmal eines Akutkrankenhauses.
UEK widerspricht
Die UEK-Trägergesellschaft wies auf Anfrage unserer Redaktion den Vorwurf zurück, dass der Standort Norden geschwächt oder geschlossen würde. „Es werden dort außerdem auch weiterhin Endoskopien durchgeführt. Und es wird kein Personal entlassen“, betonte Pressesprecherin Annika Weigelt. Der nach Aurich gewechselte Chefarzt Dr. Raytarowski würde zudem weiterhin in Norden tätig bleiben – auch die Weiterbildung am Standort sei unbeeinflusst.
Weigelt räumte dabei ein, dass die Stellenbesetzung für die Kliniken jedoch ein grundsätzliches Problem sei. Aber: „Aktuell gelingt es noch, längerfristige Vakanzen zu vermeiden. Dabei kommen temporär sowohl bei den Ärzten als auch bei den Pflegekräften immer wieder Honorarkräfte zum Einsatz.“ Bereits 2014 habe man deshalb auch für eine Zentralisierung – und damit die Zentralklinik – argumentiert, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Der Förderverein geht in seinen Vorwürfen jedoch weiter: „Dem Förderverein liegen Informationen vor, dass, entgegen aller Beteuerungen zur Sicherstellung am Standort in Norden, eine Schließung der Grundversorgung im Norder Krankenhaus (also Innere und Chirurgische Abteilung mit Funktionsfähigkeit 24 Stunden täglich) unmittelbar bevorsteht – kurz nach den Landtagswahlen im Oktober und lange vor dem geplanten Starttermin der Zentralklinik 2028.“
Zwänge geschaffen
Beim aktuellen Kurs seien bisherige Erklärungen der Trägergesellschaft sowie seitens der Politik im Bezug auf den Erhalt der Grund- und Regelversorgung nicht haltbar, da entsprechende Maßnahmen „nie ernsthaft verfolgt worden seien“. Vermeintliche Sachzwänge seien vielmehr selbst geschaffen worden, um am Ende die Existenz des Krankenhauses in Norden in Frage stellen zu können. Die UEK-Trägergesellschaft ließ diesen Punkt auf Anfrage unbeantwortet.
Ein Scherbenhaufen
Eine Breitseite feuert der Förderverein dabei auch gegen den scheidenden Geschäftsführer Claus Eppmann ab, der „neben einem gesundheitspolitischen Scherbenhaufen in Norden auch ein finanzielles Desaster hinterlasse“, wie Schönian schreibt. Eppmann sei von den regional führenden Politikern mit Macht und Finanzen ausgestattet worden und über den Aufsichtsrat entsprechend kontrolliert worden. Die entscheidenden Gremien müssten deshalb jetzt sicherstellen, dass die zugesagte Sicherung der Versorgung am Standort Norden gewährleistet bleibt und zudem ein Konzept erarbeiten, um eine chirurgische Abteilung mit einer 24-Stunden-Versorgung zu entwickeln.