Klinikum Kulmbach Siebenstellige Mehrkosten vor Augen

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Auch am Kulmbacher Klinikum stöhnen die Verantwortlichen unter dem Druck ständig steigender Preise. Foto: Klinikum Kulmbach

Noch sei das Kulmbacher Klinikum wegen der Preisexplosion nicht in akuter Not, sagt Geschäftsführerin Brigitte Angermann. Doch das könne sich ohne Hilfe schnell ändern.

 
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Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat Alarm geschlagen. Preissteigerungen auf dem Energiemarkt, ob Strom oder Gas, aber auch massiv teurere Einkaufspreise im Bereich des medizinischen Bedarfs brächten Kliniken im ganzen Land zunehmend in Existenznot. 40 Prozent der deutschen Krankenhäuser sehen laut DKG ihre Situation so gefährdet, dass Insolvenzen drohen, 60 Prozent seien bereits in den roten Zahlen. Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DGK, sieht schwarz, wenn kein Inflationsausgleich kommt: „Krankenhäusern droht die Schließung aus wirtschaftlichen Gründen, der Personalmangel gefährdet die Versorgung, die Kliniken erwarten horrende Rechnungen für Gas und Strom, und das alles in Erwartung einer Herbst- und Winterwelle.“ Die Politik schaue zu, wie Kliniken ins Straucheln geraten.

Das Kulmbacher Klinikum zählt laut Geschäftsführerin Brigitte Angermann derzeit noch zu den Glücklichen in einer Situation, die auch sie mit Sorge betrachtet. „Für 2022 haben wir noch gute Preise, weil wir langfristige Verträge abgeschlossen hatten. Aber die laufen zum Jahresende aus, was Gas angeht. Für das nächste Jahr sieht es dementsprechend schlecht aus. Wir müssen mit immens steigenden Preisen für Gas rechnen.“ Beim Strom hingegen habe das Klinikum so etwas wie eine „Schonfrist“, weil bereits ein Vertrag für das kommende Jahr abgeschlossen wurde: „Da sind wir noch auf der sicheren Seite.“ Doch Grund für eine völlige Entwarnung sei das auch für das Kulmbacher Klinikum nicht. „Es wird uns mit ziemlicher Sicherheit mit siebenstelligen Beträgen treffen, außer es kommt der Preisdeckel, den die EU angekündigt hat.“ Das Klinikum Kulmbach hat seit 20 Jahren ein zertifiziertes Umweltmanagement und setzt sich Jahr für Jahr Umweltziele. Die technischen Anlagen sind auf dem neuesten Stand und viele Maßnahmen wurden ergriffen, um Energie zu sparen. Deshalb sind weitere Einsparungen durch Reduzierung der Verbräuche nur in geringem Umfang möglich. Angermann spricht von einer Belastung, betont aber: „Wir sind nicht in der Existenz gefährdet, wie das bei anderen Krankenhäusern der Fall ist, die seit Jahren negative Ergebnisse schreiben und jetzt umso mehr in die Bredouille kommen.“

Einfach die Preise erhöhen, das geht nicht im Gesundheitssystem. Was Krankenhäuser verrechnen dürfen, ist per bundeseinheitlich festgelegtem Fallpauschalenkatalog definiert. Angermann: „Wir haben einen staatlich regulierten Erlös. Da kann nur die Bundesregierung kurzfristige finanzielle Hilfen beschließen, um das Problem über einen Inflationsausgleich möglichst schnell zu lösen.“ Die explodierenden Energiepreise seien nur das eine, die Sachkosten im medizinischen Bereich das andere. „Wir spüren die Preiserhöhungen an allen Ecken und Enden, bei den Arzneimitteln, beim medizinischen Sachbedarf, bei Lebensmitteln und Logistikkosten und dies bereits während der gesamten Pandemie.“ Als Beispiel nennt Angermann den Einkauf von Skalpellen. Dafür müsse inzwischen der dreifache Preis bezahlt werden. Durch die finanziellen Belastungen sind viele Kliniken in ihrer Existenz bedroht. Bettenschließungen und in der Folge Versorgungsengpässe drohen. red

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