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Förderbescheid

MCB-Chef Klöckner spricht endlich Klartext: Klinik Tettnang bleibt erhalten

Tettnang / Lesedauer: 4 min

Endlich gibt es Antworten auf SZ-Fragen – Am Standort Tettnang soll ein Zusatzangebot für chronisch Kranke entwickelt werden
Veröffentlicht:08.09.2022, 19:00

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Der Standort Tettnang soll als Klinik erhalten bleiben: Das stellt jetzt Franz Klöckner klar, Geschäftsführer des Medizin Campus Bodensee (MCB). Die Formulierungen im Förderbescheid und auch in einer gemeinsamen Stellungnahme von MCB und der Stadt Friedrichshafen als Träger hatten erhebliche Interpretationsspielräume gelassen, ob die Klinik als Ganzes in ein primäres Versorgungszentrum transformiert werden oder ob es ein zusätzliches Angebot geben soll.

Mit den Antworten auf die Fragen der „Schwäbischen Zeitung“ kehrt damit endlich Klarheit ein. Der Fragenkatalog lag dem MCB und der Stadt Friedrichshafen seit einigen Wochen vor, wurde aber erst an diesem Donnerstag konkret beantwortet.

Was Lucha sagte und was die OSK macht

Die Förderbescheide rund um Primärversorgungszentren (PVZ) stehen in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit Äußerungen von Gesundheitsminister Manne Lucha . Der hatte unter anderem der Klinik Tettnang Ende 2021 bei einer Rede im Ravensburger Kreistag bescheinigt, keine Zukunftsperspektive zu haben.

So äußerte er sich auch zu anderen Häusern, so auch beim nördlich gelegenen Klinikverbund Oberschwabenklinik (OSK). Bei der OSK erfolgte in diesem Kontext bereits das Aus beispielsweise für den Klinikstandort Bad Waldsee. Ein Ersatz soll dort später durch ein PVZ geschaffen werden.

Offene Fragen nach Förderbescheid und Stellungnahme

Inwieweit es auch in Tettnang eine Umwandlung oder auch nur eine Ergänzung geben sollte, ließ eine gemeinsame Stellungnahme der Stadt Friedrichshafen und des MCB vom 2. September offen. Gerade im Kontext der Vorgänge bei der OSK gab es hier allerdings hinreichenden Grund, die Frage nach der Zukunft von Tettnang als Klinikstandort zu stellen.

Warum nicht gleich klare Worte?, fragt Redaktionsleiter Mark Hildebrandt in DIESEM Kommentar

Hier schärft der MCB nun mit der Beantwortung der Fragen der „ Schwäbischen Zeitung “ nach. Franz Klöckner sagt erstmals ganz klar, dass das PVZ in Tettnang als Zusatzangebot gedacht ist. Es werde keine Transformation des Gesamtstandorts geben. Was im Klartext heißt: Der MCB hat das Ziel, Tettnang als Klinikstandort zu erhalten.

Erweiterung des Portfolios in Tettnang

Klöckner: „Vielmehr soll das zusätzliche ambulante Angebot in Abstimmung mit allen Beteiligten, den verantwortlichen Mitarbeitenden und den bereits jetzt in der Klinik Tettnang tätigen externen Partnern, das Portfolio des MCB-Standorts Tettnang erweitern.“

Dass der MCB die Klinik Tettnang erhalten möchte, lässt sich auch an zwei weiteren Aussagen Klöckners festmachen: „Die Verlagerung von Abteilungen von Tettnang nach Friedrichshafen ist keine Zielsetzung des Projekts.“ Und: „Für die Mitarbeitenden der Klinik Tettnang besteht weiterhin eine Arbeitsplatzsicherheit. Darüber hinaus schaffen wir zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten am Standort Tettnang.“

Freude über Fördersumme von 260 000 Euro

Mit Blick auf den Förderbescheid hebt Klöckner hervor, dass es sich erst einmal um die konzeptionelle Vorarbeit handelt. Über die Fördersumme von 260 000 Euro „freuen wir uns sehr“. Diese Arbeit wird bis Frühjahr 2024 laufen, der Bescheid ist Mitte Juli zugegangen.

Offensichtlich sehe „das Sozialministerium – ebenso wie die Gremien und Verantwortlichen des MCB – die Notwendigkeit, neben der stationären Versorgung, die die Klinik Tettnang bietet und die uneingeschränkt notwendig ist, für einen Ausbau des ambulanten und koordinierenden Angebots, beispielsweise für die Behandlung chronisch Kranker mit Diabetes mellitus, koronarer Herzkrankheit und arterieller Hypertonie“, äußert sich Klöckner in seiner Antwort.

Verzahnung zwischen beiden MCB-Häusern soll eng bleiben

Der Projekttitel „Einbindung und Transformation der Klinik Tettnang in ein sektorenübergreifendes Netzwerk zur Sicherstellung der Versorgung von chronisch kranken Menschen im östlichen Bodenseekreis“ beinhaltet vor diesem Hintergrund also im Grunde in der Sache keine Transformation im Sinne einer vollständigen Umstrukturierung.

Bezüglich der Verzahnung der beiden MCB-Standorte Friedrichshafen und Tettnang äußert sich Franz Klöckner: „Die bisherige Zusammenarbeit zwischen den MCB-Kliniken wird fortgeführt und ausgebaut.“ Eine weiterhin enge Verzahnung zwischen den beiden Krankenhäusern, um die intersektorale Patientenversorgung sicherzustellen, sei das Ziel.

Mit Blick auf die Bedeutung des Hauptstandorts Friedrichshafen heißt es seitens Klöckner: „Das Klinikum Friedrichshafen ist seit geraumer Zeit ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung für die Region Bodensee und wird diesen Auftrag auch weiterhin erfüllen.“

Später sollen Mitarbeiter mit eingebunden werden

In Tettnang soll es ein intersektorales PVZ geben (iPVZ). Wie zu erfahren war, bezieht sich das Wort „intersektoral“ auf die Verknüpfung von ambulanten und stationären Strukturen. Laut der gemeinsamen Stellungnahme von Träger und MCB von Anfang September soll das Konzept unter Beteiligung von Mitarbeitenden entwickelt werden. So weit ist der Prozess aber offenbar noch nicht.

Klöckner: „Vor weniger als einem Monat haben wir mit der Konzepterstellung begonnen. Die verantwortlichen Mitarbeitenden und externen Partner, die Gremien sind an Bord. Zu gegebener Zeit werden wir unsere Mitarbeitenden involvieren.“