• Klinikum Coburg leidet unter Energiekrise und Inflation
  • Vier Millionen Euro jährliche Mehrkosten befürchtet
  • Kliniken könnten Kostenanstieg nicht weitergeben
  • Nur Unterstützung von Karl Lauterbach (SPD) könne "Einschränkung medizinischer Versorgung" abwenden

Das Klinikum Coburg ist besorgt über die Belastungen, die es aufgrund von Energiekrise und Inflation derzeit zu stemmen hat. Wie eine Sprecherin inFranken.de mitteilt, rechne man aktuell mit jährlichen Kostensteigerungen von vier Millionen Euro. Das Problem: Den Kostenanstieg könnten Kliniken nicht weitergeben, weshalb das Klinikum Coburg eine klare Forderung stellt.

Klinikum Coburg sieht Missstand bei Finanzierung - "nicht im Mindesten berücksichtigt"

Das Klinikum Coburg ist eines von mehreren fränkischen Krankenhäusern, die um die medizinische Versorgung bangen. So befürchtet auch das Klinikum Bamberg einen Kollaps der Grundversorgung und das Klinikum Kulmbach sieht mit Bauchschmerzen dem ablaufenden Gasvertrag entgegen. "Die Gefahr ist real", heißt es in einem Statement an inFranken.de

"Aktuell ist von einer Steigerung der Einnahmen für die Kliniken von 2,32 Prozent auszugehen. Die Inflation liegt aber schon bei knapp acht Prozent. Die Kliniken werden ohne Hilfen in existenzbedrohende Situationen kommen, was wiederum zu einer Einschränkung der medizinischen Versorgung für die Bevölkerung führen kann", heißt es weiter. "Über ein System mit reglementierten Preisen, das die aktuellen Entwicklungen nicht im Mindesten berücksichtigt", laufe derzeit die Krankenhausfinanzierung.  

Für Kliniken und medizinische Einrichtungen existiere "keinerlei Ausgleichsmechanismus, der es uns erlaubt, die gestiegenen Kosten abzufangen. Kliniken dürfen ihre Preise nicht selbständig an veränderte Bedingungen anpassen und kommen damit in finanzielle Probleme", stellt die Sprecherin klar. Noch dazu gebe es derzeit keine Rechtsgrundlage, auf der Kliniken mit den Kassen über einen Ausgleich verhandeln könnten. 

Einsparmöglichkeiten begrenzt - Einschränkungen des Klinikbetriebs drohen ohne Hilfen

"Die aktuelle Entwicklung hat das Spannungsfeld zwischen optimaler Patientenversorgung und einem wirtschaftlichen Betrieb der Einrichtungen, massiv verschärft", so die Sprecherin. Der Regiomed-Gesundheitsverbund befinde sich mit seinen Einrichtungen seit 2018 in einer Sanierungsphase. In diesem Zusammenhang seien in den vergangenen Jahren "bereits erhebliche Einsparpotentiale realisiert" worden.

Dazu gehörten unter anderem Sachkosteneinsparungen und Standortkonsolidierungen für verschiedene Leistungsbereiche (zum Beispiel Apotheke). Einsparungen bei der Energieversorgung seien nur in begrenztem Umfang möglich. "Kosteneinsparungen in der Größenordnung, um die aktuellen und zu erwartenden Kostensteigerungen nachhaltig zu decken, sind angesichts der reglementierten Preise nur über wesentliche strukturelle Veränderungen möglich", führt die Sprecherin aus.

Hierbei müsse die oberste Prämisse sein, "keine Einschränkungen des Klinikbetriebs vorzunehmen, die mit einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung einhergehen. Ohne Unterstützung von außen wird es hier jedoch gegebenenfalls zu Einschränkungen kommen".

Lauterbach will Hilfspaket einführen - Klinikum schaut dennoch ins Ungewisse

Das Klinikum Coburg befürworte die Aktion der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), einen Inflationsausgleich zu fordern. Regiomed unterstütze in diesem Zuge die Petition der DKG mit dem Titel "Alarmstufe Rot: Krankenhäuser in Gefahr". Konkret müsse "der Landesbasisfallwert, also der festgelegte Berechnungsfaktor, mit dem die Kliniken und die Krankenkassen die konkreten Preise verhandeln, kurzfristig um mindestens eine Inflationskomponente erhöht werden". Denn dieser Wert werde im Normalfall retrospektiv und mit hohem Zeitversatz ermittelt. 

"Die Gesellschafter von Regiomed unterstützen den Gesundheitsverbund nach Kräften. Ein gemeinsames Schreiben der Gesellschafter und der Geschäftsführung an die heimischen Bundestagsabgeordneten verwies auf die prekäre Lage aufgrund der Inflationsentwicklung", berichtet die Sprecherin. 

Gesundheitsminister Karl Lauterbach habe am Montag (12. September 2022) ein Hilfspaket für die Kliniken angekündigt, teilt sie außerdem mit. Wann die Mittel aus dem angekündigten Hilfspaket den Kliniken dann zugutekommen werden und ob diese zur Deckung der Finanzierungslücke im Klinikum Coburg ausreichen werden, sei aktuell noch ungewiss.

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