Das städtische Unternehmen Hamburg Wasser und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben ein Forschungsprojekt zur besseren Reinigung von Krankenhaus-Abwasser gestartet. In einem Forschungscontainer direkt am Klinikum werden dabei zunächst die biologischen Reinigungsstufen des Klärwerks Hamburg im Miniaturformat nachgebildet. Anschließend werden zwei Filtrationsmethoden - die "Ultrafiltration" und die "Aktivkohlefiltration" - genutzt, um mit herkömmlichen Methoden bislang nicht erfasste Stoffe wie Medikamentenrückstände zu entfernen. Später soll noch die Oxidation genutzt werden, wie Hamburg Wasser und das UKE am Freitag mitteilten.

"Das ist ein Herzensprojekt von uns", sagte der Direktor für Patienten- und Pflegemanagement und UKE-Vorstandsmitglied, Joachim Prölß. Denn es werde künftig von großer Bedeutung sein, dass neben Arzneimitteln und Umweltschadstoffen auch möglichst wenige Resistenzgene aus Kläranlagen freigesetzt werden, da diese über die Nahrungskette wieder zurück zum Menschen und in das Gesundheitswesen gelangen könnten. Das Thema beschäftige das UKE sehr, "weil natürlich das Klären von unserem Wasser extrem wichtig ist". Allein das UKE verbrauche mit seinen jährlich 90.000 stationären und 360.000 ambulanten Patienten, seinen 14.000 Beschäftigten und seinen 3500 Studierenden pro Jahr rund 343 Millionen Liter.

Hamburg Wasser-Vorstandssprecher Ingo Hannemann sagte, er erhoffe sich von der "veritablen Forschungsanlage" auch Hinweise für Medikamentenhersteller, wie diese ihre Arzneien biologisch abbaubar machen können. Hintergrund sind dabei den Angaben zufolge Studien, nach denen in der alternden Gesellschaft der Arzneimittelverbrauch in den kommenden 20 Jahren um bis zu 70 Prozent zunehmen werde. Bereits jetzt seien in Deutschland gut 105.000 verschiedene Arzneimittel zugelassen, mehr als 35.000 davon frei verkäuflich.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) nannte das Projekt "großartig". Sie hoffe, dass dadurch Verfahren entwickelt werden, "die Mikroschadstoffe, Medikamentenrückstände, Mikroplastik vollständig entfernen". Analytisch begleitet wird das Projekt den Angaben zufolge vom Institut für Hygiene und Umwelt. Ein weiterer Forschungspartner sei die HAW Hamburg, die die Untersuchungen mit Versuchen zur Nanofiltration ergänze.

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